Princess Band 47
"Meine Tante macht es glücklich, daß Sie jeden Morgen kommen, und ich bin glücklich, weil sie glücklich ist. Mir erscheint die Summe durchaus nicht zu hoch. Ich möchte nicht, daß Sie womöglich aus finanziellen Gründen früher abreisen müssen."
"Aber ich leiste doch gar keine richtige Arbeit. Ich helfe Miss Grantchester, weil ich viel Zeit habe und sie mich brauchen kann. Und wegen meiner Abreise müssen Sie sich keine Gedanken machen. Ich bleibe auf jeden Fall bis zu Kerrys Hochzeit hier."
"Stimmt es, daß Sie in England noch keinen Job gefunden haben?"
"Ja, aber..."
"Dann brauchen Sie auch nicht gleich nach der Hochzeit zurückzufahren, nicht wahr?"
"Nein..."
"Ich knüpfe an Ihre Tätigkeit hier keinerlei Bedingungen. Sie können kommen und gehen, wie es Ihnen paßt. Meine Tante wäre überglücklich, wenn Sie möglichst lange bleiben würden. Sagten Sie nicht, daß Ihnen Ihre Arbeit hier Freude macht?"
"Ja, das stimmt."
"Dann ist ja alles in bester Ordnung. Sie werden jede Woche die gleiche Summe erhalten. Stecken Sie also den Scheck ein, Rose. Glauben Sie mir, ich bin ein recht guter Geschäftsmann und tue nichts, was mir keine Vorteile bringt. Wenn in diesem Fall unsere Vereinbarung auch Ihnen hilft - um so besser."
Natürlich konnte Rose das Geld gut gebrauchen. Die Reparatur ihres Wagens hatte einiges gekostet, und sie wollte sich auch an den Haushaltskosten beteiligen. Kerry war bis jetzt darüber hinweggegangen, aber Rose mochte nicht von ihr abhängig sein. Sie bedankte sich und steckte den Scheck ein.
"Aber ich würde Miss Grantchester auch ohne Bezahlung helfen, Monsieur du Caine", fügte sie hinzu.
"Das weiß ich, Rose. Sie haben es ja bereits bewiesen. Und jetzt hören Sie auf, mich mit 'Monsieur du Caine' anzureden. Ich heiße Philippe."
"Das ist mir bekannt, aber ich kann ja nicht gut meinen Chef mit seinem Vornamen anreden."
"Ich nenne Sie ja auch Rose. Also los, versuchen Sie es!"
"Jawohl, Philippe", sagte Rose lächelnd.
"Das klingt schon besser."
Rose konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß sie von Philippe du Caine dauernd manipuliert wurde und immer das tat, was er wollte. Er hatte sie in eine viel festere Verpflichtung hineinmanövriert, als ihr lieb war.
Als sie sich verabschieden wollte, hielt er sie zurück und fragte: "Hat man Ihnen eigentlich schon das Schloß gezeigt?"
"Nein, das ganze Schloß noch nicht. Ich kenne nur Miss Grantchesters Räume, das Eßzimmer und Ihr Büro."
"Kommen Sie, dann werde ich Sie herumführen."
Sie zögerte, aber Philippe faßte sie am Arm und zog sie mit sich. Sie betraten eine breite Empore, die als Ahnengalerie diente.
"Sind das Ihre Vorfahren?" fragte Rose und betrachtete die Frauen in ihren eleganten Gewändern und die Männer in farbenprächtigen Uniformen.
"Ja. Phantastische Gestalten, nicht wahr?" lachte er.
"Dieser Mann hier sieht Ihnen sehr ähnlich."
"Danke für das Kompliment. Er ist nämlich der bedeutendste von allen. Er hat unser Unternehmen aufgebaut und ließ im achtzehnten Jahrhundert das Schloß renovieren. Während der Revolution hat er seinen Kopf auf den Schultern behalten und außerdem das Familienvermögen gewaltig vermehrt."
Von der Galerie gingen sie durch eine Doppeltür in den Ballsaal, dessen Wände mit lackiertem Holz verkleidet waren. Aber das Herrlichste war die stuckverzierte Decke mit einem riesigen Gemälde in der Mitte, das eine Schäferin darstellte, die von geflügelten Liebesgöttern umgeben war. Drei schöne Kristalllüster hingen herab, und goldgerahmte Spiegel schmückten die Wände.
"Wird dieser Saal oft benutzt?" fragte Rose überwältigt.
"Sehr selten. Zuletzt vor zehn Jahren, glaube ich, anläßlich meines einundzwanzigsten Geburtstags."
"Das muß wunderschön gewesen sein."
"Ja, es war eine großartige Angelegenheit. Aber das Fest galt wohl weniger mir als unseren Geschäftsfreunden, denen man die Bedeutung der du Caines vor Augen führen wollte." Philippe lächelte Spöttisch. "Ich wurde mit allen wichtigen Leuten bekanntgemacht, mit denen ich von diesem Tag an zusammenarbeiten mußte."
"Hat es Ihnen denn keinen Spaß gemacht?"
"Aber natürlich. Ich habe mich köstlich amüsiert. Außerdem war das Ziel erreicht, mich in meine berufliche Karriere einzuführen."
Rose wußte nicht, ob er wirklich so kühl und berechnend war, wie es sich anhörte. "Geben Sie denn nicht auch einmal ein Fest, das mit Geschäften nichts zu tun hat?"
"Wenn ich mich vergnügen
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