Principia
hinauszulassen. Das gibt ihm Zeit, einen Satz in schlechtem Französisch zu formulieren: »Wenn sie schwer verletzt worden wäre, würden wir mehr Geschrei hören. Sie war nur erschrocken.«
»Ich glaube, Ihr habt einen Treffer am Trianon-sous-Bois gelandet, der Residenz meiner Schwägerin Liselotte.«
»Sie klingt immer so herablassend«, sagt der jüngere Mann. »So jemanden wage ich nicht anzusprechen. Vielleicht könntet Ihr sie wissen lassen, wie leid es mir tut.«
»Aha? Wie leid tut es Euch denn?«, fragt der Ältere.
»Jetzt seid Ihr aber ein Schlitzohr, Leroy. Sagt mal, kennt diese Liselotte die Herzogin von Arcachon-Qwghlm?«
»Aber ja, sie sind alte Gefährtinnen im Unfugtreiben, diese beiden! Vermutlich nehmen sie, während wir uns unterhalten, gemeinsam ihr Frühstück ein.«
»Dann kann Eliza vielleicht meine Fürsprecherin sein. Sie spricht ohnehin besser Französisch als Ihr.«
»Ho, ho, ho!«, gluckst der König. »Das glaubt Ihr doch nur, weil Ihr so in sie vernarrt seid. Das sehe ich genau.«
Plötzlich kommt ein flatterndes Geräusch aus dem Gebüsch am Wasser. » Merde! «, sagt der König. »Man hat uns entdeckt! Schließt den Tarnvorhang! Schnell!«
Der andere dreht sich um und greift nach dem Vorhang, hält jedoch jäh inne, zieht eine Grimasse und neigt den Kopf. »Mein lieber Schwan!«
»Wieder der Hals?«
»So verdammt steif war mein Hals noch nie.« Er massiert sich eine wunde Stelle, zuckt dann jedoch zusammen und begnügt sich damit, sein seidenes Halstuch wieder zu richten.
»Hinrichtungen durch den Strang solltet Ihr tunlichst vermeiden.«
»Ich habe ja versucht, sie zu vermeiden, aber die Sache war kompliziert.«
Sie erscheint am Ufer und hält eine Hand mit zusammengepresstem Daumen und Zeigefinger hoch.
»Morgen, Jack.«
» Bonjour, Madame la Duchesse .« Der als Jack Angesprochene macht eine höfische Verbeugung, allerdings auf so übertriebene Weise, dass es schon fast eine Farce ist. Jeder einzelne seiner Wirbel hat etwas dazu zu sagen.
»Ich habe hier etwas, was du verloren hast!«, verkündet sie.
»Mein Herz?«
Sie schleudert ihm das Schrotkügelchen entgegen. Die Männer auf der Barke drehen den Kopf weg, als es auf eine Stuhllehne auftrifft und abprallt. » Die Pfälzerin lässt dir ausrichten, sie sei zu alt, um als Ziel für Musketenkugeln zu dienen.«
»Zum Glück bringt Pepe Euch ein Friedensangebot«, sagt der König und deutet auf den Hund mit dem lockigen Fell, der jetzt das Ufer erreicht hat, schwanzwedelnd auf Eliza zuläuft und den Vogel vor ihr fallen lässt.
»Ich habe für solche Dinge wenig übrig«, sagt sie, »aber Liselotte war in ihren besten Tagen eine große Jägerin und wird sich dadurch vielleicht besänftigen lassen.« Sie bückt sich, packt den Hals des Tieres mit zwei Fingern und entfernt sich, den Vogel am ausgestreckten Arm, von ihnen. Die Männer betrachten sie voller Respekt. Leroy knufft Jack in die Rippen.
» Magnifique , eh?«
»Alter Bock.«
»Ah, sie ist eine großartige Frau«, sagt der König, »und Ihr, mon cousin , seid ein glücklicher Mann.«
»Ihr überhaupt zu begegnen, war ein glücklicher Umstand, da gebe ich Euch recht. Sie zu verlieren, war dumm. Jetzt weiß ich nicht, mit welchem Wort ich beschreiben soll, was ich außer müde noch bin.«
»Ihr werdet reichlich Zeit haben, Euch von Eurer Mühsal zu erholen, und angenehme Orte, wo Ihr es tun könnt«, sagt Leroy.
Jack, der plötzlich hellwach ist, zieht einen der Tarnvorhänge zu und kauert sich dahinter. Drei französische Höflinge, angezogen von den Schüssen aus den Vogelflinten, kommen näher. »Angenehme Orte, fürwahr«, sagt Jack, »solange ich außer Sicht bleibe und mich von der Gerüchteküche fernhalte.«
»Aber an Orten wie La Zeur und St. Malo kann das doch nicht so schrecklich schwierig sein, eh?«
»Dort werde ich wohl meinen Lebensabend verbringen«, stimmt Jack ihm zu, »solange sie mich haben will.«
Der König täuscht Erstaunen vor. »Und wenn sie Euch hinauswirft?«
»Zurück nach England und zurück an die Arbeit«, sagt Jack.
»Als Falschmünzer?«
»Als Gärtner.«
»Das glaube ich nicht!«
»Glaubt mir, Leroy, denn das ist eine notorische Schwäche von Engländern, die zu alt sind, um irgendetwas Nützliches zu tun. Mein Bruder hat eine Stellung auf dem Landsitz eines reichen Mannes gefunden. Wenn Eliza es je leid wird, einen heruntergekommenen alten Vagabunden auszuhalten, gehe ich vielleicht dorthin und beende mein
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