Principia
angefertigt habt, die de Gex erwischte.«
Peter Hoxton fing jetzt an einzuatmen und sog während der nächsten Viertelminute ein paar Weinfässer voll Luft in seine Lungen und wuchs und wuchs, bis sein Brustkorb sich auf der einen Seite gegen das Gebäude und auf der anderen gegen die Mauer zu drücken und das Mauerwerk zu zerbrechen schien. Doch am Ende erreichte er seine Grenze und ließ die ganze Luft in einem pfeifenden Wirbelsturm wieder aus.
»Hab mich schon gewundert«, wiederholte er, als hätte er den Satz beim ersten Mal, als er ihn äußerte, nur auf seine Größe hin anprobiert. »Hab ein bisschen auf heißen Kohlen gesessen.«
»Das weiß ich.«
»Ich bin erfreut«, sagte Saturn und verweilte einen Augenblick bei dem Wort, »erfreut, dass Ihr mich nicht einfach verfolgt habt.«
»Niemand wurde getötet«, bemerkte Daniel. »Die Explosionen gingen nicht weiter.«
»Einer der Gründe, warum ich Euch anfangs ausfindig gemacht habe, war, dass …«
»Ihr mich und meine Nachforschungen im Auge haben wolltet.«
»Selbstverständlich, aber auch, weil …«
»Ihr Euch schämtet, dass Ihr daran mitgearbeitet hattet, mich in die Luft zu jagen.«
»Ja – ganz genau! Es ist, als könntet Ihr meine Gedanken lesen.«
»Ich lese Euer Gesicht, Euer Verhalten, beides Dinge, die ein Beichtvater tun sollte. Was wisst Ihr über die Pyx?«
»Ich habe sie geöffnet. Jack hat einige Dinge herausgenommen und andere hineingelegt.«
»Was hat Jack hineingetan? War es Feingold? Oder mit unedlem Metall legiertes?«
Saturn zuckte die Achseln. »Ich kaufe manchmal Gold für die Anfertigung von Uhren«, sagte er, »aber mehr verstehe ich davon auch nicht.«
Darauf schwieg Daniel so lange, dass Saturn nacheinander die Stadien der Reizbarkeit, der Nervosität und der Melancholie durchlief. Er schaute zum Fleet-Gefängnis auf. »Wollt Ihr nun, dass ich dort hinübergehe und mir eine Zelle aussuche, oder -«
»Falscher Ort für Höllenmaschinenbauer. Ihr würdet die Gesellschaft von Schuldnern langweilig finden. Ihr würdet dem Alkohol verfallen.« Daniel rappelte sich hoch und trank seinen Kaffee aus, der schon lauwarm serviert und inzwischen ganz kalt geworden war. »Nun zu dieser Immobilie«, sagte er. »Mein Leben fing an, richtig schwierig zu werden, als der König von England mein Haus in die Luft jagte und meinen Dad umbrachte; jetzt werde ich vielleicht das Haus von jemand anderem in die Luft jagen müssen, um die Dinge wieder einfach zu machen; falls dem so ist, brauche ich einen Mann mit Euren Fertigkeiten.«
Schließlich stand Saturn auf. »Das ist zumindest interessanter als das, was wir bisher gemacht haben, und deshalb bin ich mit von der Partie.«
ANKÜNDIGUNG
einer ÖFFENTLICHEN AUKTION
durchzuführen in der LIBERTY of the CLINK
IN EINER WOCHE
[das heißt am 20. Oktober A.D. 1714]
Zum Verkauf steht: der wohlgeborene MR. CHARLES WHITE
Es ist beim Adel wie beim Pöbel wohl bekannt, dass, als der Graf von O- [in manchen Clubs mit dem Beinamen Letzter der Torys belegt] in Greenwich dem König von England vorgestellt wurde, Seine Majestät dem armen Bittsteller nur einen Zornesblick zuwarf und ihm sodann, ohne ein Wort über seine Lippen kommen zu lassen, das königliche Hinterteil entgegenstreckte. Wonach der errötende Graf in nahezu derselben tiefen Ungnade davon lief, wie sein Tory-Freund B-, der zuletzt auf dem Postschiff nach Calais dabei gesehen wurde, wie er vor jedem Franzosen, der nah genug an ihm vorbeispazierte, seine Kniebeugungen praktizierte.
An diesem und anderen Auspizien können wir erkennen, dass das Torytum bankerott ist. Es ist eine alte Sitte, dass, wenn der letzte Spross eines Adelsgeschlechts verschieden ist, ein Testamentsvollstrecker – traditionsgemäß ein angesehener Gentleman der Stadt – die verbleibende Habe, also Vieh, Weinflaschen, Möbel, Kutschen etc. auf dem Wege einer öffentlichen Auktion veräußert. Und es ist wirklich ein sehr segensreicher und adelnder Brauch, denn manch ein Viscount etc. neuerer Prägung, dessen Großvater Flickschuster oder Schmuggler war, könnte andernfalls sein Stadthaus nicht mit Familienerbstücken vollstopfen, die auf die Eroberung durch die Normannen zurückgehen.
So jämmerlich und vollkommen war der Untergang der Torys, dass nur wenig übrig ist, was an die siegreichen Whigs verkauft werden könnte, und meines Wissens hat sich noch kein guter Mann gemeldet und seine Dienste als Testamentsvollstrecker angeboten [viele würden sich
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