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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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kommen zu dürfen, die von den Three Cranes aus leichter zu erreichen und im Übrigen gastlicher war. Wochenlang hatten die maßgeblichen Männer dieses trefflichen Schiffes ihn gedrängt, ihnen einen Besuch abzustatten, und wochenlang hatte er Ausreden gefunden, es nicht zu tun. Sie waren hocherfreut, als Daniels Wasserdroschke kurz vor Mitternacht längsseits beidrehte, gaben ihm zu viel zu trinken und betteten ihn dann unten in seiner alten Kajüte.
    Als er wach wurde, wusste er instinktiv, dass er sehr, sehr lange geschlafen hatte – vermutlich dank seiner unbeschreiblichen Erleichterung darüber, dass er sich des Salomonischen Goldes entledigt hatte.
    Allerdings wusste er auch, dass er noch viel länger hätte schlafen können, wäre da nicht dieses Krachen und Fluchen gewesen.
    Er zog – einigermaßen angeekelt – die verkrusteten Klamotten wieder an, die er am Vortag getragen hatte. Jetzt fühlte es sich an, als trügen sie ihn. Ein Fremder riss ohne anzuklopfen die Kajütentür auf. Daniel war gerade dabei, sich die Schuhe zuzuschnallen. Gleichermaßen erschrocken, musterten er und der Eindringling einander. Der andere war jung, gut gekleidet und wohlerzogen – und deshalb beschämt darüber, einen alten Mann bei seiner Levée gestört zu haben. Aber warum war er dann hier? Die Antwort lieferte das Silberner-Windhund-Abzeichen.
    »Sir! Ich bitte aufrichtig um Verzeihung. Aber, äh...«
    »Auf Befehl des Königs müsst Ihr diese Kajüte durchsuchen?«, riet Daniel.
    »Ja, Sir. So ist es.«
    »Nach... was, darf ich fragen? Verschlafenen alten Männern? Hier ist einer.«
    »Nein, Sir. Um Verzeihung...«
    »Wenn Ihr mir nur sagt, wonach zu suchen Ihr angewiesen seid, kann ich Euch vielleicht behilflich sein.«
    »Es ist Gold, Sir. Geschmuggeltes Gold.«
    »Ach«, sagte Daniel, »es tut mir leid, aber das einzige Gold in dieser Kammer ist der Ring an meinem Finger.« Daniel zog ihn ab und hielt ihn hoch. »Werdet Ihr ihn dann konfiszieren?«
    Damit hatte er den King’s Messenger vollends in Verlegenheit gebracht. »O nein, Sir, natürlich nicht, das ist ganz und gar nicht das, wonach wir suchen. Und es tut mir wirklich schrecklich leid, dass ich Euch störe. Aber wenn Ihr nur …, also …«
    »Aus dem Weg gehen könntet, damit Ihr die Kajüte gründlich durchkämmen könnt? Guter Mann, ich war ohnehin gerade auf dem Weg nach draußen!«, sagte Daniel, und nachdem er sich den Ring wieder auf den Finger geschoben hatte, sah er den Messenger stirnrunzelnd an, rappelte sich hoch und ging hinaus.
    Oben auf dem Poopdeck traf er auf Dappa, der durch ein Perspektiv den Tower von London betrachtete. Letzte Nacht war Daniel bei der Minerva angekommen, ohne sich eine Vorstellung davon zu machen, wo genau sie im Pool vor Anker lag. Nun, da die Sonne am Himmel stand, nahm er verblüfft zur Kenntnis, wie nah sie dem Tower war: praktisch in Rufweite davon entfernt.
    Er hütete sich, Dappa zu erschrecken, indem er ihn ansprach: Das gehörte sich nicht, wenn die Aufmerksamkeit des anderen auf etwas in weiter Ferne gerichtet war. Nach van Hoek brauchte er sich gar nicht erst zu erkundigen. Der Aufenthaltsort des Käpt’ns war offenkundig, denn er fluchte ununterbrochen auf Holländisch, Sabir und in allen anderen Sprachen, deren er mächtig war, während er den Messengers über sein Schiff folgte.
    »Es hätte schlimmer kommen können«, sagte Dappa, nachdem ein besonders erfrischender Ausbruch van Hoek’scher Verwünschungen aus einer offenen Luke zu ihnen gedrungen war. »Wir sind jetzt leicht beladen, und eine gründliche Durchsuchung dürfte nicht besonders schwierig sein. Heute in vierzehn Tagen wären wir bis an die Speigatten beladen gewesen, da wäre es heikel geworden.« Er ließ das Fernglas sinken und blinzelte Daniel an. »Sie verkratzen unsere Geschütze.«
    »Wie bitte?«
    »Irgendein maßgeblicher Mann ist der Vorstellung verfallen, dieses magische Gold könnte, als Möglichkeit, es hinauszuschmuggeln, in die Form von Geschützen gegossen und schwarz angestrichen worden sein; deshalb kratzen sie jetzt mit einer Ahle an jedem einzelnen unserer Geschütze herum, um sich zu vergewissern, dass sie aus Kanonengut gemacht sind.«
    »Unglaublich.«
    »In unserer Mannschaft gibt es welche, die Euch jetzt als Unglücksbringer betrachten.«
    »Ach, verstehe. Weil Ihr, als ich das erste Mal an Bord kam, prompt von Blackbeard angegriffen wurdet. Und jetzt das.«
    »Ja, Doc.«
    »Wo sie schon so abergläubisch sind«,

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