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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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verteilen Traktate. Nur Gott kann sie retten.«
    »Ich dachte, Ihr wärt ein Rigger«, sagte Daniel schwachsinnigerweise.
    »In einer Werft ein Beispiel zu geben heißt, in allen dazugehörigen Handwerken Vorzügliches zu leisten.«
    »Ich verstehe.«
    »Der Hetzplatz ist dort drüben. Zwei Penny pro Kopf. Viel Vergnügen!«
    »O nein, Bruder Norman, deswegen bin ich nicht gekommen.«
    »Weshalb seid Ihr dann gekommen, Bruder Daniel? Einzig und allein, um mir Eure Meinung darüber zu sagen, wie ich mich besser um meine Angelegenheiten kümmern könnte? Möchtet Ihr gern meine Bücher einsehen? Der Tag ist noch jung.«
    »Ein sehr freundliches Angebot, aber -«
    »Ich fürchte, meine Fingernägel sind schmutzig und finden nicht Eure Billigung, aber wenn Ihr morgen wiederkämt -«
    »Das macht wirklich überhaupt nichts, Bruder Norman. Meinen Vater, den Schmuggler, der diverse Piraten und Vagabunden beschäftigte, hat man häufig mit etwas Schmutz unter den Fingernägeln gesehen, nachdem wir die ganze Nacht Konterbande verladen hatten.«
    »Nun gut, wie kann ich Euch dann helfen, Bruder Daniel?«
    »Indem Ihr diese Pakete auf dasjenige der Schiffe dort drüben ladet, das, so Gott will, als Erstes nach St. Petersburg ausläuft.«
    »Das hier ist kein Lagerhaus. Wenn ihnen etwas passiert, während sie in meiner Werft gelagert sind, kann ich keine Verantwortung dafür übernehmen.«
    »Einverstanden. Der Dieb, der sich mit ihnen davonmacht, wird eine bittere Enttäuschung erleben.«
    »Ihr müsst die Erlaubnis von Mr. Kikin einholen.«
    »Das ist der -«
    »Kleinere von beiden. Nähert Euch Mr. Kikin direkt von vorn, und zwar so, dass Eure Hände deutlich zu sehen sind, sonst wird Euch der Größere töten.«
    »Danke für Euren Rat, Bruder Norman.«
    »Keine Ursache. Mr. Kikin ist überzeugt, dass ganz London von Raskolniks wimmelt.«
    »Was ist ein Raskolnik?«
    »Aus der Art von Mr. Kikins Vorsichtsmaßnahmen schließe ich, dass es sich um eine Art russischen Hugenotten handelt, bärtig, zehn Fuß groß und gut im Werfen von Gegenständen -«
    »Tja, ich glaube nicht, dass ich dieser Beschreibung so richtig entspreche -«
    »Man kann gar nicht vorsichtig genug sein. Ihr könntet ein Raskolnik sein, der sich als in die Jahre gekommener Dandy verkleidet hat.«
    »Bruder Norman, es ist ein großes Vergnügen, von den verstaubten Artigkeiten Londons verschont zu bleiben.«
    »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Bruder Daniel.«
    »Sagt mir, bitte, habt Ihr irgendetwas von einem Ostindienfahrer namens Minerva gehört?«
    »Das von Gerüchten und Legenden umwitterte Schiff Minerva? Oder das wirkliche?«
    »Ich habe keine Gerüchte gehört, kenne keine Legenden … Ich versichere Euch, mein Interesse ist praktischer Natur.«
    »Vor vierzehn Tagen habe ich hinter der Biegung eine Minerva im Trockendock gesehen, und so kann ich Euch versprechen, dass es sich nicht um das Schiff der Legende handelt.«
    »Woraus folgt das, Bruder Norman? Die Minerva betreffend fehlt es mir an Wissen, das Euer Rätsel in eine Geschichte verwandeln würde.«
    »Verzeiht mir, Bruder Daniel, ich hatte angenommen, Ihr kennt Euch mit Schifffahrtslegenden ebenso gut aus wie mit der Führung von Werften. Einige französische Seeleute gehen mit dem Ammenmärchen hausieren, dass es einmal ein Schiff dieses Namens gegeben habe, dessen Rumpf unterhalb der Wasserlinie mit Gold überzogen gewesen sei.«
    »Gold!?«
    »Das man nur gesehen habe, wenn das Schiff krängte oder wenn dwars eine steife Brise hereinkam.«
    »Was für eine lächerliche Vorstellung!«
    »Nicht ganz, Bruder Daniel. Denn der Feind der Geschwindigkeit ist die Entenmuschel, durch die sich der Reibungswiderstand des Rumpfes erhöht. Die Vorstellung, einen Rumpf mit glattem Metall zu verkleiden, ist ausgezeichnet. Deshalb haben ich und die Hälfte der anderen Schiffbauer entlang dem Pool uns die Mühe gemacht, diese Minerva in Augenschein zu nehmen, als sie im Trockendock lag.«
    »Aber Gold habt Ihr nicht gesehen.«
    »Kupfer habe ich gesehen, Bruder Daniel. Das vielleicht rötlich geschimmert hat, als es neu war. Und wenn es auf genau die richtige Weise das Licht zurückwirft, so könnte sich ein Franzose – ein für grelle Trugbilder anfälliger Papist – durchaus einbilden, es handelte sich um Gold.«
    »So also hat Eurer Vermutung nach die Legende ihren Anfang genommen.«
    »Dessen bin ich mir sicher. Das Schiff allerdings ist durchaus real, Bruder Daniel, ich habe es vor ein,

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