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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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diesem Gewerbe, einen gewissen Jean Bart, der in mich vernarrt war und sicherstellen wollte, dass man sich gut um mich kümmert.« Eliza wandte sich wieder Martin zu. »Würdest du die beiden Männer wiedererkennen, wenn du sie noch einmal sähst?«
    »Mylady, sie hatten lange dunkle Kutten mit Kapuzen an, wie sie Klosterbrüder tragen, und die Kapuzen hatten sie über den Kopf gezogen. Ich wette, sie haben diese Kutten längst abgelegt und wir finden sie weniger als eine Musketenschussweite von hier entfernt auf dem Boden -«
    »Und die Attentäter werden sich unter die Trauergäste gemischt haben, ehe wir zum Schloss zurückgekehrt sind«, schloss Eliza.
    »Das ist mehr als wahrscheinlich«, pflichtete Caroline bei; dann: »Ich bitte um Verzeihung, habt Ihr Attentäter gesagt!?«
     
    »Der Brief, mit dem Prinzessin Caroline mich herzitiert hat, wurde in Gegenwart von Enoch Root versiegelt und ihm übergeben, noch ehe das Wachs abgekühlt war. Er hat die Weststraße von hier nach Amsterdam nicht in sonderlicher Eile zurückgelegt – aber unbehindert und ohne Verzögerung. Einen Tag später war er in Scheveningen und drei Tage danach in London. Nach nur einer Woche Wartezeit fand er Platz auf einem Schiff nach New York. Die Reise dauerte nicht sonderlich lang. Nach nur einer Nacht Ruhe auf der Insel Manhattan reiste er per Pferd nach Boston weiter. Er übergab mir die Botschaft noch am Tag seiner Ankunft. Er hatte sie ständig bei sich getragen, seit sie im Leineschloss gesiegelt worden war.« Der seltsame alte Engländer wies mit dem Kopf die belaubte Flucht der Herrenhäuser Allee entlang auf die rauchgraue Masse der Befestigungen von Hannover.
    Der junge Baron bemerkte, dass er einen Schritt zurückgefallen war, und beeilte sich, wieder aufzuschließen. »Habt Ihr und Enoch – ich nenne ihn Enoch, denn er ist ein alter Freund meiner Familie -«
    »Ich dachte, er galt vor langer Zeit, als er noch einen anderen Namen vorzog, als Mitglied Eurer Familie.«
    »Das ist ein anderes Gesprächsthema für einen anderen Tag«, sagte der Baron in gutem Englisch. »Was ich sagen wollte, habt Ihr und Enoch die Sache in Boston laut und in Gegenwart anderer besprochen?«
    »In einer Schänke. Aber wir waren diskret. Ich habe die Verfasserin des Briefes nicht einmal meiner eigenen Frau gegenüber genannt. Ich habe ihr nur gesagt, dass eine sehr bedeutende Person mich zu sprechen verlangt habe.«
    »Und was war mit dem Brief selbst?«
    »Das ist etwas anderes. Mr. Root hat einige Leute das Siegel sehen lassen. Man hätte also den Schluss ziehen können, dass ich nach Hannover gerufen worden war.«
    »Bitte fahrt fort.«
    »Tja, es ist ganz einfach. Ich war noch in derselben Nacht an Bord der Miner va. Widrige Winde hielten uns einen Monat lang auf. Dann fiel eines Tages eine ganze verdammte Piratenflotte über uns her. Mein Gott, das war vielleicht etwas! Mein Lebtag habe ich noch keinen solchen -«
    Johann von Hacklheber merkte, dass der Erzähler redselig zu werden drohte, und fiel ihm ins Wort: »Piraten, heißt es, seien an der Küste von New England so häufig wie Flöhe auf einem Hund.«
    »Ja, von der Sorte hatten wir auch welche«, sagte Daniel Waterhouse seltsam begeistert. »Lumpen in Ruderbooten. Aber die haben wir mühelos abgeschüttelt. Nein, ich spreche von einer regelrechten Flotte formidabler Piratenschiffe unter dem Kommando eines unzufriedenen britischen Kapitäns mit Namen Edward Teach -«
    »Blackbeard!«, entfuhr es Johann, ehe er sich bremsen konnte.
    »Ihr habt von ihm gehört.«
    »Er war bereits Thema von Abenteuerromanen, die sich auf der Leipziger Buchmesse fässerweise verkaufen. Nicht, dass ich dergleichen je lesen würde«, sagte Johann und wartete dann angespannt, da er befürchtete, dieser Daniel Waterhouse gehöre zu der Sorte Mensch, dem der Scherz entgehen und der annehmen würde, er, Johann, sei ein rotznäsiger kleiner Baron. Aber der Alte bekam es mit und ging sogar darauf ein: »Haben Eure Recherchen ergeben, dass dieser Blackbeard sich jakobitische Interessen zu eigen gemacht hat?«
    »Ich weiß, dass sein Flaggschiff auf den Namen Queen Anne’s Revenge getauft ist, und habe daraus geschlossen, dass er ein gewisses persönliches Interesse hat.«
    »Er hat das Schiff angegriffen, auf dem ich mich befand – die Miner va -, und eines, möglicherweise auch zwei Schiffe seiner Flotte geopfert, um an mich heranzukommen.«
    »Um an die Miner va heranzukommen, meint Ihr, oder -«
    »Um an mich

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