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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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unter
Beobachtung halten, bis unsere Kollegin kommt. Inzwischen schreiben Sie doch
bitte, um Zeit zu sparen, schon einmal alles auf, an das Sie sich noch
erinnern. Jede noch so geringfügige Einzelheit kann unter Umständen wichtig
sein. Sie würden uns damit bei unserer Untersuchung sehr helfen.»
    Der jüngere der beiden Beamten
klopfte ungeduldig mit der Hand auf sein aufgeschlagenes Notizbuch. «Ich hätte
da noch eine Frage.»
    «Ja?»
    «Haben Sie vielleicht kürzlich
Ihre Mütze verloren?»
    «Wie bitte?»
    Er blickte in sein Notizbuch
und las laut vor: «Eine Wollmütze mit Aztekenmuster.» Sie sah ihn
verständnislos an.
    «Stimmt, ich habe so eine
Mütze. Möglicherweise habe ich sie gestern nacht aufgehabt, ich trage sie
häufig, wenn ich abends aus dem Haus gehe. Allerdings kann ich mich nicht
erinnern, sie verloren zu haben.»
    «Vielleicht könnten Sie, wenn
es nicht zuviel verlangt ist, einmal nachsehen, ob sie Ihnen fehlt, und der
Beamtin dann Bescheid sagen.»
    Sie begleitete die beiden
Polizisten zur Haustür, die letzte Frage hatte sie offenbar neugierig gemacht.
Der jüngere der beiden Beamten trat vor das Haus und blickte die Straße
hinunter. «Da kommt schon unsere Ablösung.»
    Sein Kollege wirkte
erleichtert. «Nun bleiben Sie doch nicht allein.»
    «Warum haben Sie mich nach
meiner Mütze gefragt?» wollte sie wissen.
    «Ach, die Mütze!» Er wollte
abwinken, doch dann fiel ihm ein, wie dieser Pringle immer wieder auf den Punkt
zurückgekommen war. «Vielleicht könnten Sie uns sagen, ob Sie sie einer Doris
Leveret ausgeliehen haben?»
    Mirandas Gesicht verzog sich zu
einer ärgerlichen Grimasse. «Was für eine absurde Annahme!» Ohne ein weiteres
Wort ging sie zurück ins Wohnzimmer und schlug krachend die Tür hinter sich zu.
Der junge Beamte griente über das verdutzte Gesicht seines Kollegen. «Mach dir
nichts draus. Der Tag heute hat schon so verrückt angefangen.»
    «Ich hoffe, er bleibt nicht
so», sagte der ältere Beamte und ging auf die Kollegin zu, die gerade aus dem
Polizeiwagen stieg. «Jetzt bist du dran, Tracy. Ich kann nur sagen: Viel Glück.
Mit der Dame ist nicht gut Kirschen essen. Ein Wunder, daß der Kerl bei seiner
Attacke nicht die Eier eingebüßt hat.»
    Miranda stand im Wohnzimmer und
ballte die Fäuste. Sie hatte es getan, sie hatte ihn angezeigt. Geschah ihm
recht, dem Schwein!
     
    Mr. Pringle starrte trübsinnig
auf den Zwerg, der auf ewig zum Angeln verdammt am Rand des Mini-Beckens stand.
«Flinten im Garten stehen noch mehr», sagte die Besitzerin mit unverhohlenem
Stolz. «Der Makler bezeichnet sie als ‹Schmuck-Skulpturen›.» Sie lächelte
töricht. «Wilf und ich können uns einfach nicht entscheiden, ob wir sie
zurücklassen oder nicht doch lieber mitnehmen sollen.» Oder noch besser, ein
Loch graben und sie für alle Zeiten einbuddeln, dachte Mr. Pringle boshaft.
    Das Haus lag hinter der
Dorfstraße und dem Pub und gehörte zu einer etwas abgelegenen, eher unattraktiven
Siedlung, die während der vierziger und fünfziger Jahre errichtet worden war.
Er wünschte, Joyce Parsons hätte mit ihm gesprochen, bevor sie diese
Verabredung traf. Jetzt mußte er aus Höflichkeit das ganze Besichtigungs-Ritual
über sich ergehen lassen. Sie hatte ihn gleich ins Wohnzimmer gebeten. Jeder
der vier Sessel hier war in einen steifen Schonbezug gehüllt, und Mr. Pringle
wagte nicht, sich zurückzulehnen, aus Angst, er könne ihn womöglich
beschmutzen.
    «Machen Sie es sich bequem, Mr.
Pringle», sagte seine Gastgeberin und verschwand in der Küche, um Kaffee zu
kochen. Die Aufforderung klang in seinen Ohren wie Hohn. Außerdem hätte er
wetten mögen, daß sie zu den Frauen gehörte, die den Kaffee mit gekochter Milch
servierten. Noch drei Häuser standen auf seiner Liste, das bedeutete drei
weitere Tassen Kaffee. Mindestens. Ob man ihm wohl in einem der Häuser
gestattete, die sanitären Einrichtungen zu benutzen, oder durfte er sie nur
bewundern?
    Sie kehrte mit dem Kaffee
zurück. «Hier, kosten Sie einen Keks. Selbstgemacht.»
    Er gab sich einen Ruck. «Haben
Sie dieses Zimmer selbst tapeziert?»
    «Wie klug von Ihnen, das zu
bemerken!»
    Sie war eine Frau in mittleren
Jahren, sehr freundlich und entgegenkommend, aber auch etwas beschränkt, hatte
Mr. Pringle den Eindruck. Sie lebte seit ihrer Heirat in Wuffinge. Als sie im
dritten Schlafzimmer standen, war Mr. Pringles Vorrat an höflichen Floskeln des
Entzückens und der Bewunderung restlos aufgebraucht. Nur

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