Principia
ein bisschen Gold, das schwerer war als vierundzwanzig Karat. Mir fehlen hier und jetzt die Worte, um meine damaligen Empfindungen zu vermitteln! Es handelte sich bloß um ein Stückchen Blattgold, gefunden in der Werkstatt eines Falschmünzers, die auf meine Anweisungen hin von den King’s Messengers ausgehoben wurde. Der Falschmünzer selbst war dabei getötet worden – überaus enttäuschend! Mehrere Jahre später fand ich eine gefälschte Guinee, die schwerer war, als sie hätte sein sollen. Irgendwann brachte ich den Falschmünzer zur Strecke, der sie hergestellt hatte, und befragte ihn darüber, wo er sein ungemünztes Gold herhatte. Das meiste hatte er aus herkömmlichen Quellen bekommen. Aber er sagte, er habe vor kurzem durch einen Mittelsmann einen Posten Gold in Form von handgehämmertem Blech, etwa einen Achtelzoll dick, gekauft. Es sei auf einer Seite von einem linearen Muster von Kratzern gekennzeichnet und auf der anderen von Teer befleckt gewesen.«
»Teer!«
»Ja. Aber eine solche Probe habe ich nie mit eigenen Augen gesehen. Ich finde nur Beweise für ihre Existenz in Münzen – gefälschten Guineen von einer Qualität, dass ich selbst bisweilen von ihnen getäuscht werde!«
»Es hat also den Anschein, als hätte, wer auch immer dieses Gold besitzt, es gehortet und in Form von teerbefleckten Platten verwendet. Ab und zu aber liefert er etwas davon einem Falschmünzer -«
»Nicht einem Falschmünzer, sondern dem Falschmünzer. Jack. Jack dem Falschmünzer. Meiner Nemesis, auf die ich seit zwölf Jahren Jagd mache.«
»Jack hört sich nach einem interessanten Burschen an«, räumte Daniel ein, »und ich bin mir sicher, ich werde von dir gleich noch mehr über ihn erfahren – aber vertrittst du die Hypothese, dass er irgendwo einen Hort dieser Goldplatten hat und von Zeit zu Zeit Münzen daraus schlägt?«
»Nein. Gehortet sind sie ihm von keinerlei Nutzen. Wenn er einen Hort hätte, würde er ihn bis zur letzten Unze zu Münzen schlagen, und zwar so schnell, wie seine Falschmünzer die Arbeit tun könnten. Nein, ich vertrete die Hypothese, dass Jack den Besitzer des Hortes kennt und dass dieser von Zeit zu Zeit, wenn er Geld zum Ausgeben braucht, einige Platten hervorholt und sie zu Jack bringt.«
»Hast du irgendeine Vorstellung davon, wer der Besitzer des Hortes sein könnte?«
»Die Antwort ergibt sich aus dem Teer und den Kratzern. Das Gold kommt von einem Schiff.«
»Es gibt einen vagen Zusammenhang zwischen Teer und Schiffen, aber davon abgesehen kann ich dir nicht folgen«, sagte Daniel.
»Dir fehlt die Information, dass es unter Matrosen und Offizieren der französischen Marine eine Legende gibt -«
»Doch, davon habe ich gehört!«, rief Daniel aus. »Aber ich habe den Zusammenhang nicht hergestellt. Du sprichst von einem legendären Schiff, dessen Rumpf mit Gold überzogen sein soll.«
»Richtig.«
»Doch wie es scheint, ist das deiner Ansicht nach keine Legende.«
»Ich habe die Sache studiert«, verkündete Isaac. »Ich kann nun bis auf die Seiten der Bibel zurückverfolgen, welchen Weg König Salomons Gold durch die Zeiten hindurch bis zum Rumpf jenes Schiffes und von dort zu den Proben genommen hat, die ich in meinem Laboratorium im Tower von London geprüft habe.«
»Dann erzähl mir die Geschichte bitte!«
»Das meiste davon ist verbürgt. Die Inseln von König Salomon liegen im Pazifik. Dort ruhte, von Menschen ungestört, sein Gold bis etwa zu der Zeit, als wir beide jung waren und Huygens’ Uhr zu ticken begann. Eine spanische Flotte, von einem Taifun weit abgetrieben von den Schifffahrtswegen, die Acapulco mit Manila verbinden, warf bei den Salomonen Anker und nahm allerlei an Bord, darunter auch Erde, die man um die Kombüsenöfen schichtete, um die Schiffsplanken vor dem Feuer zu schützen. Auf der Heimfahrt nach Neuspanien schmolz die Hitze des Feuers Gold – oder etwas, das so aussah – aus dem Sand, und es floss zusammen und bildete Nuggets von erstaunlicher Feinheit, die man entdeckte, als die Schiffe in Acapulco ihre Ladung löschten. Der Vizekönig von Neuspanien, der damals gerade eine fünfundzwanzigjährige Regentschaft antrat, beeilte sich, Schiffe nach den Salomonen zu senden, um mehr von diesem Gold zu gewinnen und nach Mexiko zu schaffen, wo es in seinem persönlichen Hort angesammelt wurde. Am Ende seiner Regentschaft befahl er, das Salomonische Gold auf seine Privatbrigg zu verladen, die im Konvoi mit der spanischen Schatzflotte nach Spanien
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