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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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ungewöhnlich, ja allerdings! Das würde ich schon sagen!«
    »Dann sind sie noch nicht lange hier?«
    »Seit August, glaube ich. Zur Bewachung der neuen Gefangenen – heißt es jedenfalls. Der Steward lacht nur darüber – meint, das ist ein Trick – ein Präss-wie-nennt-Ihr-das-doch-gleich -«
    »Ein Präzedenzfall.«
    »Genau.«
    »Das darf auf keinen Fall so bleiben, soll das Fleet nicht unmerklich beginnen, seine uralten Privilegien zu verlieren«, meinte Daniel und wechselte dabei einen Blick mit Saturn. Was unglaublich überheblich und hochtrabend hätte klingen können; aber Saturn hatte mit Nachdruck behauptet, dass die Schuldgefangenen im Fleet ein Drittel ihres Lebens schlafend, ein Drittel trinkend, spielend, rauchend etc. und ein Drittel abstrakte juristische Debatten mit dem Direktor führend verbrachten.
    »Der Steward ist der Chef des Inspektorengerichtes?«, fragte Daniel.
    »Ja, Sir.«
    »Gewählt oder -«
    »Das ist ziemlich kompliziert. Meistens ist er der älteste Schuldgefangene.«
    »Die älteren Schuldner verwalten das Ganze hier also durch diesen erfundenen Gerichtshof.«
    Die Frau riss die Augen auf. »’türlich!« Dann kniff sie sie zusammen. »Aber sind nicht alle Gerichtshöfe erfunden?«
    Das gefiel Daniel so gut, dass er ihr mehr zahlte, als es vermutlich wert war. »Nun, Ihr sagt, es gebe einen Wein-Club?«
    »Ja, Sir, montagabends. Und Bier-Club donnerstags. Jedenfalls kommen die Männer zusammen und trinken, und das nennen sie dann einen Club.«
    »Gefangene oder Besucher oder -«
    »Beide.«
    »Und um zehn Uhr ist es zu Ende?«
    Die Frau hatte keine Ahnung, worauf Daniel hinauswollte, sodass er es erklären musste: »Zu der Stunde rufen die Wärter doch ›Fremde alle hinaus‹, oder?«
    »Wen stört’s, wenn sie das tun? Die Clubs grölen bis ein oder zwei Uhr morgens, Sir, und dann verziehen sie sich in die Wohnungen und machen weiter bis nach Sonnenaufgang.«
    Daniel schob ihr eine weitere Münze hin, kam sich im Nachhinein jedoch dumm vor. Weil jeder sagte, das sei das größte Bordell in London, und wie konnte das sein, wenn tatsächlich alle um zehn fortgescheucht wurden?
    »Welcher von den beiden ist denn am lautesten, der Wein-Club oder der Bier-Club?«
    »Am lautesten? Der Wein-Club: früh laut, spät leise. Der Bier-Club: genau andersrum, wenn Ihr wisst, was ich meine.«
    »Sind die Soldaten auch schon mal dabei?«, fragte Daniel und wies mit dem Kopf auf die Zelte.
    »Oh, hin und wieder kommen sie zu zweit auf einen Halben vorbei«, sagte sie, »aber es ist immer brenzlig zwischen uns und ihnen, wenn Ihr wisst, was ich meine -«
    »Wegen der gerichtlichen Prozedur des Steward.«
    »Ja. Ja genau, so ist es.«
    »Wie können sie bei dem ganzen Lärm aus dem Schankraum nebenan in diesen Zelten schlafen?«
    »Können sie nicht. Aber Schlaf ist im Fleet sowieso ein Problem«, sagte sie, »für die, die den Wunsch haben zu schlafen, wenn Ihr wisst, was ich meine.«
    »Ich weiß ganz genau, was Ihr meint, Madame«, sagte Daniel und schob ihr eine letzte Münze hin. »Nehmt das und kauft Euch davon ein bisschen Baumwolle, um sie in Eure Ohren zu stecken.«
    »Besten Dank, Sir«, sagte sie, schon im Rückwärtsgehen. »Hoffe, ich sehe Euch am Montag- oder Donnerstagabend, wie es Euch lieber ist.«
     
     
    »Wenn das noch einfacher wird«, sagte Daniel zu Saturn, »werde ich ein bisschen enttäuscht sein.«
    »Mir kommt es überhaupt nicht einfach vor! Habt Ihr die Schlösser an dem Verlies gesehen?«
    »Es wird so einfach sein, wie eine Gesellschaft zu geben«, erwiderte Daniel. »So, jetzt lasst uns hinausgehen – sofern die Gefängniswärter uns lassen! – und nach einer Immobilie in der Fleet Lane schauen.«
    Saturn blickte düsterer drein als sonst.
    »Wie, gefällt die Idee Euch nicht?«
    »Sie missfällt mir nicht mehr als irgendeine andere Eurer jüngsten Grillen«, sagte der wohlgeborene Peter Hoxton.
    »Ist das Eure Vorstellung von Diplomatie?«
    »Das ist das Beste, was ich gerade zustande bringe. Falls Ihr einen Diplomaten gesucht habt, hättet Ihr nicht nach Hockley-in-the-Hole kommen sollen.«
    »Da wir nun schon einmal offen reden«, sagte Daniel, »kann ich genauso gut den Augenblick nutzen, um Euch mitzuteilen, dass ich weiß, dass Ihr die Höllenmaschinen für Jack gebaut habt.«
    »Hab mich schon gewundert«, sagte Peter Hoxton, reglos und rot.
    »Ich hatte es schon geahnt, aber mehr als deutlich wurde es im Juli, als Ihr die hervorragende Falle

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