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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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nie ein Fundament so jäh gelegt,
So viel subskribiert, doch so wenig bezahlt.
    Aus Daniel Defoes Schmähschrift über die Oper am Hay Market,
The Review , Nr. 26, 3. Mai 1705
     
     
    Inzwischen ist der Kit-Cat Clubb im ganzen Königreich berühmt und allbekannt . Und sie haben ihrem Dagon einen Tempel gebaut, das neue Theater am Hay Market . Das Fundament wurde feierlich von einem adligen Kind der Gnade gelegt. Und über oder unter dem Grundstein befindet sich eine silberne Platte, in die auf der einen Seite Kit-Cat und auf der anderen Seite Kleine Whig 6 eingraviert ist. Das geschah in Futuram rei Memoriam , damit man noch Jahrhunderte später weiß, von welch würdigen Händen und zu welch guten Zwecken dieses stattliche Gebäude errichtet wurde.
    Der jakobitische Journalist Charles Leslie,
The Rehearsal of Observator , Nr. 41 (5./12. Mai 1705)
    So breit das Gebäude im Vergleich zu den Stadthäusern auch war, die es links und rechts einfassten, der auf den Hay Market hinausgehende Teil der Oper konnte kein ganzes Theater enthalten. Wie jeder feststellte, der durch eine der drei massiven Bogentüren trat, war das nur ein Foyer. Der eigentliche Zuschauerraum, die Bühnenwerkstatt und der Bereich hinter der Bühne befanden sich alle unter einem berghohen Dach, das im Inneren des Gebäudeblocks aufragte wie ein Gebirgszug über einer Stadt in den Alpen und die angrenzenden Häuser eines Tages unter einer Lawine von Dachziegeln zu begraben drohte. In dieser Nacht wurde das Dach von der Dunkelheit verschluckt, nur ab und zu, wenn unten auf der Straße ein Feuer loderte, nahm es einen zuckenden roten Schein an und verriet damit die Anwesenheit von stillen Beobachtern in luftiger Höhe. Der Teil des Hay Market, den es überschattete, erstreckte sich über ungefähr zweihundert Fuß vom Bell Inn im Norden (von dem man munkelte, hier gebe es einen geheimen Eingang für Inhaber von Subskriptionsscheinen, den die Kit-Catokratie benutze) bis zum Unicorn Court, einer noch schmaleren und dunkleren Sackgasse (die denen, die so tapfer waren, ihr bis ans Ende zu folgen, Zugang zum hinteren Bühneneingang gewährte). Insgesamt gesehen war die Oper weder das stattlichste noch das schäbigste Gebäude in London, und man konnte leicht daran vorbeigehen, ohne dass sie einem besonders auffiel; in dieser Nacht war sie jedoch zufällig der Ort, an dem viele jakobitische Torys Feuer angezündet hatten. Die Schwadrone nicht uniformierter Tory-Kavallerie, die das Viertel durchstreift hatten, um Nachrichten zwischen Marlborough House und dem Kit-Cat Clubb oder Marlborough House und Leicester House abzufangen, waren hier zusammengekommen und konzentrierten sich jetzt auf das hiesige Geschehen: die Feuer, die sie entfacht, und die Kutsche, die sie gestellt hatten und in der Gerüchten zufolge die kurfürstliche Prinzessin von Hannover saß, die inkognito in London war, um zu spionieren und mit den Whigs Ränke zu schmieden. Nicht ein einziger von ihnen bemerkte die Wachen auf dem hohen dunklen Dach der Oper, die die letzten paar Minuten eifrig mit Signalflaggen hantiert hatten. Deren Aufmerksamkeit galt nicht der Verwirrung auf dem Hay Market, sondern gewissen Parks und unerschlossenen Landparzellen nicht weit entfernt im Westen, die sich in den vergangenen Tagen in merkwürdig wohlgeordnete Landstreicherlager verwandelt hatten.
    »Geld und alles, was damit zu tun hat, widert mich an«, sagte Pater Édouard de Gex, scheinbar an seine eigenen Stiefel gewandt. Er hatte sie nämlich zu beiden Seiten des Kopfes der Herzogin von Arcachon-Qwghlm aufgepflanzt und diesen zwischen seinen Knöcheln eingeklemmt, was sie dazu zwang, in sein Gesicht aufzublicken. »Seit Menschengedenken brauchten Männer und Frauen adliger Herkunft nicht einmal einen Gedanken daran zu verschwenden. Oh, natürlich gab es reiche und arme Adlige, genauso wie es große und kleine, hübsche und hässliche gab. Aber nicht einmal einem einfachen Bauern wäre es in den Sinn gekommen, zu behaupten, ein Herzog ohne Geld sei kein Herzog oder eine reiche Hure müsse zur Herzogin gemacht werden. Adlige fassten Geld weder an noch sprachen sie darüber; wenn sie sich der Sorge darum schuldig machten, gaben sie sich wie bei jedem anderen Laster große Mühe, das zu verstecken. Geistliche brauchten oder benutzten kein Geld, außer einigen wenigen, denen die unangenehme Pflicht oblag, den Zehnten aus der Almosenbüchse zu entnehmen. Und normale rechtschaffene Bauern lebten ein Leben, das

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