Princess Band 47
Armband und eine goldene Kette mit einem Kreuz um. Sie betrachtete sich kritisch im Spiegel und war mit sich zufrieden.
Am Schloß angelangt, läutete Rose, und ein Mädchen öffnete die Tür. Es bat Rose, ihm zu folgen, und führte sie in die große, holzgetäfelte Halle, von wo eine breite Treppe nach oben führte. Auf halber Höhe teilte sich die Treppe und ging in eine Galerie über.
Das Mädchen öffnete eine Tür. "Mademoiselle Robinson ist da", meldete es, und Rose trat ins Zimmer.
Miss Grantchester saß auf einem Sofa und hielt ein großes Buch in Blindenschrift auf dem Schoß. Der Hund lag ihr zu Füßen. Sie legte das Buch zur Seite und streckte Rose ihre Hand entgegen. "Kommen Sie, Rose, setzen Sie sich zu mir. Was möchten Sie trinken?"
"Danke, nichts, Miss Grantchester."
"Nicht einmal einen kleinen Sherry?"
"Nein, ich mache mir nichts aus Alkohol."
"Aber Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich ein Glas nehme? Yvette, bringen Sie mir bitte einen Sherry."
"Oui, Mademoiselle." Das Mädchen goß den Sherry in ein geschliffenes Glas und reichte es Miss Grantchester.
"Ich trinke nicht viel, aber vor dem Essen nehme ich gern einen Sherry", erklärte sie. "So, und nun zu Ihnen. Sie sind mit Philippe nach Les Virages gefahren, um Ihren Wagen abzuholen, nicht wahr? Hatten Sie eine gute Fahrt?"
"Ja, danke. Es war sehr freundlich von Monsieur du Caine, mich zur Werkstatt mitzunehmen."
"Philippe hilft gern und ist sehr fürsorglich. Seit ich blind bin, fällt mir das besonders auf. Ihm ist nichts zuviel, und oft denke ich, was für ein Glück es ist, daß ich einen so großartigen Neffen habe."
"Ich bin überzeugt, daß er Sie sehr gern hat, Miss Grantchester." Die alte Dame lächelte. "Hat er Ihnen gesagt, warum er nach Les Virages wollte?"
"Nein, ich habe keine Ahnung", erwiderte Rose erstaunt.
"Ich hätte mir denken können, daß er darüber nicht spricht", sagte Philippes Tante spitz.
Wie kommt sie nur auf den Gedanken, daß ihr Neffe ein so heikles Thema ausgerechnet mit mir besprechen würde, dachte Rose verwundert. Sie hatte das Gefühl, daß sie Miss Grantchester einiges erklären mußte, denn offenbar vermutete sie hinter ihrer flüchtigen Bekanntschaft mit Philippe mehr, als es der Fall war. "Ich kenne Monsieur du Caine kaum. Wir sind uns zufällig bei der Werkstatt in Les Virages begegnet, als mein Wagen nicht mehr weiter wollte. Ich bin hier in Chandelle bei meiner Freundin zu Besuch. Das ist alles."
"Ja, natürlich", lächelte die alte Dame. "Und nun erzählen Sie von sich. Ich weiß von Philippe, daß Sie hübsch und jung sind."
"Ich bin fast neunzehn Jahre alt", erwiderte Rose und war froh, daß Miss Grantchester nicht sehen konnte, wie rot sie geworden war. Also hatte sich Philippe mit seiner Tante über sie unterhalten. Was mochte er ihr alles erzählt haben?
"Wo wohnen Sie in England?" fragte Miss Grantchester.
Die alte Dame zeigte sich so interessiert, daß Rose bald über alles mögliche sprach. Sie berichtete über ihre Eltern, ihre Großmutter und Kerry und Jacques, wobei sie allerdings verschwieg, warum die beiden so schnell heiraten wollten.
Pünktlich um acht Uhr kam das Mädchen herein und meldete, daß das Essen angerichtet sei. Miss Grantchester stand auf und ging so sicher zur Tür, daß Rose kaum an ihre Blindheit glauben konnte.
Im kostbar möblierten Eßzimmer setzten sich Miss Grantchester und Rose an den Mahagonitisch, auf dem nur zwei Gedecke lagen. Ein Arrangement aus Blumen und Früchten schmückte die Mitte des Tisches. Rose genoß das hervorragende Dinner vom ersten bis zum letzten Gang, aber fast noch mehr die Unterhaltung mit Philippes Großtante. Es kam ihr vor, als würde sie die alte Dame schon seit langer Zeit kennen. Und auch Miss Grantchester schien sich in Roses Gesellschaft wohl zu fühlen, denn als sie beide zum Kaffee ins Wohnzimmer hinübergingen, sagte sie:
"Meine Liebe, ich kann mich nicht erinnern, mich jemals mit einem Menschen so schnell angefreundet zu haben wie mit Ihnen. Hoffentlich habe ich Sie nicht zu sehr gelangweilt."
"Ich habe jede Minute genossen", erwiderte Rose wahrheitsgetreu. Doch als sie auf die Uhr schaute, erschrak sie.
Es war schon nach neun, und sie mußte noch zu Jacques' Eltern. Das hatte sie Kerry versprochen. Trotzdem konnte sie nicht gleich nach dem Dinner verschwinden, das wäre sehr unhöflich gewesen.
"Sie müssen mich oft besuchen, Rose", sagte Miss Grantchester jetzt. "Sie würden mir einen großen
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