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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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aufgelegt, mit weiteren Lederstreifen festgezurrt und rundherum mit Teer versiegelt. Dann war die Kiste fertig für den Abtransport zur Bank von England.
    In Bezug auf Stabilität, Wasserundurchlässigkeit oder Kosten waren diese Behälter nicht mit richtigen Fässern zu vergleichen. Sie passten aber durch den Brunnenschacht, und sie konnten schwimmen, wenigstens für kurze Zeit. Mehr brauchte Daniel nicht. Kaum hatte William Ham ihn in dem Keller eingeschlossen, ging Daniel zu dem Brunnenschacht hinüber und zog dessen aus Brettern zusammengenagelte runde Abdeckung hoch. Er war schwindelig vor Angst, dass womöglich irgendetwas schiefgegangen und niemand da war. Einen Moment lang schien seine Furcht sich zu bestätigen. Doch dann hörte er Stimmen, und eine Minute später sah er Lichtfetzen umhergleiten und -flitzen, und schließlich direkt unter sich eine Kerze. »Fertig«, kam eine Stimme.
    Daniel ließ einen der Behälter in den Schacht fallen. Kein Zerbersten oder Splittern war zu hören: nur ein kräftiges Plonk , als er von zwei ausgestreckten Händen aufgefangen wurde, gefolgt von einer kurzen Unterhaltung und einem Auflachen. Dann: »Fertig!«, und Daniel warf die nächste Hutschachtel hinunter. Die ersten paar Dutzend Mal lief es etwas holprig, mit zu viel Reden und Entschuldigungen dazwischen. Dann schien es so, als hätten die Männer unten eine Kette gebildet, und am Ende war Daniel der Engpass, weil er die Kisten gar nicht schnell genug zu dem Loch schaffen konnte. Schließlich musste Peter Hoxton in den Keller hinaufklettern und ihm helfen. Darauf leerte sich der Raum innerhalb kürzester Zeit.
    Doch als das letzte Salomonische Gold in dem Loch verschwand, hörte man auf der anderen Seite der Tür schon Stimmen – ärgerliche Stimmen – und aufgeregte Männer, die an den Schlössern rüttelten und ungeduldig in den Haspen und Türangeln herumstocherten. William hatte versprochen, sie hinzuhalten, so lange er konnte, indem er zuerst Trägheit vortäuschte, dann Streitlust und schließlich so tat, als fände er den Schlüssel nicht; aber diese Vorwände wurden offensichtlich alle als fadenscheinig erkannt. Schlimmer noch, Daniel war sich zunehmend sicher, dass Isaac sich auf der anderen Seite dieser Tür befand, und Isaac konnte jedes Schloss knacken, das je gebaut worden war. Nachdem er sich mit einem letzten Blick vergewissert hatte, dass keine Kiste vergessen worden war, schob Daniel sich in den Schacht und begann, mit den Fußspitzen nach den Leitersprossen zu tasten. Saturn war nicht weit hinter ihm, hielt aber am oberen Ende der Leiter inne, um erst an einem Stückchen Seil zu fummeln und dann die runde Bretterabdeckung über seinem Kopf wieder an ihren Platz zu legen – gewissermaßen die Tür hinter sich zuzumachen. Dieses Seil baumelte immer noch durch ein kleines Loch am Rand des Deckels herunter. Wie Daniel wusste, war es mit der Unterseite eines alt aussehenden großen Kastens verbunden, der neben dem Brunnenschacht auf dem Boden des Kellers stand. Als Saturn sicher war, dass Daniel das untere Ende der Leiter erreicht und sich aus der Gefahrenzone hinausbegeben hatte, indem er sich in den Seitenschacht zurückzog, wickelte er sich das Seil um die Hände und vertraute sich ihm mit seinem ganzen Gewicht an. Ungefähr eine Armlänge fiel er abwärts, dann blieb er mit einem Ruck hängen und musste wild strampelnd nach einer Leitersprosse suchen. Der Kasten war herübergerutscht, so hofften sie jedenfalls, und stand jetzt auf dem Deckel. Das mochte ihnen ein paar Minuten zusätzliche Zeit bringen oder auch nicht, je nachdem wie gründlich der Keller durchsucht wurde.
    Saturn zog die Leiter nach unten und nahm sie mit, als er Daniel zum Ufer des Walbrook folgte. Der Verlauf des Baches war jetzt unregelmäßig durch eine Reihe von Kerzen markiert. Man hörte, dass ein oder zwei Männer in Fließrichtung durch den Bach wateten. Saturn legte die Leiter hier ab und folgte Daniel den Bach abwärts, blies im Vorbeigehen Kerzen aus und hielt mit Daniel zusammen Ausschau nach verloren gegangenen Hutschachteln.
    Nachdem sie einige Minuten durchs Wasser gewatet waren, kamen sie zu der Öffnung, die als Kellerablauf für St. Stephen Walbrook diente. Daniel passierte sie als Erster und kroch auf dem Bauch nach oben, bis raue Hände die seinen ergriffen und ihn mit einem langen Schwung hinauszogen. Anfangs konnte er nicht richtig sehen, weil plötzlich zu viel Licht in seine Augen fiel. Aber er konnte den

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