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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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letzte Frage noch, Dr. Godfrey,
haben Sie eine Idee, wo Miss Kelly sich zur Zeit aufhält?»
    Er schüttelte den Kopf.
    Robinson schickte ihn zurück in die
Bibliothek, nicht ohne ihm vorher die strikte Anweisung gegeben zu haben, über
Maeves Verschwinden absolutes Stillschweigen zu bewahren. Wenn sie etwas gehört
hatte, möglicherweise sogar die Identität des Mörders kannte, so müßte dies
mindestens so lange geheim bleiben, bis man ihr Polizeischutz geben könne. Hugh
war sich ziemlich sicher, daß die Aussicht auf Polizeischutz Maeve nicht
sonderlich begeistert hätte. Seiner Meinung nach war sie umgehend verschwunden,
als sie erfahren hatte, daß die Polizei im Anmarsch war. Aber warum?
Nachdenklich starrte er hinaus in den Park und auf das dahinterliegende Moor,
beides nicht sonderlich einladende Orte, um sich dort zu verstecken. Die Reihe
der langsam vorrückenden Polizisten, jeder mit einem Stock systematisch den
Boden absuchend, bewegte sich langsam außer Sichtweite. Was hofften sie bloß da
draußen zu finden, dachte Hugh. Und merkwürdig, daß der Mord bei der Vernehmung
überhaupt nicht zur Sprache gekommen war.
    Nach Hugh war Mrs. Rees hereingerufen
worden. Bei ihrer Rückkehr schien sie ausgesprochen wütend. «Ich weiß nicht, wo
diese Typen heutzutage immer herkommen», sagte sie, «aber jedenfalls sollte man
ihnen keine verantwortlichen Positionen übertragen.» Hughs Ärger verflog
angesichts ihres Zorns. D.I. Robinson hatte offenbar versucht, Mrs. Rees unter
Druck zu setzen — ein kapitaler Fehler. Insgeheim bewunderte er Clarissa, wie
sie der alten Dame in den Sessel half und versuchte, sie zu beruhigen — wenn
auch ohne viel Erfolg. Da Robinson, der Verursacher ihres Zorns, nicht greifbar
war, sah sie sich nach einem anderen Opfer um. Ihr — Blick fiel auf den armen
Constable, der, mit undurchdringlichem Gesicht neben der Tür stehend, die
Aufgabe hatte, sie zu bewachen. «Sie können Ihrem — Ihrem Vorgesetzten
ausrichten, daß ich nichts mehr zu sagen habe. Wenn er noch weitere
Informationen braucht, kann er zusehen, wo er sie herbekommt.» Sie sah sich
suchend um: «Oh, da bist du ja, Jonathan. Dieser Robinson will dich noch einmal
sprechen. Ich finde allerdings, du solltest nicht reingehen — wir haben es gar
nicht nötig, nach seiner Pfeife zu tanzen.»
    Jonathan hielt in der Betrachtung
seiner Nägel inne und lächelte selbstgefällig. Ganz offensichtlich war er
wieder obenauf. «Ich weiß gar nicht, was du willst, Mutter», sagte er. «Ich
fand Robbie ausgesprochen angenehm im Umgang. Ein bißchen ungeschliffen
vielleicht, aber das hat mich nicht gestört. Er ist, wie ich, ein Mann, der um
die Wirkung der Medien weiß und sie einsetzt. Und er hält viel vom
psychologischen Ansatz. Wir haben festgestellt, daß wir beide, er und ich,
dieselbe Sprache sprechen. Wir können miteinander... kommunizieren.» Jonathan
war zur Tür gegangen und legte dem Constable vertraulich eine Hand auf die
Schulter: «Ich bin sicher, seine Untergebenen würden für ihn durchs Feuer
gehen, nicht wahr?» Dann war er endlich draußen.
    Hugh war übel. Deshalb also war
Robinson so gut informiert gewesen — Jonathan hatte getratscht. Hugh war im
Grunde nicht sonderlich überrascht; das hätte er sich eigentlich gleich denken
können. Nur, was um Himmels willen mochte ‹psychologischer Ansatz› bedeuten?
Ging die Tatsache, daß über den Mord selbst überhaupt nicht geredet worden war,
vielleicht zurück auf eine besonders subtile psychologische Taktik? So ein
Stuß, dachte er. Clarissa tat ihm leid. Sie hatte ihr Gespräch mit Robinson
noch vor sich. Er hätte sie gerne gewarnt, aber in Anwesenheit des Constable
schien das wenig ratsam. Auch die anderen wirkten bei näherem Hinsehen
reichlich eingeschüchtert. Keiner sprach, keiner sah den anderen an. Clarissa
hatte die ganze Zeit auf das Buch in ihrem Schoß gestarrt, ohne auch nur eine
einzige Zeile zu lesen. Er sehnte sich nach einem tröstenden Blick von ihr...
    Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke:
Wenn Maeve auf Zimmer sieben, rechts von van Tenke, Geräusche gehört hatte,
wieso hatte dann nicht auch Jonathan links davon, in Zimmer fünf, etwas
mitbekommen. Denn wenn dem so wäre, hätte er sicherlich etwas gesagt. Jonathan
würde vermutlich platzen vor Anstrengung, seinen Mitteilungsdrang zu zähmen,
sollte jemals von ihm, aus welchem Grund auch immer, verlangt werden, den Mund
zu halten. Aber wenn er nun gar nicht auf seinem Zimmer gewesen

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