Pringle in Trouble
Pringle. O je, o
je...
«Bitte bleiben Sie beim Thema und beantworten
Sie meine Frage, Mrs. Arburthnot. Hat man Sie nach seinem Tod noch in den
Offiziers-Club gelassen — ja oder nein?»
Wild brach es plötzlich aus ihr heraus,
sturzbachartig, unkontrolliert. Diese biestige, hermetische Gemeinschaft von
Offiziersfrauen, die nichts anderes zu tun hatten als zu klatschen, während die
Dienstboten die Arbeit für sie machten, und die selbst noch am Swimmingpool
eine Hierarchie einhielten, die dem Rang ihrer Männer entsprach. Mrs.
Arburthnot hatte nie, nie, nie einen bequemen Sessel bekommen, denn die waren
ausschließlich für die Gattinnen der Obersten und Majore reserviert. Aber nicht
zum Club zu gehören war gleichzusetzen mit dem gesellschaftlichen Aus. Und was
das bedeutete, hatte sie nach Erics Tod weiß Gott zur Genüge erfahren.
Dazuzugehören hieß aber auch, daß sie großzügig entladen mußten, obwohl es Eric
und sie in finanzielle Schwierigkeiten brachte, hieß auch, sich den
Einkaufsfahrten anzuschließen, bei denen man es sich nicht leisten konnte,
nichts zu kaufen, weil die Dinge so absurd billig waren. Sie beschrieb dies
alles so plastisch, daß Pringle meinte, die heiße, schwüle Luft zu spüren und
die schrillen Stimmen der Memsahibs zu hören, wie sie ihre Fahrer und die
Bediensteten herumkommandierten. Was für ein reiches, prächtiges und doch
zugleich armes, leeres Leben!
Irgendwann, fuhr Mrs. Arburthnot fort,
habe Eric angefangen zu trinken, und von da an sei es bergab gegangen. Sie
wisse eigentlich nicht warum, sie selbst sei jedenfalls daran völlig
unschuldig. Erics Alkoholismus habe dem ohnehin labilen Gleichgewicht ihrer
Finanzen den Rest gegeben. Und als er dann noch Willie Brown getroffen habe...
Eric sei eben immer sehr schwach und beeinflußbar gewesen.
Keatly mochte sich das nicht länger mit
anhören. «Aber was Sie da sagen, stimmt doch gar nicht!» sagte er aufgebracht.
«Die Wahrheit ist doch, daß Sie die gemeinsamen Finanzen ruiniert haben, weil
Sie für Unsummen einkauften und Rechnungen auflaufen ließen, die er unmöglich
noch begleichen konnte. Und allein deshalb hat er auch angefangen zu trinken;
der Grund für seinen Selbstmord liegt allerdings wohl woanders.»
Es war eine furchtbare Anschuldigung,
doch merkwürdigerweise nahm sie sie ohne Protest hin. «Ja...» sagte sie bloß.
«So kann man es wohl auch sehen, und dann hätte ich natürlich auch mein Teil
Schuld...» — «Ich hoffe, jetzt von Ihnen keine weiteren Lügen serviert zu
bekommen», sagte Keatly in scharfem Ton, «Sie haben inzwischen wohl begriffen,
daß ich sowieso dahinterkomme.» Sheila Arburthnot blickte zur Seite. Mr.
Pringle und der Sergeant hielten den Atem an. «Ja... das würden Sie wohl
wirklich.» Ihre Stimme klang monoton und resigniert. Und doch meinte Mr.
Pringle einen Unterton herausgehört zu haben. Einen Unterton von — Wachsamkeit.
Aber war denn der Schmetterling nicht längst gefangen und aufs Brett gespießt,
und kam dann nicht jede Wachsamkeit zu spät?
«Betrachten wir Ihre damalige Situation
doch einmal genauer, Madam», sagte Keatly. «Ihr Mann erhängte sich, weil das
Geld, das er erwartete, nicht eintraf und er deshalb einen Kredit, den er
zurückzuzahlen zugesagt hatte, schuldig bleiben mußte. Der Vater von Miss Brown
gab seine Verfehlung zu und erhielt einen Verweis. Ihr Mann brachte sich um.
Laut Miss Brown sind Sie kurz darauf verschwunden. Warum...? Im Club wußte zu
diesem Zeitpunkt wohl kaum jemand, daß indirekt Sie die Schuld an seinem Tod
hatten. Ohne Zweifel haben Sie dort erzählt, was Sie auch uns weiszumachen
versuchen — daß Ihr Ehemann Probleme mit dem Alkohol gehabt habe... Das
Mitgefühl der anderen Frauen, die zum Teil vielleicht ähnliche Sorgen kannten,
dürfte Ihnen gewiß gewesen sein, nehme ich an. Für die erste Zeit jedenfalls.
Also noch einmal die Frage: Warum verschwanden Sie? Und meine Antwort darauf
lautet: Geld, oder besser gesagt, Mangel an Geld. Habe ich recht mit meiner
Vermutung?»
Für den Bruchteil einer Sekunde schien
sie unentschieden. Dann sagte sie langsam: «Ja...» Der Inspector schien ihr
Zögern gar nicht bemerkt zu haben.
«Und ich habe noch eine weitere
Vermutung», sagte er, «daß es nämlich Valter van Tenke war, der Ihnen dabei
geholfen hat.» Mrs. Arburthnot starrte ihn entgeistert an. Der Inspector beugte
sich vor, um zum entscheidenden Schlag auszuholen: «Und wie ich feststelle,
haben Sie sich in all den Jahren
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