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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Sekunden lang.
    »Fehlt Euch etwas, Doktor?«
    »Die Brise vom Meer her ist recht erfrischend.«
    »Ich hole Euch eine Decke.«
    »Nein, nicht nötig... Das... das waren seine Worte? ›Es ist ein abgekartetes Spiel‹?«
    »Das war die ganze Nachricht. Was hat sie zu bedeuten? Wenn Ihr nichts dagegen habt, dass ich frage.«
    »Sie bedeutet, dass wir alle umdrehen und nach London zurückkehren sollten.«
    Barnes lachte. »Warum sollten wir das tun, Doktor?«
    »Weil das hier eine Falle ist. Seht Ihr das denn nicht? Sie haben es – Jack hat es – irgendwie gewusst.«
    »Was gewusst, Doktor?«
    »Alles. Er hat uns hinters Licht geführt.«
    Barnes brauchte einen Moment, um das zu durchdenken. »Was, Ihr behauptet, der Russe sei uns untergejubelt worden?«
    »Genau! Warum hätte er sonst in so kurzer Zeit so vieles preisgeben sollen?«
    »Weil Charles White ihm die Hoden gequetscht hat?«
    »Nein, nein, nein. Ich sage Euch, Oberst -«
    »Zu weit hergeholt«, lautete Barnes’ Urteil. »Wahrscheinlicher ist, dass der Schwarzgardist in Jacks Sold steht und einen allerletzten Versuch gemacht hat, uns mit Worten davon abzuschrecken, hierherzukommen.«
    Davon ließ sich Barnes nicht abbringen. Daniel hatte einen schweren Fehler begangen, indem er Barnes zuerst Hoffnung eingeflößt und dann versucht hatte, ihm Angst einzujagen. Wenn fehlende Hoffnung Menschen verzweifelt machte, so machte ein Zuviel davon sie auf ganz andere Weise dumm. Hoffnung, so schien es, war eine kitzlige Geschichte und sollte von jemandem gehandhabt werden, der mehr Erfahrung damit hatte als Daniel.
    Ein einzelner Musketenschuss vom Ufer hieß sie willkommen. Der Kapitän befahl seinen Matrosen, Leinwand nachzulassen, bis sie nur eben noch Fahrt machten.Vom konturlosen Ufer der Isle of Grain hatte ein Skiff abgestoßen. Kunde davon drang rasch unter das Quarterdeck und brachte Charles White und Sir Isaac Newton auf die Poop.
    Wenige Minuten später kam das Skiff, das einen Leutnant der King’s Own Black Torrent Guards beförderte, längsseits. Es war requiriert worden und gehörte einem ortsansässigen Fischer und seinem Sohn, welche die ganze Arbeit leisteten. Sie waren über diese Wendung der Ereignisse nicht so sehr verärgert als vielmehr verblüfft.
    Der Leutnant brachte eine Fracht von Worten mit, die er mit nicht geringem Stolz auf das Poopdeck entlud. Alle Anwesenden akzeptierten diese Worte als wertvolle militärische Informationen, ausgenommen Daniel, der sie als zusätzliche Kniffe deutete, mit denen Jack der Falschmünzer sie hereinzulegen suchte.
    Im Wesentlichen liefen sie darauf hinaus, dass ein glänzender Erfolg erzielt worden sei. Die Dragoner waren eine halbe Stunde vor der geplanten Zeit über die Brücke des Yantlet Creek galoppiert und hatten dort, um sie zu halten, ein Peloton zurückgelassen. Der Rest der Kompanie war auf den Uferabschnitt zugeritten, der Shive Tor am nächsten lag, und hatte auf der Kirche St. James einen Ausguck postiert. Diese stand auf dem Fleck Erde, der auf der Isle of Grain noch am ehesten als Hügel gelten konnte, und blickte direkt auf das Watt. Dort hatte man den Befehlsstand eingerichtet. Der größte Teil der Kompanie war unterhalb davon, an der Hochwasserlinie, in Stellung gegangen und bereit, entweder etwaige Fälscher abzufangen, die zu Fuß vom Tor flüchteten, oder einen Angriff über das Watt zu führen und das Gebäude zu stürmen. All dies war von den Insassen des Tor bemerkt worden, die (so ließ sich durch Interpretation von Rauch vermuten) einige Dokumente verbrannt und dann versucht hatten, auf dem Wasserwege zu entkommen.
    Auf der dem Meer zugewandten Seite des Tor hatte in der vertieften Fahrrinne ein Boot von vielleicht sechzig Fuß Länge gelegen, das in seiner Bauweise einem hochseetüchtigen holländischen Fischerboot, einem sogenannten Huker, nachempfunden war. Wie Daniel, der Sohn eines Schmugglers wusste, war dies die ideale Art von Schiff für den illegalen Verkehr über die Nordsee. Drake hatte Boote mit flacheren Kielen verwendet, denn er neigte dazu, seine Ladung in flachen Küstenflüssen zu löschen, aber da Jack über seine eigene Fahrrinne verfügte, konnte er mit einem tiefer liegenden Schiff, wie es dieser Huker war, einen blühenden Handel treiben. Die Insassen von Shive Tor hatten in aller Eile einige Sachen auf den Huker geschafft, Segel gesetzt und dann versucht, die Fahrrinne entlang offenes Wasser zu gewinnen. Aber das Schiff war fast sofort auf Grund

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