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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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erkannte Mr. Pringle, daß es sich um eine Kostenaufstellung
handelte. Mrs. Arburthnot hatte bereits bis auf den letzten Penny ausgerechnet,
wieviel sie für den Aufenthalt auf Aquitaine würde berappen müssen.
    Der Eindruck, den ihr Zimmer auf ihn
gemacht hatte, stimmte vollkommen mit dem überein, was ihm Miss Brown erzählt
hatte, doch noch immer wußte er keine Erklärung dafür, warum sie Valter van
Tenke in der letzten Nacht aufgesucht haben mochte.
    Miss Browns Schuhe, dreckverkrustet,
standen ordentlich neben der Tür. Sie schien mehr Zeit draußen als drinnen zu
verbringen, dachte er. Auf dem Kaminsims stand ein Foto vom Grab ihres Vaters.
Mr. Pringle fiel auf, daß es, wo immer man auch stand, von jeder Ecke des
Zimmers aus zu sehen war. Warum bloß? Brauchte Miss Brown den Anblick des
Erdhügels, um sich sicher zu sein, daß ihr Vater auch wirklich tot war?
    Hughs Sachen lagen im ganzen Zimmer
verstreut. Mr. Pringle schüttelte mißbilligend den Kopf. Daß Ärzte aber auch
immer so unordentlich sein mußten! Mit ihren Steuererklärungen war es dasselbe.
Hugh hatte, wie er sah, eine Postkarte gekauft. Sie lag mit der Bildseite nach
unten. «Liebe Clarion», stand dort, weiter war er nicht gekommen. Mr. Pringle
lächelte milde. Er konnte sich denken wieso.
    Er war gerade dabei, die Tür zu
Jonathans Zimmer aufzuschließen, als eine befehlsgewohnte Stimme ihn barsch
anrief: «Einen Moment!» Es war der Sergeant, der D. I. Robinson zur Seite
gestanden hatte. Mr. Pringle hatte seinen Namen schon wieder vergessen. «Ja,
bitte?»
    «Sie sollen nach unten kommen. Der Neue
will Sie sehen.»
    In seinem Ton lag unverschämte
Anmaßung, so als bestreite er seinem neuen Chef, indem er es vermied, dessen
Namen auszusprechen, die Autorität. Mr. Pringle nahm das interessiert zur
Kenntnis. D. I. Robinsons Team war ein verschworener Haufen gewesen. Er hatte
einmal mitbekommen, wie sie untereinander beinahe liebevoll von ihm als
«Robbie» gesprochen hatten — schwache Männer, die sich um einen rücksichtslosen
Opportunisten geschart hatten, um in seinem Gefolge zu profitieren. Nun hatte
ihr Anführer gehen müssen — ein Abschied in Schande. Die Frage war, wie weit
hatte das Krebsgeschwür der Korruption sich bereits ausgebreitet? Während
seiner Zeit als Finanzbeamter hatte er ein-, zweimal miterlebt, wie Kollegen
von ihm wegen der Annahme von Bestechungsgeldern entlassen worden waren. Er
wußte, daß es nicht nur die Schwachen waren, die der Versuchung anheimfielen,
sondern gerade auch die, die sich immun glaubten; es erwischte sie in einem
Moment, wenn sie nicht auf der Hut waren.
    Auch Mr. Pringle besaß keinen Talisman,
mit dem er sich allzeit hätte gewappnet fühlen können. Was ihn schützte, war
allein die feste Überzeugung, daß es nicht recht sei, etwas anzunehmen, was
einem nicht zustand. Daß die Leute, deren Einkommen er zu schätzen hatte, oft
ein Vielfaches von dem verdienten, was er selbst bekam, spielte für ihn keine
Rolle. Wann immer man ihm ein Angebot gemacht hatte — und das war gar nicht so
selten vorgekommen — , hatte er mit einer Standartantwort reagiert: Die Offerte
verstoße gegen das Gesetz, und er müsse deshalb dem Commissioner Meldung
machen. Das ungläubige Gelächter, das ihm daraufhin bisweilen entgegenschlug,
verriet ihm einiges über die Praxis gewisser Kollegen, das er lieber nicht
gewußt hätte.
    Nach dem Tod seiner Frau hatte er ein
einsames Leben geführt; sie waren lange und glücklich verheiratet gewesen, ohne
jedoch viel Aufhebens davon zu machen. Stumm hatte er an ihrem Sterbebett
gestanden, Tee und Beileidsbezeugungen entgegengenommen und später die
Beerdigung hinter sich gebracht, so gut er konnte. Am nächsten Tag im
Supermarkt hatte er die Einkäufe auf der wöchentlichen Einkaufsliste um die
Hälfte reduziert. Und während er vor dem Regal mit der Marmelade stand und
versuchte, sich zu erinnern, welche Sorte Renée immer gekauft hatte, hatte er
einen Entschluß gefaßt. Die furchtbare Lücke, die ihr Tod hinterlassen hatte,
würde nie mehr ausgefüllt werden können — er hatte, seit er ihr zum erstenmal
begegnet war, keine andere Frau mehr angesehen — , also würde er sich von nun
an daran gewöhnen, mit der Einsamkeit zu leben. Gut, daß er wenigstens seine
Bilder hatte.
    Ein halbes Jahr nach ihrem Tod begann
er an der Abendschule einen Kurs für Aktmalerei zu besuchen. Irgendwann im
November, die seit einigen Tagen grassierende Grippewelle hatte ihren

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