Principia
Aufmerksamkeit an; er betrachtete ihn und drehte ihn träge, während er weitersprach: »Natürlich sind manche Alchimisten Scharlatane, die nach Reichtum streben; sie machen sich zum Gespött von Leuten wie Euch, indem sie Eure Habgier teilen und sich Eure Kunstfertigkeit wünschen. Aber seid Ihr nicht imstande zu sehen, dass Alchimie der Racheengel ist, der Eurer Ketzerei ein Ende machen wird? Denn welchen Wert wird Euer Geld noch haben, wenn Gold so leicht herzustellen ist wie Stroh?«
»Das ist also das Ziel, das Ihr anstrebt«, sagte Eliza, »das neue System, das zu Euren Lebzeiten durch die unbeschreiblichen Machenschaften des Geldes errichtet wurde, umzustürzen und zu zerschlagen.«
»So ist es! Welche Daseinsberechtigung haben Großbritannien und die Holländische Republik? Gott wollte nicht, dass Menschen an solchen Orten leben, und falls doch, dann wollte er nicht, dass es ihnen hier wohlergeht. Schaut nur – schaut Euch nur diese Oper an! Von halb erfrorenen Hirten am Rand der Welt erbaut – und dennoch in seiner Größe, seinem Ruhm ein wahres Ungeheuer, ein Gräuel, möglich geworden nur durch die unnatürlichen Verwerfungen, die das Geld in der Welt angerichtet hat. Und das gilt für ganz London! Alles sollte verbrennen. Und Ihr solltet der Funke sein, der es anzündet.«
»Solltet oder werdet?«, fragte Eliza. Das Ochsenhautscharnier war beinahe durchgesägt; ein guter Schnitt sollte den Kutschenschlag aufs Pflaster befördern und ihren Hüften den nötigen Platz bieten, sich herauszuwinden. Das täte ihr jedoch nicht gut, solange ihr Kopf zwischen de Gex’ Füßen eingeklemmt war. Sie wölbte den Hals nach hinten, sodass ihr Kinn nach oben auf de Gex’ Gesicht zeigte und sie in nur wenigen Schritten Entfernung ein auf dem Kopf stehendes Feuer sehen konnte. Wenn sie ihn dazu verleiten konnte, hinüberzugehen und nach einer Brandfackel zu stöbern, wäre sie vielleicht unter der Kutsche heraus, bevor er zurückkam.
»Große wunderbare Vorhaben«, sagte de Gex mit einem bedauernden Lächeln, »wie das, das ich gerade dargelegt habe, erwachsen oft eher aus Stolz denn aus Gottesfurcht . Heute Nacht hier auf dem Hay Market ein Autodafé zu veranstalten, würde meinen Stolz befriedigen. Unter den gegebenen Umständen wäre es jedoch ein zu großes und prunkvolles Vorhaben. Stattdessen muss ich Demut zeigen, indem ich die Arbeit schnell erledige, mit Nikotin. Nehmt es als eine moralische Lektion: Obwohl Ihr ein kostspieliges Leben in großem Stil geführt habt, werdet Ihr einen einfachen, niedrigen Tod im Rinnstein des Hay Market sterben.«
»Ist das nicht eine Schande«, sagte eine englisch sprechende Stimme, die Eliza irgendwie bekannt vorkam, »wenn ein heiliger Mann von Adel, der Geld verabscheut, an allen Ecken und Enden sparen und auf kleinliche Weise töten muss, nur weil er und Leroy keinen louis d’or mehr in der Tasche haben.«
Kaum hatte er diese Stimme gehört, trat de Gex einen halben Schritt zurück und nahm einen breiteren Stand ein. Dadurch kam Elizas Kopf frei. Sie wandte ihn dem Sprecher zu – der im mittleren Bogen der Italienischen Oper eingerahmt war, so als käme er gerade aus einem Schauspiel. Da es an diesem Abend jedoch keine Vorstellung gegeben hatte, war es wahrscheinlicher, dass dieser Bursche sich in den nahegelegenen Gassen auskannte. Außerstande, den Kordon aus jakobitischen Reitern, flammenden Barrikaden und dem davon angezogenen Pöbel zu durchbrechen, musste er die Oper heimlich durch den Seiteneingang beim Bell Inn betreten und sich durch das Gebäude hindurchgearbeitet haben, um ihre Unterhaltung von dort aus völlig unerwartet und unbeobachtet zu stören. Die meisten von de Gex’ Reitern, die immer noch am Rand des Feuerscheins patrouillierten, hatten noch nicht einmal mitbekommen, dass ein Eindringling mitten in ihre Stellung vorgedrungen war.
Im ersten Schrecken hatte Eliza mehrere Sekunden verstreichen lassen, in denen sie sich hätte freischneiden können. Doch dann ging sie mit dem Dolch wieder ans Werk.
De Gex machte einen Schritt auf den Eindringling zu. »Das ist selbst für Eure Verhältnisse töricht«, sagte er. »Ihr seid mit Sicherheit in wenigen Augenblicken tot – schaut Euch doch um, Ihr seid umstellt.«
»Ihr wundert Euch, Pater Ed, weil Ihr mich als so scharfsinnigen und berechnenden Menschen kennengelernt habt. In meiner Jugend war ich es jedoch gewohnt, törichte Dinge zu tun, von denen ich sogar jedes Mal profitiert habe. Die ganze
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