Princess Band 47
über den Horizont und tauchte das Land in ein goldenes Licht.
Felicia atmete auf, da Raschid sich auf das Fahren konzentrierte. Aber früher oder später würden sie anhalten, und er würde nach Faisals Brief greifen.... Sie versuchte, sich auf die Landschaft zu konzentrieren.
Für Felicia sah jeder Sandhügel gleich aus, aber Raschid wechselte mehrmals die Richtung. Nach einer Weile stellte sie fest, daß er sich immer rechts von der Sonne hielt. Einen Kompaß gab es in dem Wagen nicht.
Kurz vor Mittag hielt er an und bedeutete ihr mit einem Kopfnicken auszusteigen. Instinktiv wanderte ihr Blick zu den Briefen, bevor sie die Tür öffnete. Sie war steif, was teils auf das stundenlange Sitzen, teils auf die Nervenanspannung zurückzuführen war. Sie fiel fast aus dem Wagen, und Raschid kam sofort mit langen Schritten zu ihr herum, packte sie und stellte sie sicher auf den Boden.
Felicia fiel sein konzentrierter Gesichtsausdruck auf, der unwillkürlich Vertrauen einflößte. Er würde sicher ein verläßlicher Partner sein, wenn man sich in dieser Wildnis verirrte. Eine Frau konnte sich zumindest auf seine Stärke verlassen, wenn sie schon nicht mit seiner Zärtlichkeit rechnen konnte.
"Steif?" fragte Zahra mit einem Lächeln.
"Ein bißchen", gab Felicia zu, ließ dabei jedoch Raschid, der die Briefe von der Ablage nahm, nicht aus den Augen. "Geht es bald los?" erkundigte sie sich abwesend.
"Nachdem wir gegessen und getrunken haben. Die Männer werden die Falken fliegen lassen, und wir folgen ihnen mit den Land Rovern. Manchmal fliegen sie meilenweit, ohne eine Hubara zu entdecken. Hubaras sind schlaue Tiere, sie sind zwar nicht schnell, aber wenn die Falken über ihnen kreisen, stellen sie sich tot. Außerdem spritzen sie eine schleimige Flüssigkeit in die Augen der Falken, die diese wehrlos macht. Du siehst also, die Chancen sind keineswegs unausgeglichen."
Achmed lächelte. "Ich nehme an, daß das Ihrem Sinn für Fairneß entgegenkommt, Miss Gordon. Eine Hubara ist ganz gut in der Lage, ihren Jäger zu überlisten."
Zahra reichte ihr einen Becher mit frischem Limonensaft, und Felicia setzte sich neben sie.
"Wie gefällt Ihnen die Wüste, Miss Gordon?" Raschids Stimme ließ Felicia hochschrecken. Hatte er Faisals Brief schon gelesen und wollte sie quälen, indem er die Sache hinauszögerte?
"Sehr gut." Sie sah sich um. "Hier frage ich mich immer, wie ich es ertragen konnte, den ganzen Tag in einem engen Büro zu sitzen - wie ein Tier im Käfig. Aber selbst der Freieste unter uns ist an irgend etwas gebunden. Je größer die Verantwortung, je enger die Fesseln. Eine Frau, die sich entschließt, ihr Leben mit einem Mann zu teilen muß lernen, auch die Vorliebe für seine Hobbys zu teilen."
"Spielen Sie auf meine Großmutter an? Sie war eine Ausnahme. Es gibt nicht viele Frauen, die aus Liebe zu einem Mann alles andere aufgeben. Damals war meine Familie bei weitem nicht so wohlhabend wie heute, und das Leben war hart. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie mit Ihrer verwöhnten Lebensart auf alle Annehmlichkeiten verzichten, nur um bei einem einzigen Mann zu sein."
"Weil Sie es sich nicht vorstellen wollen", erwiderte Felicia ruhig. "Sie sehen in mir nur das, was Sie sehen wollen."
"Ich wünschte, es wäre so", entgegnete Raschid rauh. Und nach einer kleinen Pause: "Jetzt sind Sie verärgert, nicht wahr? Ihre Augen lodern wie grüne Flammen im Krater eines Vulkans. Als ich Sie vor kurzem in den Armen hielt, glänzten sie geheimnisvoll wie Jade."
"Raschid, Felicia, seid ihr fertig zum Essen?"
Felicia wußte nicht, ob sie Nadia danken oder sie verfluchen sollte. "Ja", rief sie zurück und erhob sich.
Nach der kleinen, leichten Mahlzeit gingen die Männer sofort hinüber zu den Falken.
"Jetzt sind wir nur noch unerwünschte Anhängsel", lachte Nadia. "Wenn ich dir einen Rat geben darf: Setz dich vorn auf
den Beifahrersitz und halt dich fest. Diese Fahrten sind die reinste Tortur. Die Männer legen großen Wert darauf, keinen Falken zu verlieren, und sie nehmen keine Rücksicht auf ihre weiblichen Begleiter."
Felicia war dankbar für Nadias Warnung. Als sie ins Auto stieg, wanderte ihr Blick automatisch zu der Stelle, wo die Briefe gelegen hatten. Sie waren fort.
Felicias Herz begann schneller zu schlagen. Raschid hatte Faisals Brief also höchstwahrscheinlich gelesen, und es würde nicht me hr lange dauern, bis er sie zur Rede stellte... Hätte sie doch nur den Mut gehabt, ihm vorher
Weitere Kostenlose Bücher