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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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seine Verlegerin geworden (»Wir können uns wenigstens darum bemühen, dass Euer Steckenpferd sich selbst trägt.«). Jahre waren verstrichen. Er hatte sich gefragt, wie sie wohl altern würde. Außerstande, sie als Frau zu sehen (für ihn war Königin Kottakal, sechs Fuß groß und dreihundert Pfund schwer, eine Frau), hatte er sich, nachdem er in London eine Aufführung von Ein Sommernachtstraum gesehen hatte, dafür entschieden, dass sie eine Elfe war. Wie sah eine alte oder auch nur mittelalte Elfe aus?
     
    Nun nahmen sie in einer kleinen Kammer im ersten Stock von Leicester House Platz, einem Raum, der weniger förmlich war als ein Salon, und sie ließ sich furchtlos auf einem Stuhl nieder, der einem Fenster gegenüberstand, noch dazu einem nach Westen gehenden Fenster, das rotes Sonnenlicht hereinließ. Dappa musterte sie.
    »Was seht Ihr?«, fragte sie, die ihn ihrerseits musterte.
    »Ich kann Euch nicht mehr als etwas anderes sehen als meine Freundin, Gönnerin und Lady, Eliza«, antwortete er. »Anzeichen von Alter, nachlassender Gesundheit, Erfahrung und Charakter, von denen ein Fremder sich vielleicht einbilden würde, sie in Eurem Gesicht wahrzunehmen, sind für mich unsichtbar.«
    »Aber was seht Ihr wirklich?«
    »Ich habe nicht genügend dünne weiße Frauen betrachtet, um zum Richter berufen zu sein. Aber ich erkenne, dass eine gute Knochenstruktur von Vorteil ist und dass Ihr eine habt; siehe, der Schöpfer hat Euch ein ausgezeichnetes Gerüst mitgegeben.«
    Diese Bemerkung fand sie merkwürdig erheiternd. »Habt Ihr jemals einen Arcachon oder eine ehrliche Darstellung eines solchen gesehen?«
    »Nur Euch, Mylady.«
    »Ich meine einen erblichen Arcachon. Ich sage nur so viel, dass sie kein gutes Gerüst besitzen und das auch durchaus wissen. Und die Position, die ich heute in der Welt innehabe, verdanke ich nicht Klugheit, Mut oder Güte, sondern der Tatsache, dass ich ein gutes Gerüst besitze und imstande bin, es weiterzugeben. Was meint Ihr dazu, Dappa?«
    »Wenn es Euch an der Steilwand, welche die Welt darstellt, so etwas wie einen Halt verschafft, von dem aus Ihr von Eurem Übermaß an Klugheit, Mut und Güte Gebrauch machen könnt, so trinke ich auf die Knochenstruktur!«, gab Dappa zurück und hob seine Teetasse.
    Sie verlor den Kampf mit einem Lächeln. Um ihre Augen und ihren Mund erblühten Fältchen, doch bei ihr sahen sie nicht schlecht aus; sie wirkten wohlverdient und rechtmäßig erworben. Sie hob ihrerseits ihre Teetasse und stieß mit Dappa an. »Nun hört Ihr Euch wirklich wie die Apologie zu einem Buch an«, sagte sie und nahm einen Schluck.
    »Reden wir nun wieder darüber, Mylady?«
    »Ja.«
    »Ich hatte gehofft, ich könnte Euch nach den hannoveranischen Herzoginnen fragen, die in Antwerpen zu Eurem Hauswesen hinzugestoßen zu sein scheinen.«
    »Wie kommt Ihr auf den Gedanken, dass es sich nur um Herzoginnen handelt?«
    Dappa warf ihr einen scharfen Blick zu, doch der Schimmer in ihrem Auge legte nahe, dass sie ihn bloß aufs Glatteis führte. »Es war nur eine Vermutung«, sagte er.
    »Dann vermutet ruhig weiter, denn von mir erfahrt Ihr nicht mehr als das, was Ihr schon erkannt habt.«
    »Warum Antwerpen? Ein Zusammentreffen mit dem Herzog von Marlborough?«
    »Je weniger ich Euch sage, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass Euch die Sorte von Menschen ins Verhör nimmt, die mit einem Perspektiv auf meinem vorderen Rasen herumlungert.«
    »Nun gut... wenn Ihr es so formuliert... sollten wir vielleicht von meinem Buch reden!«, sagte Dappa nervös.
    Sie machte ein zufriedenes Gesicht, als wollte sie sagen, dass dies ein sehr viel ersprießlicheres Gesprächsthema sei, und setzte sich einen Moment lang zurecht – was Dappa darauf aufmerksam machte, dass sie gleich eine kleine Rede vom Stapel lassen würde, die sie sich im Voraus zurechtgelegt hatte. »Ihr dürft nie vergessen, Dappa, dass ich selbst vielleicht gar nichts gegen die Sklaverei einzuwenden hätte, wenn ich nicht selbst in der Barbarei eine Sklavin gewesen wäre! Den meisten Engländern erscheint sie vollkommen vernünftig. Die Sklavenhalter streuen das Gerücht, sie sei gar nicht so grausam und die Sklaven seien glücklich. Die meisten Leute in der Christenheit schenken diesen Lügen bereitwillig Glauben, so absurd sie Euch und mir auch erscheinen. Die Leute glauben, die Sklaverei sei nicht so schlimm, weil sie keine persönlichen Erfahrungen damit haben – sie findet in Afrika und Amerika statt, aus den

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