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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Sie von vorn anfangen. Kommen Sie, setzen Sie sich. Erst einmal müssen Sie sich beruhigen.« Sie führte die erschöpfte Victoria zu einer Bank auf dem Promenadendeck.
    Nachdem Victoria Platz genommen hatte, faltete sie die Hände im Schoß und ließ niedergeschlagen den Kopf hängen. Lucas war froh, daß die unmittelbare Gefahr gebannt war, und wich tiefer in den Schatten zurück, von wo er die beiden Frauen beobachten konnte, ohne sie zu stören. Zu aufgeregt, um sich zu setzen, wanderte Taylor umher und überdachte das Problem. »Lieben Sie den Mann immer noch?«
    »O nein!« lautete die entschiedene Antwort.
    »Gut. Er wäre Ihrer Liebe auch gar nicht wert. Haben Sie Verwandte in Amerika, die Sie aufnehmen würden?«
    »Nein, und ich wollte auch gar nicht dort ankommen. Meine Sachen nahm ich nur mit, weil mein Vater alles auf die Straße warf.«
    »Ihre Eltern haben Ihnen die Tür gewiesen?«
    Victoria nickte. »Und das kann ich ihnen nicht verübeln. Ich habe sie bitter enttäuscht.«
    »Oh, ich nehme ihnen das sehr übel. Immerhin sind es Ihre Eltern und hätten zu Ihnen halten müssen. Meine Großmutter hätte mich in einer solchen Situation nicht im Stich gelassen.«
    »Das würde meine auch nicht tun, wenn sie noch lebte.«
    »Und der Mann, der für Ihren Zustand verantwortlich ist? Weiß er Bescheid?«
    »Ja, aber er will nichts damit zu tun haben. Statt dessen möchte er Lady Margaret Kingsworth heiraten. Sie bekommt eine ziemlich üppige Mitgift.«
    Nun erwachte Taylors Neugier. Sie kannte Lady Margaret und überlegte, wer der Schurke sein mochte. Aber als sie sich nach seinem Namen erkundigte, begann Victoria wieder zu weinen und erklärte, den würde sie niemals verraten.
    »Nun, das respektiere ich. Zum Glück lieben Sie ihn nicht mehr, Victoria. Was geschehen ist, läßt sich nicht ändern. Nun müssen Sie an die Zukunft denken. An diesen Schuft dürfen Sie keinen Gedanken mehr verschwenden.«
    »Für meine Schwierigkeiten bin ich genauso verantwortlich wie er.«
    Diese Geisteshaltung erschien Taylor bewundernswert, aber ehe sie das erwähnen konnte, fragte Victoria: »Und wie heißen Sie?«
    »Taylor.«
    »Die Lady Taylor?«
    »Haben Sie schon von mir gehört?«
    »Wer hätte nicht von Ihnen gehört, Mylady? Die sogenannte Demütigung ... O Gott, dieses heikle Thema hätte ich nicht erwähnen dürfen.«
    Taylor ließ die Schultern sinken. Wußte denn ganz England von ihrer Schmach? »Für mich war es keine Demütigung, sondern eher ein Segen. Und ich liebe den Schurken auch nicht mehr. Vor kurzem habe ich seinen Bruder geheiratet, den ich allerdings ebensowenig liebe. Aber er ist wenigstens ein Ehrenmann.«
    »Vielleicht werden Sie sich eines Tages in ihn verlieben.«
    Ein schrecklicher Gedanke, angesichts der Tatsache, daß Lucas sich von Taylor trennen würde, sobald sie in Boston eintrafen ... »Ja, vielleicht«, stimmte sie zu, um Victoria das Gefühl zu geben, sie hätte ihr Hoffnungen gemacht. Dann setzte sie sich zu ihrer neuen Freundin und brachte das Gespräch wieder auf deren Situation. »Heute nacht haben Sie einen wichtigen Entschluß gefaßt.«
    »Welchen?«
    »Nicht zu sterben. Alles Weitere ist ganz einfach, glauben Sie mir.« Das verstand Victoria nicht, und Taylor versprach, ihr später zu erklären, was sie meinte. »Was würden Sie am liebsten mit Ihrem Leben anfangen?«
    Diese Frage wurde bereitwillig beantwortet. Victoria redete fast zwei Stunden lang, nicht nur von ihren Träumen, sondern auch von ihren Ängsten. Am meisten fürchtete sie die Einsamkeit.
    »Bald sind Sie nicht mehr allein«, erwiderte Taylor. »Sie müssen sich natürlich erst an die Mutterschaft gewöhnen, aber Sie werden Ihr Baby von ganzem Herzen lieben.«
    »An das Kind habe ich noch gar nicht gedacht, weil ich viel zu sehr mit meinem Selbstmitleid beschäftigt war.«
    Taylor streichelte Victorias Hand. »Das ist verständlich, nachdem Sie so niederträchtig betrogen wurden.«
    Nach einem lauten, undamenhaften Gähnen, für das sie sich sofort entschuldigte, bemerkte Victoria: »Der Wind hat aufgefrischt, und der Kapitän meint, noch heute nacht würde sich ein Unwetter zusammenbrauen.«
    Eine heftige Bö fegte über das Deck und ließ Taylor erschauern. »Nun sollten wir in unsere Kabinen zurückgehen.«
    »Ja, das wäre am besten«, stimmte Victoria zu und stand auf. »Danke, daß Sie mich angehört haben. Sie waren sehr freundlich, Mylady.«
    Da Taylor nicht an Komplimente gewöhnt war, fand sie keine

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