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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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zuwandte, stellte sie fest, dass diese sie taxierte. Die Herzogin schien das Gesehene zu billigen. »Ich bin höchst erfreut darüber, dass mein Sohn Euch gefunden hat«, sagte sie.
    »Ich auch«, bekannte Caroline. »Sagt mir ganz ehrlich – seid Ihr auf der Suche nach mir oder nach ihm in den Garten gekommen?«
    »Ich wusste, dass Ihr beide zusammen sein würdet. Wie es scheint, habe ich ihn knapp verpasst«, sagte Eliza und streckte die Hand aus, um ein langes blondes Haar von einem Perlmuttknopf an Carolines Taille zu zupfen.
    »Er hat gehofft, dass Ihr kommt – und gewusst, dass Ihr es ohne Ankündigung tun würdet. Er macht einen Spaziergang mit einem Engländer.«
    Elizas Gesicht nahm einen wachsamen Ausdruck an, und sie trat vor und schob Caroline mit fester Hand zur Seite. Ihre andere Hand glitt zum Bund ihres Kleides. Ein Mann bahnte sich durch den Teufelsbaum hindurch einen Weg direkt auf sie zu. Unterdessen preschten Scylla und Charybdis wie die Wilden um den Zaun herum und suchten einen Weg ins Innere.
    Der Mann trat ins Freie und blieb stehen. Das Erste, was ihnen an ihm auffiel, war, dass er einen Dolch gezückt hatte; das Zweite, dass er einer von Elizas Lakaien war. Beim Hindurchstürmen zwischen den langen Armen des Teufelsbaums hatte es ihm die Perücke vom Kopf gefegt, doch er war an seiner Livree zu erkennen. Weniger an seinem Gesicht, das rot und vor Angst und Wut verzerrt war – Kampfeslust, dachte Caroline.
    »Jan? Was ist denn?«, fragte Eliza.
    Jan ignorierte die Frage. Er suchte den Weg ab, bis er sicher war, dass Scylla und Charybdis ihn gefunden hatten und im Kreis gingen, um ihnen den Rücken zu decken. Dann wirbelte er herum, wandte Eliza und Caroline den Rücken zu und suchte das Gehölz ab.
    Irgendetwas knallte Caroline gegen die Schulter. Es war Elizas Körper. Caroline versuchte den Schlag mit einem Ausfallschritt des gegenüberliegenden Beins abzufangen, doch Eliza hatte damit gerechnet und ihren Fuß bereits hinter Carolines Knöchel gehakt. Beide stürzten. Caroline landete als Erste auf dem Boden. Anstatt der Länge nach auf Caroline zu plumpsen, fing Eliza den Aufprall größtenteils mit Händen und Knien ab und saß am Ende rittlings auf der gestürzten Prinzessin, während sie sich aufmerksam umschaute.
    Der zweite Lakai war andersherum gekommen und trat nun am Tor zu Scylla und Charybdis. Auch er hatte einen Dolch gezückt. Doch Eliza verharrte in ihrer Haltung und ließ Caroline nicht aufstehen. Gleich darauf kam die Kutsche den Weg heraufgedröhnt und -gerattert, gezogen von vier wie tollen Pferden, die der arme Martin nur mit Mühe beherrschen konnte.
    »Was ist passiert?«, fragte Eliza, während Martin die Tiere zügelte.
    Martin hatte es mit einer Antwort nicht gerade eilig. Er stand auf und suchte nach allen Seiten den Wald ab. Er hatte eine Pistole gezogen und achtete darauf, dass die Richtung des Laufs vollkommen mit seiner Blickrichtung übereinstimmte, sodass dem Sehen im Nu das Schießen folgen konnte.
    »Gegenüber, auf der anderen Seite dieses seltsamen Baums, haben die Hunde Männer mit bösen Absichten gewittert«, sagte er schließlich mit sanfter Stimme.
    Stets die Naturphilosophin – auch wenn sie von einer Herzogin am Boden festgenagelt wurde -, fragte Caroline: »Woher weißt du, dass es kein Eichhörnchen mit guten Absichten war?«
    »Das haben mir die Hunde mit ihren Gefühlen gesagt«, antwortete Martin deutlich irritiert darüber, dass man ihn zu derlei befragte. »Sie sind der Fährte vom eisernen Zaun – über den diese Männer gesetzt sein müssen – in einen angrenzenden Teil des Gartens, dort drüben, gefolgt, bevor ich sie zurückgerufen und ihnen befohlen habe, Mylady zu suchen. Dann, als ich auf dem Weg zu Euch dort drüben um die Ecke gebogen bin, habe ich kurz hinübergeschaut und zwei Männer gesehen, die so schnell sie konnten den Weg entlanggelaufen sind.«
    »Auf uns zu?«
    »Von Euch weg, Mylady.«
    »Bogen? Musketen?«
    »Weder das eine noch das andere, Mylady.«
    Das war für Eliza das Signal, endlich aufzustehen. Sie streckte eine Hand aus und übernahm es selbst, Caroline aufzuhelfen, da die Lakaien noch immer mit gezückten Dolchen umherstrichen.
    »Das war eine ungewöhnliche Vorgehensweise«, bemerkte Caroline.
    »In Konstantinopel ist sie keineswegs ungewöhnlich.«
    »Wo habt Ihr Eure Bediensteten in Lohn genommen?«, fragte sie Caroline.
    »An Deck eines Kaperfahrers in Dünkirchen. Ich hatte einmal einen Freund in

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