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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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und ein anderer ergänzt: »Vielleicht hat er sich nach Frankreich abgesetzt!«, worauf er von niemand Geringerem als dem Herzog von Marlborough wütend zum Schweigen gebracht wird.
    Nachdem der ganze Lärm und die Aufregung sich gelegt haben, ist es endlich möglich, Leute auf die Sternkammer zukommen zu hören – mehr Leute, als der Registraturbeamte des Königs verlangt hat. Die Begleitung, falls es sich darum handelt, bleibt draußen. Der Serjeant kommt herein. Am Arm geleitet er eine junge Frau. Sie überqueren den Boden der Sternkammer; ihr Kopf wendet sich mit einem neugierigen Blick dem Ofen des Prüfers zu, dessen rotes Licht auf sie fällt, sodass Daniel sie als Catherine Barton erkennt.
    Als sie den Raum betritt, kündigt der Serjeant sie an. Natürlich ist ihr Ruhm groß, und so wird sie jetzt von allen Seiten auf eine Weise angegafft, die schon an Würdelosigkeit grenzt. Fast wäre es besser gewesen, sie wäre splitternackt erschienen. »Meine Herren«, sagte sie, denn bei so vielen Würdenträgern im Raum wagt sie keine Vermutung darüber, wer hier den Vorsitz hat, »Sir Isaac Newton ist krank. Ich habe die ganze letzte Woche an seinem Krankenbett gesessen und ihn angefleht, er möge Eurem Rufe nicht folgen. Er hörte nicht auf mich, sondern gab Anweisungen, ihn unter allen Umständen heute Morgen hierher zu bringen. Da er sehr schwach ist, habe ich veranlasst, dass er, so es euch beliebt, meine Herren, in seiner Sänfte hergebracht wird. Das ist, mit eurer Erlaubnis, geschehen.«
    »Miss Barton, seid Ihr als seine Pflegerin der Ansicht, dass er in der Lage ist zu verstehen, was um ihn herum vorgeht, und sich diesem Verfahren zu stellen?«, fragt der Registraturbeamte des Königs.
    »O ja. Das ist er«, antwortet Miss Barton mit Nachdruck. »Weil er so schwach ist, ersucht er allerdings darum, dass Dr. Waterhouse als sein Sprecher fungiert.« Und da sie nun den Registraturbeamten des Königs als Vorsitzenden ausgemacht hat, tritt sie vor und überreicht ihm einen Brief, vermutlich von Isaacs Hand geschrieben und ebendieses Inhalts.
    Normalerweise keiner, der eine Gelegenheit beim Schopfe packt, handelt Daniel jetzt ganz gegen seine Natur, indem er mit großen Schritten in die Mitte des Raumes geht, während die meisten Augen noch versuchen, ihn in der Menge ausfindig zu machen. »Falls Sir Isaacs Vorschlag euch, Mylords, annehmbar erscheint, wird es mir eine Ehre sein, ihm als Hand und Stimme zu dienen.«
    Darauf werden einige Blicke gewechselt; da sich jedoch weder das, was sich in der Pyx befindet, noch das, was in den Verträgen steht, dadurch ändern würde, ist es letztlich nicht von Belang. Mit einem Mal nicken überall im Raum wichtige Köpfe. »So soll es geschehen«, sagt der Registraturbeamte des Königs, nicht bevor er den Brief zweimal durchgelesen hat. »Der Kronrat ist Euch zu Dank verpflichtet, Dr. Waterhouse. Äh, sollen wir dann Sir Isaacs Sänfte hereinbringen lassen?«
    »Hierfür gibt es keinen Präzedenzfall, und so erlaubt mir bitte, einen vorzuschlagen«, sagt Daniel. »Bald werden wir für die eigentliche Probe in die Sternkammer hinübergehen, nicht wahr? Statt nun Sir Isaac zweimal zu bewegen, möchte ich anregen, dass wir es ihm gleich in der Sternkammer bequem machen. Er kann der Verlesung des Vertrages von dort aus folgen.«
    »So soll es geschehen!«
    Unter Knicksen bahnt Miss Barton sich einen Weg hinaus, und während sie quer durch die Sternkammer huscht, gibt sie Daniel mit ihrem Blick ein Zeichen. Daniel empfiehlt sich und zieht sich ebenfalls zurück. Köpfe neigen sich und Gesichter drehen sich zur Tür. Daniel steht vor Isaacs obeliskartiger schwarzer Sänfte, die zwischen zwei erstaunt aussehenden Trägern schwebt. Miss Barton zischt gerade Anweisungen: »In die Ecke! Die Ecke! Nein, die da!« Darauf folgen ein paar fast komisch wirkende Kehrtwendungen, aber schließlich verstehen sie, was sie will: Die Tür der Sänfte soll in eine Ecke der Sternkammer zeigen, damit Sir Isaac, wenn sie offen steht, in seinem bedauernswerten Zustand nicht für alle Anwesenden sichtbar ist. Am Ende schaffen sie es, die Sänfte auf die gewünschte Weise abzusetzen. Daniel drückt sich seitlich durch eine kleine Lücke zwischen Tragestange und Wand und begibt sich in die Ecke. Einmal hebt er kurz den Blick, um all diese Gesichter im nächsten Raum zu sehen, die ihn durch die Tür hindurch beäugen. Dann schiebt er den Riegel an der Sänftentür auf und öffnet sie. Das Erste, was er

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