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Pringle vermisst eine Leiche

Pringle vermisst eine Leiche

Titel: Pringle vermisst eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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wollte er wissen.
    «Es wird natürlich eine Hygiene-Einheit
geben, die gewissen grundlegenden Bedürfnissen Rechnung trägt», sagte sie
gereizt. Der Ausdruck ‹Hygiene-Einheit› war ihm neu.
    «Sie meinen ein Elsan 2 ?» fragte er. Aber
Mrs. Kenny schwebte in höheren Sphären. Ekstatisch breitete sie die Arme aus.
    «In unserem Lebensraum zu Füßen
des Baumes wird es nichts als Erde geben. Es wird die ökologische Erfahrung
schlechthin.» Er glaubte, nicht recht gehört zu haben.
    «Sie meinen ‹nackter Boden›?
Keine Dielen?» Ihr mitleidiges Lächeln war ihm nun schon vertraut.
    «Ja, nackter Boden», sagte sie
euphorisch. Aber das bedeutet natürlich nicht, daß wir auf die moderne
Technologie wie Bodenheizung und so weiter verzichten wollen. Wir verachten ja
die menschliche Erfindungsgabe nicht. Der umfassende Kontakt mit der Erde ist
dazu da, um uns an das Universum zu erinnern. Häuser, die nicht organisch sind,
dürften eigentlich nicht länger erlaubt sein!»
    Jedenfalls keine gewöhnliche
Doppelhaushälfte von Anfang des Jahrhunderts mit normalen Zimmern, die Fußböden
hatten und durchgehende geschlossene Decken. Die arme Michelle, dachte Mr.
Pringle. Da schmiedet sie nun ununterbrochen Pläne für ein neues Heim und ahnt
nicht, daß das einzig Richtige wäre, sich einen Busch zu suchen und drumherum
ein Zelt aufzuschlagen.
    Der Kater auf dem Sessel in der
Ecke stand plötzlich auf und machte einen Buckel. Ein Zittern durchlief sein
Fell, er streckte sich ein paarmal, maunzte zufrieden und legte sich wieder
hin. Für den würden bald goldene Zeiten anbrechen, dachte Mr. Pringle. Nicht
nur die wüsten Ausschweifungen mit Elsies Katze, nein, jetzt auch noch die
Aussicht auf ein zimmergroßes Katzenklo, umweltverträglich isoliert und
angenehm temperiert.
    «Darf ich Ihnen etwas Quiche
anbieten?» fragte Miranda plötzlich. Mr. Pringle zögerte einen Moment und
beschloß dann zu ignorieren, daß er bei seiner Ankunft den Kater dabei
beobachtet hatte, wie er seine Nase in den weichen Teig bohrte.
    «Ja, danke. Aber nur ein
kleines Stück, bitte. Sie erwähnten vorhin an der Tür, daß vergangene Nacht
etwas passiert sei... offenbar etwas Unangenehmes...?» Er sah sie fragend an.
    «Ich wurde beinahe
vergewaltigt», sagte sie aggressiv.
    «Du lieber Himmel! Wie
furchtbar für Sie! Sie wurden hoffentlich nicht verletzt?» Miranda schluckte
schnell ein Stück Quiche hinunter.
    «Ich finde das sehr nett von
Ihnen, daß Sie nachfragen. Was die Polizei angeht — denen war das völlig egal.
Gegen meine bessere Einsicht habe ich sie schließlich heute früh doch
verständigt, und wissen Sie, was die als einziges interessiert hat?» Er mußte
passen. «Wie der Täter aussah! Da kann einem doch übel werden!» Miranda Kenny
verschwieg wohlweislich, daß sie sich ziemlich sicher war, ihren Angreifer zu
kennen. Sie wollte Rache, gerade deswegen mußte sie schweigen.
    Mr. Pringles Gedanken
überschlugen sich. «Hat die Polizei Ihnen gegenüber erwähnt... haben sie einen
Verdacht?» Er stockte, weil er nicht wußte, ob die Polizei ihr überhaupt schon
etwas erzählt hatte.
    «Wenn ja, dann haben sie mir
jedenfalls nichts davon gesagt. Warum? Möchten Sie übrigens noch eine Tasse
Kräutertee?»
    «Ah... nein. Vielen Dank. Mrs.
Kenny, vermutlich halten Sie es für eine sehr merkwürdige Frage, aber bitte
werden Sie nicht ungeduldig, denn sie ist wirklich wichtig.»
    «Solange es nicht schon wieder
um meine leidige Mütze geht.» Sie sah ihn an und setzte abrupt die Tasse ab.
«Verdammt noch mal! Doch nicht etwa Sie auch?»
    «Ich... äh, ich...» Er faßte
sich ein Herz. «Mrs. Kenny, hat Ihnen überhaupt schon jemand gesagt, wieso Ihre
Mütze soviel Interesse weckt?»
    «Nein, bisher nicht.» Sie war
aufgestanden und hatte sich, die Arme in die Seite gestemmt, vor ihn gestellt.
«Ich habe den Beamten berichtet, daß ein Mann mich in der Dunkelheit
angesprungen und auf den Boden geworfen hat und mir, während er mich dort
festhielt, obszöne Anträge gemacht hat. Und ihr Kommentar dazu lautete: Haben
Sie Ihre Mütze verloren?»
    «Und — haben Sie?» Sein
freundlicher Ton besänftigte sie.
    «Ja», sagte sie und ließ die
Arme wieder sinken, «haben Sie sie vielleicht gefunden?»
    «Nein, aber jemand anderer, der
offenbar einen Groll gegen Sie hegt. Aber bitte tun Sie mir den Gefallen und
setzen sich wieder hin. Ich muß Ihnen nämlich etwas sehr Ernstes mitteilen.
Vorweg möchte ich Ihnen aber ehrlicherweise

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