Pringle in Trouble
fort, sich angeregt
zu unterhalten.
«Clarissa, warum läufst du nicht hoch
in sein Zimmer und schmeißt die Mars-Riegel in den Schloßgraben?»
«Ja», gab diese zu, «daran habe ich
auch schon gedacht. Aber noch besser wäre, wenn ich sie herunter holte und sie
ihm vor aller Augen unter die Nase halten würde — dann wäre sein Ruf ein für
allemal ruiniert.»
Sie lachten, und für einen Augenblick
fühlte Hugh sich glücklich und unbeschwert. Doch dann reichte Clarissa direkt
unter seiner Nase eine Silberschale weiter: «Hast du die hausgemachte
Majonnaise schon probiert, Edith? Einfach köstlich.»
Er hielt den Anblick und den Duft ihres
Essens nicht mehr länger aus und rückte seinen Stuhl ein Stück zur Seite, so
daß er nun fast den gesamten Raum überblicken konnte. Mrs. Willoughby hatte
sich gerade erhoben und versuchte, mittels einer kleinen Silberglocke, die
Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
«Meine Damen und Herren — ich hoffe,
dies ist das letzte Mal, daß ich Sie so anspreche. Wir haben heute neue Gäste
begrüßen dürfen und alte Gäste erneut willkommen geheißen. Gerard und ich
betrachten Sie ab jetzt als unsere Freunde, ich hoffe, daß es Ihnen umgekehrt
genauso geht...»
Sheila Arburthnot nickte gerührt.
Dieser Abschnitt hatte ihr schon immer besonders gut gefallen. Unruhig rutschte
sie auf der Kante ihres Stuhles hin und her, denn sie kannte die Rede beinahe
auswendig und war entschlossen, im geeigneten Moment den ‹spontanen› Dank der
Gäste zum Ausdruck zu bringen.
«Gerard und ich möchten Sie bitten, daß
Sie als unsere Freunde dieses Haus während Ihres Aufenthalts hier als Ihr Haus
betrachten. Wir wünschen uns, daß es Ihnen gelingen möge, sich zu entspannen
und die Sorgen und Probleme des Alltags, die Sie hierher geführt haben, hinter
sich zu lassen, so daß jeder von Ihnen, wenn Sie am nächsten Sonnabend oder —
falls Sie noch bis zum Frühstück bleiben — am nächsten Sonntag wieder von hier
fortgehen, der Welt mit neuer Kraft gegenübertreten und, wie wir hoffen, seine
Möglichkeiten wieder voll ausschöpfen kann.»
Ihre wohlklingende Stimme schwieg, doch
Mrs. Arburthnot war wieder nicht schnell genug. Jonathan war sogleich
aufgestanden, als ihr Tonfall hatte ahnen lassen, daß sie nun zum Ende käme.
«Meine Damen und Herren...» er hob sein
winziges Glas hoch. «Leidensgenossen und — Schlemmer», er machte eine
verächtliche Handbewegung zu dem Tisch hin, an dem Clarissa und Mrs. Rees
saßen. Doch die beiden Frauen ließ das völlig kalt. Ungerührt kauten sie
weiter.
«Ich denke, ich spreche für uns alle,
wenn ich sage...»
Die Zuhörer sollten keine Gelegenheit
haben zu entscheiden, ob dieser Anspruch berechtigt war oder nicht.
Einer der schweren Vorhänge blähte sich
plötzlich und brachte Jonathan aus der Balance. In diesem Augenblick stürzte
Maeve in den Saal und sah mit weißem Gesicht und schreckgeweiteten Augen in die
Runde.
«Besitzt einer von Ihnen hier einen
Hund?»
Ihre Stimme war kaum mehr als ein
Flüstern, doch alle im Saal hatten ihre Frage gehört. Stumm sahen sie zu, wie
sie ein Messer auf den Tisch fallen ließ. Von der Klinge tropfte Blut. «Ich
mußte es tun. Er hat mich angefallen. Ich mußte ihn töten...»
Jonathan hatte Mühe, die Fassung zu
bewahren. Erst hatte man ihm die Schau gestohlen, und jetzt mußte er auch noch
Angst haben, daß ihm hier vor aller Augen übel wurde. Am liebsten hätte er
losgekreischt. Währenddessen hatte sich der Colonel langsam erhoben und starrte
nun mit steinerner Miene auf das vor ihm liegende Messer. Hugh betrachtete ihn,
wie er so dastand, kerzengerade, als sei er auf dem Paradeplatz, und
kurzsichtig durch seine runden Brillengläser starrte. Merkte der Mann gar
nicht, wie lächerlich er wirkte?
«Wenn Sie ‹Hund› sagen, dann meinen Sie
auch ‹Hund› — oder war es vielleicht eine Hündin?» wandte er sich in scharfem
Ton an Maeve. Sie sah ihn an, als zweifle sie an seinem Verstand. Anders als
die meisten der übrigen Anwesenden hatte sie noch nie zuvor ein Lebewesen
getötet und stand noch unter dem Schock, den jeder beim erstenmal gewöhnlich
verspürt.
«Ich frage», fuhr der Colonel ungerührt
fort, «weil Susie in wenigen Tagen werfen sollte. Was die Deckung anging, so
wollten wir uns nicht auf Brucie verlassen — er hat da etwas Schwierigkeiten — ,
und deshalb haben wir uns extra einen Rüden kommen lassen. Die Kosten waren
enorm, aber Susie ist eben eine sehr wertvolle
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