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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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ist?»
erkundigte sich Pringle in dem Bewußtsein, daß er selbst auch unter diese
Kategorie fiel.
    «Da wird pünktlich um vier Feierabend
gemacht.» Es klang eher betrübt als ironisch. «Rentner machen eben keine
Schlagzeilen.»
    In Nummer fünf war die Hölle los. Weit
davon entfernt, friedlich zu schlummern, sah sich Mr. Jonathan P. Powers im
Gegenteil von elementaren Kräften bedroht. Virginia Fawcett, in Leidenschaft
entbrannt, kannte keine Hemmung mehr; Jonathan war ihr einfach nicht gewachsen.
    «Ich liebe dich», kreischte sie und
versuchte, ihm das Hemd vom Leib zu reißen. «Ich will dich!»
    Das Klopfen an der Tür war das
lieblichste Geräusch, das Jonathan je vernommen hatte. «Herein», schrie er, war
aber zu schwach, sich aufzurappeln, und sank zum drittenmal hintenüber, «nun
kommen Sie doch schon endlich herein, um Gottes willen... Jetzt ist Schluß,
Virginia, da ist jemand an der Tür... Ah, Inspector! Herzlich willkommen!»
    Virginia hatte ihn freigeben müssen,
und er sprang umher wie eine übereifrige Gastgeberin, hier und dort Kissen
aufschüttelnd. Angesichts Miss Fawcetts derangierter Kleidung blieb der
Inspector zögernd auf der Schwelle stehen: «Ich hoffe, wir stören nicht?»
    Sie sah ihn haßerfüllt an. «Muß das
jetzt sein?»
    «Aber hör mal, Virginia, wir müssen
alles tun, was in unserer Kraft steht, um der Polizei behilflich zu sein.» Er
faßte sie an den Armen und drehte sie zu sich um, so daß sie ihm ins Gesicht
sehen mußte. «Warum gehst du nicht schon schlafen...?» Doch sie reagierte
nicht. «Und zieh dir den Rock herunter», zischte er, um in normaler Lautstärke
fortzufahren: «Über unsere Zukunft können wir morgen weiterreden. Schlaf jetzt.
Schlaf ist, was du jetzt am nötigsten brauchst, nach diesem schrecklichen,
wundervollen Tag.» Er versuchte, sie unauffällig in Richtung Tür zu schieben.
Doch sie ließ sich nicht schieben, sondern setzte sich entschlossen auf den
nächsten Stuhl.
    «Ich bin überhaupt nicht müde. Ich
werde bleiben, bis du ihre Fragen beantwortet hast.» Als sie sah, daß er
Einspruch erheben wollte, wiederholte sie noch einmal: «Ich bleibe!» Es war
deutlich, daß es ihr Ernst war.
    «Wenn Sie also einverstanden sind, Mr.
Powers...»
    Jonathan sah nicht sehr begeistert aus.
Er wollte nicht, daß Virginia Fawcett mitbekam, was er getrieben hatte. Doch er
hatte keine Wahl. «Aber bitte», sagte er und versuchte sogar zu lächeln.
    «Wir haben da einige Fragen bezüglich
letzter Nacht», begann Keatly.
    «Ich war die ganze Nacht über auf
meinem Zimmer...»
    «Wir haben eine Zeugin, die gesehen
hat, wie Sie es verlassen haben», sagte Keatly streng, «und zwei weitere
Zeugen, die wissen, wo Sie sich versteckt hielten, nachdem Sie die Pastete an
sich gebracht hatten, und schließlich einen vierten Zeugen, der gesehen hat,
wie Sie sie erbrochen haben... Falls Sie sich nicht entschließen können, die
Wahrheit zu sagen, und zwar jetzt sofort, lasse ich Sie aufs Revier schaffen.
Da können Sie dann in Ruhe nachdenken, bis Ihnen alles wieder einfällt. Aber
ich sage Ihnen gleich: Der Aufenthalt in den Untersuchungszellen ist hier
längst nicht so angenehm wie zum Beispiel in Salsord. Es soll, wie ich höre,
schon des öfteren zu Prügeleien gekommen sein. Und dann haben sie hier auch
sehr viele Landstreicher, die haben meistens seit Monaten kein Bad gehabt, Sie
können sich vielleicht vorstellen, wie die riechen...»
    «Schon gut, schon gut. Was wollen Sie
wissen?»
    «Erzählen Sie uns, was Sie letzte Nacht
gemacht haben. Fangen Sie damit an, was Sie getan haben, als Sie Ihr Zimmer
verließen. Wann ungefähr war das?»
    «Ich weiß nicht. Ich habe nicht auf die
Uhr gesehen. Ich hatte schrecklichen Hunger und wollte nur möglichst schnell
etwas zu essen haben, das war das einzige, woran ich dachte», sagte er.
    «Na schön. Sie verließen also Ihr
Zimmer, und dann...?»
    «Wie ich schön sagte, ich hatte
schrecklichen Hunger. Also bin ich zuerst in den Speisesaal gegangen, aber da
gab es nichts Eßbares. Übrigens kommen mir so langsam wirklich Zweifel, ob
diese Diät wirklich sinnvoll ist — ich jedenfalls fühle mich viel schwächer als
vorher.»
    Dies war vor allem an Miss Fawcetts
Adresse gerichtet, und der Inspector ging auch nicht weiter darauf ein. «Haben
Sie jemanden gesehen?»
    «Nein. Ich ging dann hinunter in die
Küche, und dort stand ein Kühlschrank, voll mit richtigem Essen, anständige
Sachen... Normalerweise würde es mir

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