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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Satyr?»
    Mr. Pringle erklärte es ihr.
    «Hast du ihm extra deshalb den kleinen
Pimmel gemalt? Ist das die Stelle, wo der Bock aufhört und der Mann anfängt?»
    Mr. Pringle wünschte, er hätte sich mit
der faunischen Anatomie vertrauter gemacht, doch sie wartete seine Antwort gar
nicht ab. Sich auf die Seite rollend, deutete sie auf die Wand gegenüber dem
Bett: «Dort soll es hängen. Einverstanden?»
    Kurz darauf war er auf Wasserfarben
umgestiegen. Mavis war ein wenig traurig darüber, andererseits wußte sie, daß
er sein Meisterwerk bereits geschaffen hatte. Sie kaufte bei Woolworth einen
Rahmen und ließ das Schlafzimmer in Cremerosa tapezieren. Mr. Pringle
verbrachte die Dienstagabende im «Bricklayer» und begleitete sie anschließend
nach Hause. Es war ein Arrangement, das ihnen beiden zusagte. Irgendwann
einmal, vermutlich aus einem diffusen Schuldgefühl heraus, schlug er ihr vor zu
heiraten. Aber sie hatte abgewinkt. «Das willst du doch eigentlich gar nicht.
Sei ehrlich — es gefällt dir doch so sehr gut. Außerdem habe ich keine Lust,
auf meine Witwenrente zu verzichten. Wenn du Herbert gekannt hättest, wüßtest
du, daß ich sie mir redlich verdient habe. Nein, lassen wir ruhig alles beim
alten. Irgendwie finde ich es auch romantischer...» Mr. Pringle war ihr sehr,
sehr dankbar gewesen.
    Während er nun mit dem Sergeant die
Treppe hinunterging, mußte er an sie denken — die gute Mavis. Er würde ihr eine
von den Postkarten schicken, die an der Rezeption zum Verkauf aushingen. Sie
waren in vier Rechtecke aufgeteilt und zeigten das Münster von York, das
Pfarrhaus, in dem die Geschwister Bronte aufgewachsen waren, Whitby sowie die
Radarstation von Fylingdales. Und über das Ganze, eingerahmt von Heidekraut,
spannte sich der Schriftzug: Viele Grüße aus Yorksbire. Die Karte würde
ihr gefallen.

Kapitel fünf
     
    Detective Inspector Keatly hatte sowohl
bei der Polizei in Lancashire als auch in Yorkshire gearbeitet und es geschafft,
sich sowohl hier wie dort unbeliebt zu machen. Gewöhnlich trug er alle Dinge
mit Gleichmut, doch diesmal war er wütend. Man hatte ihn mir nichts, dir nichts
von einem Fall abgezogen, ihn hinter seinem Rücken weitergereicht — von einem
Chief direkt zum nächsten. Alles nur wegen dieses verdammten Robinson. Und fast
genauso schlimm war, daß er hatte allein gehen müssen, ohne sein vertrautes
Team. Natürlich würde er an Ort und Stelle Robinsons Leute antreffen, aber
denen traute er nicht — wie sollte er auch.
    Es war wirklich ein lausiger Auftrag.
Er sah die beiden Chiefs so richtig vor sich, wie sie, nachdem sie den Schock
mit Robinson erst einmal verdaut hatten, sich fast kaputtlachten über ihre
Idee, den Fall nun ihm aufzuhalsen. D. I. Keatly war ein harter Mann, Sohn
eines Arbeiters. Eine Leiche in einer Sozialwohnung, ein Straßenraub — da wußte
er, was Sache war, er sprach die Sprache der Leute, konnte einschätzen, wo er
Druck machen mußte und wieviel. Wenn die Leute Angst vor ihm hatten — um so
besser. Das erleichterte ihm die Arbeit, und das war das einzige, worauf es
ankam. Diese feinen Herrschaften auf dem Schloß dagegen... und dann noch mit
der Hypothek von Robinsons Ablösung im Hintergrund.
    Was die anging, so war es keine große
Überraschung gewesen. Robinson hatte schon lange in dem Geruch gestanden, nicht
ganz koscher zu sein. Gerüchteweise war immer wieder durchgesickert, er sei
bestechlich. Nun ja, offenbar hatte sich das Sprichwort wieder einmal
bewahrheitet: Kein Rauch ohne Feuer. Und hier war er nun also, allein auf
diesem Scheißschloß. Davis würde zusehen müssen, wie er den Video-Raub allein
aufklärte. Ausgerechnet Davis! Integer, aber eine trübe Tasse. Im Präsidium
hieß es, er sei zu dumm, um an einem verregneten Sonntag in Pontefract den
Verkehr zu regeln. Aber hinterher angeben... Wenn es sich nur nicht um so feine
Pinkel gehandelt hätte! Vor Ärger schwollen ihm die Schläfenadern. Gewaltsam
mußte er sich daran erinnern, daß schließlich die Reichen dasselbe Recht auf
einen natürlichen Tod hatten wie die Armen.
    Er hatte sich als erstes zum
Leichenschauhaus fahren lassen, und der Besuch dort hatte seinem Ressentiment
die Spitze genommen. Der Striemen an van Tenkes Hals war dort, wo man den
Riemen entfernt hatte, schwarz angelaufen gewesen. Der Mörder mußte eine
unheimliche Kraft aufgewandt haben — einzelne Lederpartikelchen waren tief ins
Gewebe eingedrungen. Obwohl die Leichenstarre schon begonnen

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