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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Ihr das Pflaster mit Eurem Stock malträtiertet, haben manche der Gefangenen Euch beobachtet und gemutmaßt, Ihr wärt verrückt«, sagte er. »Jetzt fange ich an, mich zu fragen -«
    »Es kommt mir sehr zupass, dass sie mich für verrückt halten!«, rief Daniel, erfreut, das zu hören. »Ihr könnt ihnen erklären, ich sei nicht nur verdreht, sondern auch senil und davon überzeugt, dass dieser Schatz vor langer Zeit von einem Falschmünzer hier vergraben wurde -«
    »Falschmünzer? Hier?«
    »Ja, von Zeit zu Zeit wurden Falschmünzer und Schmuggler vom Schatzkammergericht oder der Curia Regis hier in Haft genommen. Also klingt die Geschichte bis zu diesem Punkt plausibel, wie es bei Geschichten von Geisteskranken am Anfang immer der Fall ist. Ich habe mir in den Kopf gesetzt, dass ich diesen Schatz finden kann. Ihr seid ein Diener, von meiner verzweifelten Familie damit beauftragt, mich überallhin zu begleiten, mir Schwierigkeiten vom Hals zu halten und Euch meiner anzunehmen.«
    »In dieser Eigenschaft«, sagte Peter Hoxton, »werde ich, wenn es Euch nichts ausmacht, kurz hinunter in die Schankstube gehen und mir eine heiße Schokolade holen, und für Euch -?«
    »Für mich Kaffee, danke«, antwortete Daniel und fing an, die Zeichnungen auf der narbigen Tischplatte auseinanderzunesteln und an den Ecken mit zerbrochenen Kegeln zu beschweren. Saturn spazierte über das Spielfeld, wobei er zuweilen heranfliegenden oder -rollenden Bällen auswich und einem Bekannten, der ihn entdeckt hatte, die kalte Schulter zeigte. Er bahnte sich seinen Weg nach Norden um die Öffnung zwischen Küche und Kapelle herum, sodass er das Gebäude an seinem nördlichen Ende betreten konnte – Schankstube und Kaffeehaus befanden sich dort, unweit der Kapelle.
    Wie er es über fünfzig Jahre hinweg immer wieder getan hatte, kommunizierte Daniel mit dem Geist von Robert Hooke durch Hookes sonderbare Aufzeichnungen und Notizen und seine vorzüglichen Bilder.
    Anno Domini 1335 dang der Direktor des Fleet Arbeiter, um rund um das Anwesen (den Hof & das Gebäude zugleich) einen Graben auszuheben. Die Breite des Grabens betrug 10 Fuß. Wir meinen, dass er notwendigerweise (oder wie sollte er sonst mit Wasser gefüllt worden sein) an zwei Stellen eine Verbindung zum Fleet besaß, wodurch auf der östlichen Seite dieses Flusses ein Jochbogen entstand, & dass seine Lage ungefähr mit der der jetzigen Mauer übereinstimmte … ein späterer Bericht beklagt, Kloaken & das Schmutzwasser von Gerbereien & mindestens 1 Dutzend Latrinen würden von angrenzenden Grundstücken in besagten Graben geleitet und hätten ihn zu einer offenen Kloake gemacht, die nicht weniger abstoßend gewesen sein muss, als es der Fleet Ditch heutzutage ist … Der Graben existiert nicht mehr, & trotzdem fehlt in den Berichten jeder Hinweis darauf, dass er zugeschüttet wurde. Daher wage ich den Schluss, dass er nie zugeschüttet, sondern eher verdolt wurde, um die Umgebung vor seinen übel riechenden Dämpfen zu bewahren, dass er sich aber immer noch in den Fleet ergießt, höchstwahrscheinlich bei A und B, & im Wesentlichen für das verantwortlich ist, was diesen Ditch so ekelhaft macht … und dann führte Hooke sein Argument weiter aus, dass auch der Fleet Ditch selbst einer solchen Behandlung unterzogen werden sollte.
    Die Angaben A und B bezogen sich auf zwei Stellen am Ostufer des Fleet Ditch, unweit der nordwestlichen und der südöstlichen Ecke des Gefängnisses. Beide waren auf einer Übersichtskarte markiert, die Hooke nach dem Feuer erstellt hatte. Als er diese nun mit dem verglich, was er aus seinem gegenwärtigen Blickwinkel sehen konnte, machte Daniel die befriedigende Erfahrung, dass sich in seinem Kopf alles richtig zusammenfügte. Nur wenige menschliche Bauwerke waren so dauerhaft, so unbeweglich wie ein steinernes Scheißhaus – vor allem eins, das nach alter Tradition von jedem in einem überfüllten Viertel benutzt wurde. Wenn Fleischerjungen 1714 am südlichen Ende dieses Ortes scheißen gingen, hieß das vermutlich, dass sie es 1614, 1514, 1414 etc. genauso gemacht hatten. Diese Reihe von Aborten musste zu den ungefähr zwölf gehören, die über dem Graben errichtet worden waren. Und der Abort neben der Küche, auf den Daniel jetzt blickte, musste auch über dem Graben liegen – aber am anderen Ende des Ochsenjochs. Die Rückseite des Gebäudes bildete die Gefängnismauer. Jenseits davon lagen wohl eine Reihe von Häusern, die auf die Fleet Lane

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