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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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sogar mit den Wilden befreundet gewesen.
    Beim Anblick des Fremden bekam Taylor eine Gänsehaut. Sicher würde es ihm leichtfallen, auch die wildesten Indianer einzuschüchtern. So attraktiv er auch aussah - er wirkte bedrohlich und unbesiegbar. Nichts würde ihm jemals Angst und Schrecken einjagen. Allein schon seine äußere Erscheinung verriet, daß er alles, was ihm gehörte, zu schützen wußte.
    Und die Babys, dachte sie. Ja, ganz sicher wird er die Babys beschützen. Und nur das zählte. Seine Reputation brauchte sie nicht zu kümmern, ebenso wenig wie die bizarren Gefühle, die er in ihr weckte. Die Zwecke, auf die es ihr ankam, erfüllte er geradezu vollkommen. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, den ihre Freundinnen imitierten -offensichtlich genauso hypnotisiert von diesem Mann wie sie selbst.
    William und Lucas näherten sich aus verschiedenen Richtungen, doch sie erreichten Taylor gleichzeitig. Drei Schritte voneinander entfernt blieben sie stehen, William zu ihrer Linken, Lucas zu ihrer Rechten. Der Marquis begann als erster zu sprechen, in ärgerlichem Ton. »Ich muß unter vier Augen mit dir reden, Taylor.«
    Hinter ihm fauchte seine Frau: »Wirst du dich etwa mit ihr in einen Nebenraum zurückziehen? Ganz allein? Das verbiete ich dir!«
    Taylor ignorierte die beiden und legte ihren Kopf in den Nacken, um dem Blick des Mannes standzuhalten, der sie aller logischer Gedanken beraubte. Verzweifelt bekämpfte sie ihre Angst vor ihm. Diese faszinierenden braunen Augen ... »Sie sind viel größer, als ich Sie in Erinnerung habe«, wisperte sie.
    Ihre weiche, etwas heisere Stimme gefiel ihm. »Und Sie sind viel hübscher, als ich mich entsinne«, erwiderte er lächelnd.
    Ja, Constance hatte recht. Was für eine hinreißende gedehnte Sprechweise...
    Ringsum brach ein heftiger Tumult aus. Plötzlich redeten alle außer Taylor und Lucas gleichzeitig. Constance und Jennifer wollten wissen, wo Taylor den Fremden kennengelernt habe, und Alison bat flehentlich, man möge sie doch endlich mit dem Mann bekannt machen. Unterdessen stritt William mit seiner Frau. Lautstark erörterten Hampton und Morris die Möglichkeit, Taylor könnte dem Amerikaner schon einmal begegnet sein, aber wann und wo? Wie jedermann wußte, hatte sie die letzten Wochen in Schottland verbracht, um sich von der Demütigung zu erholen. Und seit der Rückkehr nach London führte sie bei ihrer sterbenskranken Großmutter das Leben einer Nonne. Wie sollte sie Lucas getroffen haben?
    Während Taylor dem Geschwätz lauschte, das von allen Seiten auf sie einstürmte, verflog ihre nervöse Angst, von heißer Freude verdrängt. Die Ketten, die sie an England und ihre Pflichten fesselten, wurden zerrissen. Sobald sie diesen Saal verließ, würde sie frei sein - frei von allen Einschränkungen und Gesetzen, die einem die englische Gesellschaft auferlegte.
    Nie wieder würde sie zurückkommen, ihren Onkel Malcolm nie Wiedersehen, nie mehr in seine Augen schauen und vorgeben müssen, sie wisse nichts von seinem ungeheuerlichen Verhalten. Auch Janes Grausamkeit brauchte sie nicht mehr zu ertragen. Und sie würde sich nie wieder beschämt oder gedemütigt fühlen. »Bald ist Mitternacht, Sir, nicht wahr?« fragte sie leise.
    Lucas nickte. »Jetzt können wir gehen.«
    Da begannen alle Freundinnen, an Taylors Kleid zu zerren, und Constance fragte: »Du gehst? Wohin?«
    »Geht sie etwa mit ihm weg?« Jennifer zeigte mit dem Daumen in Lucas’ Richtung. »Das darf sie nicht! Was werden die Leute denken?«
    »Wann und wo genau haben sie beide einander getroffen?« erkundigte sich Hampton.
    »Vor dem heutigen Abend können sie sich gar nicht begegnet sein«, beharrte Morris.
    »Du wirst ihn nicht begleiten, Taylor!« überschrie William das Stimmengewirr. Er war so wütend, daß seine Halsadern hervortraten, und sein Gesicht lief puterrot an. »Statt dessen kommst du mit mir! Ich verlange eine Unterredung unter vier Augen. Dieser nichtswürdige Bursche, mit dem du zu sprechen geruhst...«
    Alison fiel ihm ins Wort. »Seien Sie doch still, William. Taylor, Darling, würdest du mich bitte mit diesem Gentleman bekannt machen?«
    So leicht ließ sich William nicht beirren. Er wollte Taylors Arm ergreifen, hielt jedoch inne, als Lucas in leisem, aber gefährlichem Ton bemerkte: »An Ihrer Stelle würde ich sie nicht anrühren.«
    Instinktiv trat William zurück, und Taylor blinzelte verwundert. Er schien sich wirklich und wahrhaftig vor dem großen Amerikaner zu

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