Printenprinz
der Hand halten. Er wusste, welche Schritte er als nächste gehen würde. Mit Elisabeth. Sie würde gar nicht anders können als ihn zu begleiten. Aber er würde sie auch nicht allein lassen. Immerhin war sie jetzt eine reiche, durchaus attraktive Witwe.
Franz-Josef Mandelhartz fühlte sich am Morgen wie gerädert. Der überraschende Anruf und seine spontane Fahrt nach Köln steckten ihm dabei weniger in den Glieder als der unfreiwillige nächtliche Aufenthalt auf der Autobahn. Er hatte das Pech, ausgerechnet vor einer Baustelle in den Rückstau eines Unfalls zu geraten und musste tatenlos warten, bis es endlich nach Stunden weiterging.
Die Nachricht im Radio am Frühstückstisch weckte seine Lebensgeister und bestätigte ihm, was er schon in der Nacht an der Unfallstelle vermutet, wenn nicht sogar erhofft hatte. In dem Unfallwagen, der einmal ein schwarzer Porsche gewesen sein musste, wie ihn von Sybar besaß, hatte tatsächlich der Kerl sein Leben gelassen. Des einen Freud, des anderen Leid, dachte er. Manche Schwierigkeiten erledigten sich von selbst, wenn man die richtigen Freunde oder die echten Feinde hatte.
Das Thema Unterschlagung oder Betrug würde damit wahrscheinlich vom Tisch sein. Wer könnte ihm jetzt noch gefährlich werden? Es sei denn, von Sybar hatte entweder einen Dritten eingeweiht oder sich Vermerke gemacht, die eventuell in die Hände anderer fielen. Das könnte fatal werden. Aber diese mögliche Schwierigkeit war im Moment zweitrangig. Was zählte, war das Ableben von von Sybar. In seiner Gewissenhaftigkeit und Redlichkeit hatte der Kerl wahrscheinlich die Anzeige noch nicht erstattet. Wenn von Sybar jemandem eine Frist einräumte, dann hielt er sich auch daran.
»Das haste jetzt davon, mein Freund«, lästerte Mandelhartz laut in die leere Küche hinein. »Du musstest ja unbedingt alles kaputt machen. Jetzt bist du selber kaputt.«
Er hatte nie gedacht, dass die Akte von Sybar so schnell geschlossen werden konnte. Aber das war ihm jetzt egal, er konnte unbeschadet sein raffiniertes Geschäft weiterbetreiben.
Sie würden weitermachen wie bisher, vereinbarten sie in einem Telefonat am Mittag. Es drohte wahrscheinlich keine Gefahr mehr.
Dieter Feilen wunderte sich, als er die Nachricht erfuhr. So schnell hatte er nicht damit gerechnet. Kaum war von Sybars Tod vermeldet worden, hatte sein Freund Kontakt mit ihm aufgenommen. Die Karten würden wohl neu gemischt, frohlockte er. Feilen möge dafür sorgen, dass der Oberbürgermeister ihn mit der Veräußerung des Grundstücks beauftragt. Es gebe keinen Grund mehr, weiter mit dem Aachener Printenhersteller zu verhandeln, insofern brauche Müller sich nicht mehr einzumischen, sondern solle das zuständige Fachamt – und damit Feilen – tätig werden lassen.
Die Entwicklung kam Feilen sehr entgegen. War sein Freund vielleicht doch nicht der Angsthase, wie er glaubte? Hatte er ihr letztes Gespräch als Grundlage genommen, um von Sybar auszuknipsen? Wenn der seine Finger im Spiel hatte, so dachte sich Feilen, dann hat er es verdammt geschickt gemacht. Ein massives Wurfgeschoss zu besorgen, war die leichteste Übung, aber den Abwurf richtig abzupassen, das war schon eine Kunst. Und das Attentat auch noch so durchzuführen, dass die Frage offenblieb, ob von Sybar ein Zufallsopfer war, das war nach Feilens Auffassung schlichtweg einfach genial – wenn er davon ausging, dass sein Freund beteiligt war. Das wiederum würde bedeuten, er selbst könne einer Mitwisserschaft oder einer Mittäterschaft bezichtigt werden.
Dieser Eindruck durfte erst gar nicht entstehen. Er musste vorsichtig bleiben. Das fehlte ihm noch, dass die Sache erneut aus dem Ruder lief, nachdem sie endlich auf den richtigen Kurs gebracht worden war. Sie musste im richtigen Hafen einlaufen, nur dann war er sicher und nur dann bekam er die unbedingt erforderliche Provision. Wenn es nicht so makaber klänge, würde er es laut sagen: Von Sybars Tod verschaffte ihm ein unbeschwertes Leben. Anderenfalls hätte er selbst es wohl bald hinter sich gebracht.
Fritz Schmitz hatte einen anstrengenden Abend und nur wenige Stunden Schlaf gefunden, die am Freitagmorgen viel zu früh endeten.
Sein Bühnenauftritt als Witze Fritze war noch nicht perfekt, es fehlten noch einige Nuancen, einige Scherze und ein paar Gesten, um aus einem zufriedenen Publikum ein tobendes zu machen. Bei fünf kleineren Sitzungen war er aufgetreten – für eine Gage von 500 Euro, bar auf die Hand und ohne Rechnung
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