Pringle vermisst eine Leiche
wollten. Ich habe ihr gesagt, sie möchte erst
einmal keine Termine mehr vereinbaren. Ich hoffe, das war richtig?»
Mr. Pringle nickte. «Ja. Vielen
Dank.»
«Als nächste rief Michelle an
und erzählte, daß Gerry überlege, sie bis zu einer ‹Festnahme› zu ihrer Mutter
nach Hause zu schicken. Sie wollte von mir wissen, ob sie die Polizei davon in
Kenntnis setzen solle, daß Sie der Unhold seien, nach dem sie suchten. Kaum
hatte ich aufgelegt, kam ein Anruf von Ted. Schönen Gruß an Sie, und Sie
sollten mich auf keinen Fall auch nur einen Moment aus den Augen lassen. Ich
soll Ihnen ausrichten, er verlasse sich darauf, daß Sie — falls der Mörder
plötzlich vor unserer Haustür steht — , so laut Sie können, um Hilfe rufen
würden. Ach, und dann hat er noch gesagt, daß er gegen zehn Uhr zurücksein
würde. Übrigens — falls Sie jetzt Hunger haben, ich habe einen Schmortopf
vorbereitet. Ich hoffe, das ist Ihnen recht?»
«Großartig!»
«Möchten Sie einen Drink?» Mr.
Pringle schüttelte energisch den Kopf. Ted hatte ihm die Verantwortung für
seine Frau übertragen, da blieb er lieber nüchtern.
«Für mich bitte nur Wasser»,
sagte er und war in diesem Moment mit sich selbst sehr zufrieden.
Während sie beim Essen saßen,
stellte Felicity dann doch die Frage, die sie schon den ganzen Abend über
beschäftigt hatte: «Was glauben Sie, wird als nächstes passieren? Wird Doris’
Leiche plötzlich irgendwo auftauchen?»
«Das hängt davon ab, wer sie
versteckt hat und aus welchem Grund.»
«Es sieht so aus, als hätte er
von draußen beobachtet, wie Sie ins Zelt gingen und wieder herauskamen, oder?»
Mr. Pringle schüttelte den
Kopf. «Ich nehme eigentlich eher an, daß Mr. X noch im Zelt war, als ich
hereinkam, und sich dann schnell irgendwo versteckt hat. Hinter den Ständen gab
es ja jede Menge Möglichkeiten.»
«Also bei der Vorstellung wird
mir ganz unheimlich», sagte sie.
Er nickte. «Aber wenn er
draußen gewesen wäre, hätte ich ihn eigentlich sehen müssen. Es war ja schon
fast hell.»
«Und während Sie zum Pub
gelaufen sind, um die Polizei zu verständigen...»
«Ja, da hat er die Gelegenheit
genutzt, um die Leiche verschwinden zu lassen.»
„ «Aber was ich nicht
verstehe», sagte Felicity mit Nachdruck, «wieso hat eigentlich niemand etwas
bemerkt? Um die Zeit sind doch schon die ersten Leute auf, und jeder wirft doch
morgens mal einen Blick aus dem Fenster.»
Mr. Pringle nickte. «Ja, genau
das habe ich mir auch überlegt. Ich nehme an, daß unser Mr. X niemandem
aufgefallen ist, weil er sich so wie immer verhalten hat. Wenn Sie morgens
einen Mann sehen, von dem Sie wissen, daß er Gärtner ist, und der schiebt eine
Schubkarre die Straße hinunter, fragen Sie sich dann, was er da wohl transportiert?»
«Mh... nein», sagte sie
nachdenklich.
«Sehen Sie, und genau dasselbe
gilt für den Milchmann, den Mann, der die Post ausfährt, und vermutlich für
noch eine ganze Reihe anderer Leute, die tagtäglich mit dem Auto unterwegs
sind. Solche Leute, die für uns ein vertrauter Anblick sind, nehmen wir einfach
nicht mehr bewußt wahr. Hinzu kommt, daß es sich in Wuffinge offenbar
eingebürgert hat, den Weg abzukürzen und quer über den Anger zu laufen. Es gibt
da einen regelrechten Trampelpfad. Wenn Mr. X die Leiche tatsächlich mit dem
Auto fortgeschafft hat, dann konnte er auf diese Weise an das Zelt heran- und
wieder wegfahren, ohne Spuren zu hinterlassen.»
Sie nickte. «Ja, und heute
morgen sind sogar besonders viele Autos unterwegs gewesen, die Leute von den
Kunsthandwerksständen zum Beispiel. Eddie Runkle habe ich auch gesehen, er hat
das Schild angebracht, das den Zelteingang markiert.»
Mr. Pringle seufzte. «Ich
denke, wenn niemandem hier heute morgen ein fremdes Fahrzeug aufgefallen ist,
dann ist es ziemlich wahrscheinlich, daß Mr. X — also derjenige, der Doris
Leveret ermordet und ihre Leiche weggeschafft hat — aus dem Dorf stammt.»
«Das wäre furchtbar!» sagte
Felicity.
Als Ted nach Hause zurückkam,
bestanden er und Felicity darauf, Mr. Pringle zum Pub zurückzubegleiten.
Unglücklicherweise spürte Ted, kaum daß sie den Gastraum betreten hatten, die
latente Feindseligkeit und hielt es für seine Pflicht, ‹die Atmosphäre zu
reinigen», wie er es nannte. Ein Bier in der Hand, stellte er sich breitbeinig
in der Mitte des Gastraumes auf: «Na, dann laßt mal hören, wie lautet denn eure
neueste Theorie?»
Keiner sagte etwas, alle
starrten
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