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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Fragebogen auszufüllen, auf die Fragen des Inspectors aber
würden sie antworten müssen. Für Mr. Pringle ergaben die Puzzlestücke, die er
bisher zusammengetragen hatte, bereits ein Muster; ihm fehlten nur noch ein
paar Informationen. Der Inspector hatte den Grund für sein Zögern gleich
erraten. «Ich lasse es Sie selbstverständlich wissen, wenn ich irgend etwas
erfahre», sagte er in munterem Ton. «Und Sie tun mir wirklich einen großen
Gefallen.»
    Wie hätte Mr. Pringle da ablehnen
können. «Ja, natürlich», sagte er.
    «Sehr schön. Dann finden Sie sich doch
bitte um halb zehn am Empfang ein.»
     
     
    Edith Rees lag in dem kleinen
Massageraum und starrte an die Decke. Zart gefältelter Stoff in Grau und Rosa
spannte sich gleich einem Fächer, die Wände waren mit seidenglänzenden Stoffen
verhüllt. Es war, als befände man sich in einem luxuriös ausgekleideten
Mutterleib. In einem vergoldeten Spiegel hinter ihrem Kopf wurde der
Frisiertisch mit seinen kristallenen Fläschchen und Marmortiegeln reflektiert.
Sie hörte das leise Rascheln eines Vorhangs; Millicent trat zu ihr an die
Couch. v
    «Ich werde Ihnen ein Kissen unter die
Hüfte legen; sie macht Ihnen wieder Beschwerden, nicht?» Geschickt hob sie den
mageren Körper ein Stück in die Höhe und schob das Kissen an die richtige Stelle.
Mrs. Rees spürte erleichtert, wie der Schmerz etwas nachließ. Millicent zog mit
ausgestrecktem Arm ein Wägelchen mit aromatisch duftenden Ölen ans Fußende der
Couch.
    «Schließen Sie die Augen, und atmen Sie
tief durch, Madam. Sie werden merken, ich massiere Ihnen alle Anspannung weg.
Ich kann richtig spüren, wie verkrampft Ihre Muskeln sind.» Millicent beugte
sich vor und drückte auf zwei Schalter; das grelle Licht verblaßte zu einem
zarten rosa Schimmer. Aus einem unsichtbaren Lautsprecher erklang leise Musik.
Edith Rees tat, wie ihr geheißen, und überließ sich dem betörenden Duft von
Bergamotten und Rosen.
    Normalerweise mochte sie Flöten nicht,
aber dies hier war Vivaldi, und während ihr Körper unter Millicents kundigen
Händen allmählich weicher und nachgiebiger wurde, ließ sie ihre Gedanken
schweifen. Die kräftigen Finger begannen jetzt, ihren Kopf zu kneten, so daß
die Haut ohne jede Reibung mühelos hin- und herglitt; ihre Augenlider waren
schwer von Lavendelöl, alle Sorgen schienen in weite Ferne gerückt.
    «Ich lasse Sie jetzt eine Weile hier
liegen, damit Sie sich ausruhen und die Kräuter ihre Wirkung entfalten können.
In ungefähr zehn Minuten bin ich wieder da und bringe Sie zurück auf Ihr
Zimmer.»
    «Vielen Dank.»
    Leise schloß sich die Tür. Mrs. Rees
lauschte der Musik: der Herbst ging allmählich über in den Winter. Sie war
schläfrig und beinahe schon am Einnicken, als sie merkte, wie jemand das Kissen
unter ihrem Kopf bewegte. «Kann ich nicht noch ein bißchen liegen bleiben?» Die
Musik war noch nicht zu Ende, die zehn Minuten konnten eigentlich noch nicht um
sein. Sie öffnete die Augen und blickte mit zurückgelegtem Kopf von unten in
ein ihr vertrautes Gesicht. «Oh, Sie sind es. Ich bin froh, daß Sie verstanden
haben, was ich Ihnen gestern abend sagen wollte; ich wollte nicht deutlicher
werden. Es ist dort drüben in der Tasche. Nehmen Sie es sich. Ich weiß gar
nicht, warum ich es nicht gleich ins Feuer geworfen habe, ich dachte wohl, daß
es Ihnen lieber wäre, wenn Sie es selbst vernichten könnten.» Sie hörte, wie
ihre Handtasche geöffnet und mit einem Klicken wieder geschlossen wurde.
    «Niederträchtig...» flüsterte sie.
    «Wo haben Sie es gefunden?» Die Stimme
war tonlos, beinahe gleichgültig.
    «Auf dem Korridor. Ich war
aufgestanden, um mir Tee zu holen. Als ich es fand und erkannte, was es war,
bin ich gleich wieder auf mein Zimmer zurückgegangen. Ich habe nichts gesehen —
gar nichts.»
    «Schließen Sie jetzt die Augen.»
    In diesem Moment wußte sie Bescheid.
Ihre Muskeln und Sehnen spannten sich bis zum Äußersten in dem Versuch, sich zu
retten. «Aber Sie haben doch, was Sie wollen», schrie sie, «und ich habe doch
niemandem davon erzählt...»
    «Sie wissen zuviel!»
    Ihr wurde schwarz vor Augen. Und
während sie das Gefühl hatte, unausweichlich einem dunklen Abgrund
entgegenzufallen, durchfuhr sie ein letzter, schrecklicher Gedanke: Ich bin
ganz und gar mit Öl bedeckt, ich werde brennen wie eine Fackel. Sie öffnete den
Mund, um zu schreien, doch es war zu spät.
     
     
    «Mr. Pringle, Mr. Pringle, warten Sie
doch!» Etwas

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