Pringle in Trouble
war — das wäre
eine Erklärung. Vielleicht hatte er zur fraglichen Zeit gerade unten in der
Küche gesessen und des Colonel Wildpastete in sich hineingeschlungen. Hugh
merkte, wie seine Stimmung stieg. Der große Medienmann würde eine Menge Fragen
zu beantworten haben. Als Mörder allerdings kam er wohl doch nicht in Frage,
dachte Hugh. Leider.
Eine hohe Stimme unterbrach seine
Überlegungen. Sheila Arburthnot war ans Fenster getreten: «Welch ein Segen»,
rief sie exaltiert. «Dr. Willoughby ist endlich zurück. Er hat versprochen, einen
Privatdetektiv mitzubringen, der dafür sorgen wird, daß unsere Interessen
gewahrt bleiben.»
Was den Privatdetektiv anging, so hatte
sie recht; sein Auftrag lautete jedoch in erster Linie, dafür zu sorgen, daß
der gute Ruf von Aquitaine erhalten bliebe. Nach einem hastigen
Telefongespräch mit Consuela hatte Tom Willoughby realisiert, daß ihre
Investition des Schutzes bedurfte. Und zufällig kannte er auch genau den
richtigen Mann für die Aufgabe. Gewissenhaft und diskret. Consuela dürfe bitte
nicht nach seiner äußeren Erscheinung urteilen.
Während ihres Flugs nach Norden hatte
Dr. Willoughby versucht, dem Mann eine kurze Schilderung der Situation zu
geben, das heißt natürlich nur insoweit, als er selbst im Bilde war, und
darüber hinaus ein gewisses Unbehagen zum Ausdruck gebracht. «Van Tenke war ein
Freund meines Bruders. Sie sind sich offenbar vor Jahren einmal irgendwo in
Asien begegnet. Ich habe keine Ahnung, wann oder warum Gerard ihn nach Aquitaine eingeladen hat... Aber so ist er eben. Wenn er jemanden trifft und ihn mag...
dann bittet er ihn unweigerlich, doch zu Besuch zu kommen. Gewöhnlich sind es
Leute aus unseren Kreisen, und die Gäste lieben es natürlich... plötzlich auf
du und du mit Menschen, die sie sonst nur aus Zeitschriften oder aus dem Fernsehen
kennen.» Dr. Willoughby plauderte völlig unbefangen. Seiner Meinung nach sollte
man die Plebs viel mehr ermutigen, sich die Prominenz mal aus der Nähe
anzusehen — gegen Bezahlung natürlich. «Wie mir meine Schwägerin heute morgen
am Telefon sagte, scheinen zwei der Gäste van Tenke noch von früher, aus seiner
Zeit in Asien, gekannt zu haben. Tja, die Welt ist wirklich klein. Ich denke
übrigens, daß keiner der Gäste als Täter in Frage kommt. Unsere Klientel ist,
wenn auch nicht Upper-class, so doch solide Middle-class.» Es gab gewisse
Dinge, vor denen Leute mit einigem Einkommen seiner Erfahrung nach
zurückschreckten. «Wahrscheinlich wird sich herausstellen, daß es Einbrecher
waren, womöglich von irgendeinem verrückten Kunstliebhaber beauftragt... Die Bilder
in der Bibliothek sind mit Geld überhaupt nicht zu bezahlen... Ich könnte mir
vorstellen, daß van Tenke sie überrascht hat... Consuela sagte übrigens auch
noch etwas von einem Helm», schloß er vage und zuckte mit den Achseln. Wer
wußte schon, was in Kriminellen — ohne Zweifel Proleten — vor sich ging.
Rechts begann jetzt ein Lämpchen vor
ihm zu flackern und erlosch dann ganz. «O je!» Er schaltete wild umher, hatte
jedoch keinen Erfolg. «Das Ding sollte längst repariert sein. Aber heutzutage
ist ja auf niemanden mehr Verlaß.» Zum erstenmal seit ihrem Abflug blickte er
aus dem Fenster. Und ein tiefer Seufzer der Erleichterung entrang sich seiner
Brust: «Wir haben Glück. Der Nebel hat sich gelichtet, das heißt, ich kann ohne
Instrumente landen. Wer weiß», fügte er nach einer Weile hinzu, «vielleicht
hätten wir unser Ziel sonst noch verfehlt.» Es sollte ein Scherz sein, aber
seinem Passagier war nicht nach Lachen zumute.
Der Constable in der Bibliothek hob
lauschend den Kopf. Das Geräusch von Flugzeugmotoren kam näher. Einen
Privatdetektiv anzuschleppen! Na, der sollte bloß aufpassen, daß Robbie ihn
nicht zum Frühstück verputzte.
Consuela beobachtete vom Fenster aus,
wie das Flugzeug landete, und wartete gespannt auf das Erscheinen des Mannes
von dessen Geschick möglicherweise die Zukunft Aquitaines abhing. Doch
als er schließlich auftauchte, war sie enttäuscht. Er war ungefähr sechzig,
trug einen abgetragenen alten Tweedmantel und einen unauffälligen Anzug mit
Weste. In der rechten Hand hielt er einen Filzhut, in der linken eine alte
Aktentasche, wie sie vor Jahrzehnten mittlere Beamte benutzt hatten. Seine
Bewegungen wirkten tapsig; er sah aus, als sei er eher schüchtern. Sie verstand
jetzt, warum ihr Schwager sie gebeten hatte, nicht nach seiner äußeren Erscheinung
zu urteilen: Auf
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