Princess Band 47
und ihr erzählte, daß ihre Eltern mit Schweigen reagiert und ihr keine Unterstützung angeboten hatten.
Rose tröstete ihre Freundin und riet ihr, sich vorläufig mit der Situation abzufinden und nicht weiter darüber nachzudenken.
"Ich heirate Jacques, und wenn sich alle Welt auf den Kopf stellt", erklärte Kerry trotzig und stürzte sich in die Hochzeitsvorbereitungen.
Rose ging jeden Tag - wie sie Miss Grantchester versprochen hatte - für einige Stunden aufs Schloß, um ihr bei der Korrespondenz zu helfen und ihr vorzulesen. Yvette, das Mädchen, ließ sie ein und brachte sie zu den Zimmern im Südflügel, die Philippes Großtante bewohnte.
Rose begriff schnell , daß sie hier nichts verändern durfte. Jedes Möbelstück mußte exakt an seinem Platz stehen, damit Miss Grantchester sich stets in ihrer Umgebung zurechtfand. Sie wußte genau, wo die Schreibmaschine stand und wo sie ihre Tonbänder fand mit den neuesten Aufzeichnungen klassischer und moderner Literatur, die ihr regelmäßig aus England geschickt wurden. Zusätzlich hörte sie viele Radiosendungen, so daß sie stets auf dem laufenden war, besonders was das aktuelle Geschehen in Politik und Wirtschaft betraf.
Miss Grantchester war in erster Linie Geschäftsfrau, und sie besaß ein erstaunliches Geschick, mit Geld umzugehen. Kein Wunder, daß sie eine wohlhabende und einflußreiche Persönlichkeit und als solche auch Ehrenpräsidentin mehrerer Wohlfahrtsorganisationen war. Da sie aber nicht mehr an den Sitzungen teilnehmen konnte, schickte sie Schecks über großzügige Summen zu deren Unterstützung.
Für Rose war es eine wunderbare Erfahrung, einer solchen Frau assistieren zu dürfen, ganz abgesehen davon, daß die "Arbeitsbedingungen" einmalig waren. Miss Grantchesters Räume waren die schönsten, die Rose je gesehen hatte. Große Flügeltüren führten auf einen mit Petunien und Geranien üppig berankten Balkon, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die Gartenanlagen hatte.
Wenn es zu warm war, um draußen zu sitzen, zogen sich die beiden Damen in das Wohn-Arbeitszimmer zurück, und Rose setzte sich an den antiken Schreibtisch. Sitzgruppen mit leinenbezogenen Sofas und Tischen, auf denen stets frische Blumen standen, meterhohe Spiegel und dicke Teppiche verliehen dem Zimmer eine zugleich luxuriöse und behagliche Note.
An diesen wunderschönen Raum schloß sich Miss Grantchesters Schlafzimmer mit einem dem großzügigen Stil entsprechenden Badezimmer an. Wenn sie etwas brauchte, klingelte sie, und sofort erschien ein Dienstmädchen - meistens Yvette -, um ihre Wünsche zu erfüllen.
Philippe war normalerweise schon fort, wenn Rose ins Schloß kam, und da sie für gewöhnlich mittags zu Kerry zurückkehrte, sah sie ihn fast nie. Am Ende der ersten Woche jedoch, als sie sich gerade von Miss Grantchester verabschiedet hatte, lief sie ihm auf der Treppe sozusagen in die Arme.
"Guten Tag, Rose", begrüßte sie Philippe. "Würden Sie bitte einen Augenblick mit in mein Büro kommen?"
Rose wußte zwar nicht, was er von ihr wollte, aber sie folgte ihm mit klopfendem Herzen durch die Halle.
"Bitte treten Sie ein", forderte Philippe sie auf und öffnete die Tür zu einem Raum, dessen männliche Note sofort auffiel.
Bücherregale reichten bis an die Decke, bequeme Ledersessel standen um einen Marmortisch vor einem offenen Kamin.
Philippe bot ihr einen Sessel an. "Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie meiner Großtante helfen", sagte er, nachdem sie sich gesetzt hatte. "Sie hat mir erzählt, wie nützlich Sie ihr sind."
"Mir macht die Arbeit großen Spaß."
"Wir haben bis jetzt noch nicht über Ihre Vergütung gesprochen."
"Das ist auch nicht nötig. Ich habe viel freie Zeit und bin Ihrer Tante gern behilflich."
"Trotzdem, Rose. Schließlich verbringen Sie hier Ihre Ferien und haben durch Ihre Tätigkeit viel weniger Zeit zum Sonnen."
Um seine Lippen spielte ein belustigtes Lächeln, und Rose spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoß. "Ich habe Ihnen einen Scheck ausgeschrieben." Philippe ging an seinen Schreibtisch.
"Aber ich habe nie mit einer Bezahlung gerechnet", protestierte Rose.
"Eine kleine Anerkennung kann nicht schaden, und ich ziehe es vor, daß wir Ihre Tätigkeit hier auf geschäftlicher Basis regeln." Er drückte ihr den Scheck in die Hand, aber als Rose die Summe sah, erschrak sie.
"Das ist entschieden zuviel, Monsieur du Caine. Einen solchen Betrag habe ich nicht verdient."
Er zuckte die Schultern.
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