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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Daniel kannte diese Abfolge von Gefühlen nur allzu gut; es war eine Behandlung, wie sie Evangelische verdammungswürdigen Sündern angedeihen ließen. Die Traurigkeit würde bald Entschlossenheit Platz machen. Dann konnte er mit einem allerletzten, feurigen Bekehrungsversuch rechnen.
    Daniel saß mit dem Rücken in Fahrtrichtung und sah zu, wie die Straße unter den Rädern des Gepäckkarrens hindurchglitt. Auf diesem Karren, das wusste er, befand sich Mr. Threaders seltsam überorganisierte Kollektion von Kassetten. Das brachte ihn auf einen Gedanken zu einem überaus nötigen Themenwechsel.
    »Mr. Threader. Wie soll ich Euch entschädigen?«
    »Mm – Dr. Waterhouse? Was?«
    »Ihr habt mich zwei Wochen lang nicht nur befördert, sondern mir auch Logis gegeben, mich beköstigt und erbaut, und ich schulde Euch Geld.«
    »Nein. Nein, keineswegs. Ich nehme es in meinen Geschäften sehr genau, Dr. Waterhouse. Hätte ich Entschädigung gewünscht, hätte ich es vor unserem Aufbruch in Tavistock gesagt und auch daran festgehalten. Da ich es damals nicht getan habe, kann ich jetzt auch keinen Penny von Euch annehmen.«
    »Ich hatte an mehr als einen Penny gedacht -«
    »Dr. Waterhouse, Ihr habt eine längere Reise – eine für mich unvorstellbare Reise – hinter Euch und seid weit von zu Hause weg, es wäre eine Sünde, auch nur einen Farthing aus Eurer Börse zu nehmen.«
    »Meine Börse kann außer Betracht bleiben, Mr. Threader. Ich habe diese Reise nicht ohne Unterstützung unternommen. Mein Bankier in der Stadt wird nicht zögern, Euch eine angemessene Summe auf den Kredit der Person vorzuschießen, die für meine Reisen bürgt.«
    Nun war Mr. Threader zumindest interessiert; er hörte auf, zum Fenster hinauszusehen, und wandte seine Aufmerksamkeit Daniel zu. »Ich werde niemandes Geld annehmen – weder das Eure noch das Eures Bankiers noch das Eures Bürgen, Sir. Und ich werde nicht fragen, wer Euer Bürge ist, denn mir ist nach und nach deutlich geworden, dass Euer Auftrag – wie eine Fledermaus – dunkel, von heimlicher Natur und heikel ist. Aber wenn Ihr so freundlich wärt, meine berufliche Neugier in einer unbedeutenden Angelegenheit zu befriedigen, so würde ich Euren Saldo als vollständig beglichen ansehen.«
    »Nennt sie.«
    »Wer ist Euer Bankier?«
    »Da ich in Boston lebe, habe ich keinen Bedarf an einer Bank in London – doch ich bin in der glücklichen Lage, über eine verwandtschaftliche Verbindung in diesem Gewerbe zu verfügen, auf die ich zurückgreifen kann, wenn es die Gelegenheit erfordert: meinen Neffen, Mr. William Ham.«
    »Mr.William Ham! Von den Brüdern Ham! Den Geld-Goldschmieden, die bankrott gegangen sind!«
    »Ihr denkt an seinen Vater. William war damals noch ein kleiner Junge.« David begann, Williams Karriere bei der Bank von England zu erläutern, hielt jedoch inne, als er Mr. Threaders Augen einen glasigen Blick annehmen sah.
    »Die Geld-Goldschmiede!«, wiederholte Mr. Threader. »Die Geld-Goldschmiede.« Irgendetwas in seinem Tonfall ließ Daniel an Hooke denken, wie er unter einem Mikroskop einen Parasiten identifizierte. »Tja, seht Ihr, das ist ohnehin belanglos, Dr. Waterhouse, da ich nicht glaube, dass Mr. Hams Geld irgendeinen Nutzen für mich hätte.«
    Da begriff Daniel, dass ihm Mr. Threader mit der Frage nach dem Namen seines Bankiers eine Falle gestellt hatte. Zu Mr. Threader, einem Geldmakler, zu sagen: Mein Bankier ist ein Geld-Goldschmied, war genauso, als erwähnte man einem Erzbischof gegenüber: Ich gehe zum Gottesdienst in eine Scheune: Beweis dafür, dass er zum Feind gehörte. Die Falle war zugeschnappt, und zwar – ob mit Absicht oder nicht – genau in dem Moment, als sie durch Tyburn Cross rollten, wo die Gliedmaßen frisch gevierteilter Verbrecher, mit Girlanden herausgezogener Eingeweide verziert, auf dem Schafott auf Stangen gespießt waren. Mr. Threader verkündete mit der Endgültigkeit einer Norne: »Falschmünzer!«
    »Wird man dafür jetzt ausgeweidet und gevierteilt?«
    »Sir Isaac ist entschlossen, sie auszurotten. Er hat die Justizbehörden von seiner Ansicht überzeugt, die da lautet, dass das Fälschen nicht bloß ein Bagatellvergehen ist – sondern Hochverrat! Hochverrat, Dr. Waterhouse. Und jeder Falschmünzer, den Sir Isaac ertappt, endet so, den Fliegen und Raben von Tyburn Cross zur Speise.«
    Dann, als wäre es der denkbar natürlichste Übergang, ließ sich Mr. Threader – der sich weit vorgebeugt und den Kopf gedreht hatte, um

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