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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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gesehen, als er in Whitehall zur Ader gelassen wurde, und ich habe, heute vor fünfundsechzig Jahren, das Blut seines Großvaters über das Schafott am Banqueting House spritzen sehen, und in keinem Falle sah es anders aus als das Blut von verurteilten Verbrechern, das wir in der Royal Society in Gläser abfüllten. Wenn es also einen weiteren Bürgerkrieg verhindert, das Blut des Prätendenten zu vergießen, dann sage ich, nur zu.«
    »Ihr solltet wirklich Eure Sprache mäßigen, Sir. Wenn der Prätendent tatsächlich den Thron bestiege, so wären die Worte, die Ihr gerade gesprochen habt, Hochverrat, und man würde Euch auf einer Schleife an den Ort schaffen, den wir gerade hinter uns gelassen haben, und Euch hängen, ausweiden und vierteilen.«
    »Ich finde es schlicht unvorstellbar, dass man diesen Mann jemals über England herrschen lässt.«
    »Wir nennen es mittlerweile das Vereinigte Königreich. Wenn Ihr frisch aus New England kämt, Dr. Waterhouse, das eine Brutstätte von Dissidenten ist, oder wenn Ihr Euch zu lange in London aufgehalten hättet, wo Whigs und das Parlament sich gegenüber gewöhnlichen, verständigen Engländern als Herren aufspielen, dann würde ich verstehen, warum Ihr so denkt. Aber im Laufe unserer Reise habe ich Euch England gezeigt, wie es ist, nicht, wie die Whigs es sich zurechtphantasieren. Wie kann ein Mann von Eurer Verstandeskraft den Reichtum dieses Landes nicht wahrnehmen – den zeitlichen Reichtum unseres Handels und den geistlichen Reichtum unserer Kirche? Denn ich sage Euch, wenn Ihr diesen Reichtum verstündet, wärt Ihr mit Gewissheit ein Tory, möglicherweise sogar ein Jakobit.«
    »Die geistliche Seite des Saldos wird aufgewogen, vielleicht sogar mehr als aufgewogen, durch die Gemeinden, die in Bethäusern zusammenkommen, wo man keinen Mietvertrag unterschreiben muss, um sich auf eine Bank setzen zu können. Kirchendispute können wir also außer Betracht lassen. Was das Geld angeht, so muss ich bekennen, dass der Wohlstand auf dem Lande meine Erwartungen deutlich übertroffen hat. Aber er ist unbedeutend, wenn man ihn neben den Reichtum der Stadt hält.«
    Wieder einmal begünstigte der Zeitablauf Daniel, denn sie befanden sich nun auf der Oxford Street. Zur Linken der Kutsche erstreckte sich die Green Lane nordwärts über offenes Land, fädelte sich zwischen Parks, Gärten und Bauernhöfen hindurch, bog in kleine Täler ab und setzte über Erhebungen. Zur Rechten war alles verbaut: eine Entwicklung, die vor zwanzig Jahren nur ein Schimmer in Sterlings 1 Auge gewesen war: Soho Square. Indem er zuerst in die eine, dann in die andere Richtung deutete, fuhr Daniel fort: »Denn das Land bezieht seine Einkünfte aus einem festen Bestand: Schafe, die Gras fressen. Wohingegen die Stadt ihren Reichtum aus dem Außenhandel bezieht, der immerfort zunimmt und, sage ich, unerschöpflich ist.«
    »Ach, Dr. Waterhouse, es freut mich ungemein, dass die Vorsehung mir Gelegenheit gegeben hat, Euch in dieser Beziehung aufzuklären, ehe Ihr nach London kommt und Euch blamiert, indem Ihr Ansichten vertretet, die sich überlebt haben, während Ihr fort wart. Denn seht, wir sind bei der Tottenham Court Road angelangt, hier beginnt die Stadt erst richtig.« Mr. Threader klopfte gegen das Dach und rief dem Kutscher durchs Fenster zu: »Die High Street wird neu gepflastert und ist unpassierbar, bieg nach links ab und nimm die Great Russell bis zur High Holborn!«
    »Ganz im Gegenteil, Mr. Threader. Ich weiß, dass die Torys ihre eigene Bank gegründet haben, als Konkurrentin und Gegengewicht zur Bank von England. Aber die Bank von England bezieht ihr Kapital aus Ostindien-Anteilen. Das Eigenkapital der Landbank der Torys ist schlicht und einfach Land. Und der Ostindienhandel wächst von Jahr zu Jahr. Die Menge des zur Verfügung stehenden Landes jedoch ist unveränderlich, es sei denn, Ihr wollt die Holländer nachahmen und Euch selbst welches herstellen.«
    »Genau in diesem Punkt muss man Euch aufklären, Dr. Waterhouse. Die Landbank ist eine längst überholte Narretei, und zwar aus genau den Gründen, die Ihr vorgebracht habt. Aber das bedeutet keineswegs, dass die Bank von England ein Monopol innehat. Ganz im Gegenteil. Bei allem Respekt für die geschäftigen, aber irregeleiteten Männer des Junto, die Gesundheit ihrer Bank ist ebenso angegriffen wie die der Königin. Der Krieg, den wir gerade zu Ende gebracht haben, war ein Krieg der Whigs, einer widerstrebenden Königin aufgezwungen

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