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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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nicht ein bißchen geändert, nicht wahr, Madam?
Sie versuchen immer noch, akzeptiert zu werden, eine von denen hier zu sein.»
Sein anklagender Zeigefinger schien nicht nur auf die Willoughbys, sondern
überhaupt auf das ganze System zu weisen, das arme Schmetterlinge wie Mrs.
Arburthnot anzog, so daß sie sich im Bannkreis des goldenen Lichts die Flügel
verbrannten.
    Diesmal kam ihr die Entgegnung glatt
und geläufig von den Lippen; zu glatt und zu geläufig, dachte Mr. Pringle.
Nicht wie eine Antwort, sondern eher so, als entwickle sie noch beim Sprechen
eine Idee, die ihr gerade gekommen war. Sie habe Valter gleich wiedererkannt
und sich sofort daran erinnert, daß er ihnen damals bisweilen ausgeholfen habe,
wenn sie wieder einmal knapp gewesen seien. Valter habe immer genug Geld
gehabt, er sei ein gefragter Bergwerksingenieur gewesen und habe da unten in
Südostasien für seine Arbeit verlangen können, was er wollte... «Auf seine
Einladung hin bin ich gestern abend zu ihm aufs Zimmer gegangen, wir wollten
über alte Zeiten plaudern. Ich gebe zu, daß ich daran dachte, die Gelegenheit
zu nutzen, mir bei ihm etwas Geld zu leihen, aber dann habe ich es doch
gelassen. Valter war so unangenehm geworden... so ordinär und egoistisch. Er
hatte sich vollkommen verändert. Je länger wir uns unterhielten, um so
deutlicher wurde es mir. Schließlich habe ich mich einfach verabschiedet und
bin gegangen.» Sie versuchte, dem Inspector ein vertrauenswürdiges Lächeln zu
schenken, aber es kam nur eine verunglückte Grimasse dabei heraus.
    «War Valter van Tenke noch am Leben,
als Sie ihn verließen?» Die Frage entbehrte der Schärfe, sie war auch nicht
ganz ernst gemeint; der Inspector war schlicht und einfach verwirrt. Noch vor
einer Minute hatte er sie gehabt, das wußte er. Doch dann war es ihr gelungen
zu entkommen, ihm war völlig unklar wie. Plötzlich spürte er, wie ihm ein
Zettel in die Hand geschoben wurde; Mr. Pringle hatte sich so unauffällig
bewegt, daß der Inspector es gar nicht mitbekommen hatte. Mrs. Arburthnot war
wieder in ihre alte Lieblingsrolle zurückgefallen und erzählte mit viel
aufgesetztem Charme, wie ungeheuer lebendig Valter gewesen sei, als sie ihn
verlassen habe und wie schwierig es gewesen sei wegzukommen. Als sie sah, daß Keatly
den Zettel las, wurde ihre Stimme schwankend. Dann blickte er sie an, und sie
verstummte ganz und gar. Die Stimme des Inspectors war furchteinflößend.
    «Kehren wir noch einen Moment zu dem
Scheck zurück, dessen Ausbleiben die Katastrophe damals auslöste, Madam. Sie,
und niemand anders, haben ihn die ganze Zeit über gehabt, nicht wahr? Und Sie
ließen es schweigend geschehen, daß Miss Browns Vater diszipliniert wurde, und
selbst als sich Eric umgebracht hatte, sagten Sie noch immer nichts. Und am
Ende benutzten Sie ihn sogar noch als Tauschobjekt, um heil aus allem
herauszukommen. Das ist die Wahrheit, nicht wahr?» Sheila Arburthnot
sagte nichts, sie war aschfahl geworden.
    «Sie können nichts beweisen», flüsterte
sie schließlich.
    «Van Tenke hat alles erraten, nehme ich
an», fuhr er unbarmherzig fort, «und allein aus diesem Grund sind Sie gestern
abend zu ihm aufs Zimmer gegangen: weil er versucht hat, Sie zu erpressen.» In
der Stimme des Inspectors schwang Triumph mit. «Er hat gedroht, es den
Willoughbys zu erzählen, Sie vor ihnen bloßzustellen. Und übrigens, Madam —
angesichts dessen, was wir jetzt wissen, ist ja noch die Frage, ob sich Eric
wirklich umgebracht hat aus Scham darüber, seine Schulden nicht zurückzahlen zu
können, oder vielleicht doch eher deshalb, weil er von Ihrem kleinen Coup
erfahren hatte und mit diesem Wissen nicht länger leben konnte oder wollte.
Dabei war er nicht einmal richtig mit Ihnen verheiratet — die Eheschließung war
ja ungültig, weil er bereits verheiratet war-, er hätte also einfach weggehen
können; Sie hätten keinerlei Ansprüche an ihn gehabt...»
    «Das wissen Sie auch von ihr, nicht
wahr... von Melody Brown?» Niemand antwortete. Der Inspector hatte sich erhoben
und stand bedrohlich dicht vor ihr. «Nun kommen Sie, erzählen Sie schon. Sie
sind also zu ihm aufs Zimmer gegangen, weil er wußte, was damals passiert
war...»
    «Ich habe den Scheck nicht gestohlen»,
flüsterte sie, «es war ein... Geschenk.»
    «O nein, das nehme ich Ihnen nicht ab»,
sagte Keatly. «Valter van Tenke machte keine Geschenke, dazu war er nicht der
Typ. Er war eben kein Gentleman», fuhr er höhnisch fort, «das

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