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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Einzelheiten sind mir entfallen. Aber ich fürchte ihr Ende.«
    »Dann mache ich es kurz und mache ihr ein Ende. Nachdem sie zwei Wochen wie Blutsfreunde unter uns gewohnt, unsere Wintervorräte verschlungen, unsere Torfhaufen verbrannt und den Reel of Bogie mit unseren Mädchen getanzt hatten, sind diese Schurken eines Tages um fünf Uhr früh aufgestanden und mit Feuer und Schwert gegen die MacIan of MacDonalds vorgegangen. Sie haben unser Tal in einen Schindanger verwandelt. Einige von uns sind in die Berge geflüchtet, jammernd und wehklagend, ins Herz getroffen. Wir haben von Schnee und Rachsucht gelebt, bis die Mordbuben gegangen waren. Erst dann wagten wir uns wieder hinab zu Gebeinen und Asche, um schlichte Gräber in die gefrorene Erde von Glen Coe zu hacken.«
    Yeoman Downs und Generalleutnant Throwley hatte es die Sprache verschlagen. Sie waren fürs Erste wie versteinert, obschon ein grobes Wort oder eine plötzliche Bewegung von Rufus MacIan sie vielleicht aus dem Haus gescheucht hätte.
    Da er dies bemerkte, schloss er kurz das Auge, öffnete es dann wieder und brachte ein schiefes Lächeln zustande.
    Das schien für den Engländer die Moral von der Geschichte zu sein. Es hieß, dass Rufus MacIan trotz des Grauens, das er als Junge erlebt hatte, zu einem Gentleman herangewachsen war und so etwas wie Trost in der Selbstbeherrschung und Höflichkeit fand, die man von einem solchen erwartete.
    »Nun denn«, sagte er, »möchtet Ihr ein Glas?«
    »Mylord«, sagte Throwley mit belegter Stimme, »es wäre respektlos abzulehnen.«
    »Dann lasst mich das verdammte Ding öffnen«, sagte Rufus MacIan of MacDonald. Mit der Schulter seines Mantels wischte er sich Feuchtigkeit aus dem Auge und zog einmal kräftig die Nase hoch, ehe deren Inhalt ihr entkommen konnte. »Wie ich schon sagte, Mr. Downs, es gibt da einen Kniff. Mag sein, dass gleich Glasscherben fliegen. Ich ersuche Euch, in die andere Richtung zu schauen – es sei denn, Ihr wollt, dass ich Euch in meinem letzten Willen diese Augenklappe vermache!«
    Mr. Downs gestattete sich ein beherrschtes Lächeln über diesen matten Scherz und wandte den Blick ab.
    Lord Gy packte die Flasche am Hals und schwang sie zur Seite, bis sie an Downs’ Schläfe zerplatzte.
    In seiner Hand blieb nur der Flaschenhals zurück. Doch aus diesem ragte eine neun Zoll lange, von Whisky triefende Stahlklinge. Er war auf den Tisch gesprungen, ehe sich Generalleutnant Throwley von seinem Stuhl erheben konnte.
    Rufus MacIan of MacDonald hockte nun mitten auf dem Tisch, sodass Throwley deutlich und aus nächster Nähe sah, was auch immer der Lord unter seinem Kilt verwahrte. Es schien den Lieutenant des Tower zu paralysieren. Was den nächsten Schachzug seines Besuchers sehr vereinfachte. »Könnt Ihr das verstehen?«, fragte MacIan und rammte Throwley den Dolch ins Auge, bis die Spitze hart gegen die Rückseite seines Schädels stieß.

Schaluppe Atalanta, Gravesend
    NACHMITTAG
    Sie machten an einer Schiffslände in Gravesend fest. Es war in der Nähe der Stelle, wo das flussaufwärts nach London verkehrende, mit einem Sonnensegel versehene Boot losfuhr, sodass eine beträchtliche, neugierige Menschenmenge da war, die ihnen zusah und Fragen rief. Vielleicht war Isaac der Meinung, sein Ausbruch über »den Deutschen« sei wirklich ein verständliches Ende des Gesprächs, vielleicht hatte er aber auch nur keine Lust, im Freien auf dem Achterdeck zu stehen und sich begaffen zu lassen.
    Daniel spürte, dass er selbst aus einer anderen Richtung angegafft wurde. Seit über einer Viertelstunde nahm er aus dem Augenwinkel einen ganz bestimmten Gentleman wahr. Seiner Kleidung nach zu urteilen, handelte es sich um einen Offizier der Queen’s Own Black Torrent Guards.
    »Oberst Barnes«, sagte der Mann, der damit wohl auf ein kurzes Nachlassen von Daniels deutlich zur Schau getragener Unnahbarkeit reagierte.
    »Ich bin Dr. Daniel Waterhouse«, entgegnete Daniel, »und habe es schon erlebt, dass sich mir Verbrecher mit mehr Förmlichkeit und Höflichkeit vorstellten, als Ihr sie mir eben erwiesen habt.«
    »Ich weiß«, sagte Oberst Barnes, »einer davon hat sich mir vor wenigen Stunden auf dem Tower Wharf genähert und genau das getan.«
    »Oberst Barnes, man sollte meinen, dass Ihr Pflichten am Ufer habt, ich möchte Euch nicht aufhalten -«
    Barnes warf einen Blick auf das Oberdeck der Schaluppe, das nun an zwei Stellen über Planken mit dem Anleger verbunden war. Dragoner strömten

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