Prinz Charming
Tür und breitete die Arme aus. Natürlich wußte sie, wie melodramatisch sie sich aufführte, doch sie konnte nicht anders. Lucas musterte sie, als zweifelte er an ihrem Verstand. Damit hatte er wahrscheinlich sogar recht. Sie benahm sich wirklich verrückt. Aber das war ihr egal. Der qualvolle Gedanke, ihr Mann würde mit einer anderen Frau intime Zärtlichkeiten austauschen, besiegte alle Vernunft. »Beantworte nur noch eine Frage, bevor du dieses Zimmer verläßt.«
»Ja?«
»Möchtest du dir heute nacht die Hörner abstoßen?«
»Was?« Lucas blinzelte ungläubig.
»Die Hörner«, erklärte sie. »Die willst du dir doch heut« nacht abstoßen, nicht wahr?«
Unfaßbar - Taylor war eifersüchtig. Vor Verblüffung verschlug es ihm die Sprache. Er trat einen Schritt zurück und! starrte sie einfach nur an. Als sie seinen entgeisterten Blick sah, wurde sie rot wie ein Schulmädchen. Offensichtlich war ihm jene obszöne Möglichkeit gar nicht in den Sinn gekommen, und ausgerechnet sie - seine Frau - hatte ihn darauf gebracht.
»O Lucas ...«, begann sie seufzend, aber er ließ sie nicht ausreden.
»Bist du eifersüchtig?«
»Natürlich nicht.«
»Beinahe hast du diesen Eindruck erweckt«, entgegnete er grinsend.
Empört straffte sie die Schultern. Machte er sich über sie lustig?
»Taylor, ich würde dir gern erklären, woher ich Belle kenne.«
»Diese Frau interessiert mich nicht. Und es ist mir völlig gleichgültig, womit du deine Zeit vertrödelst.«
Wie stur sie war! Nun, dann sollte sie eben in ihrer eigenen schmutzigen Phantasie schmoren. Am nächsten Morgen würde er ihr reinen Wein einschenken, aber nur, wenn sie sich dann nicht mehr wie eine Xanthippe benahm. »Gehst du mir jetzt aus dem Weg?«
»Ja.«
Aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Offenbar blieb ihm nichts anderes übrig, als sie zum Bett zu tragen und daraufzuwerfen.
Er wollte nach ihr greifen, aber sie stieß seine Hände beiseite und verkündete: »Die Ehe ist wie eine Schwangerschaft.«
In diesem Augenblick beschloß er, nie wieder über ihre Äußerungen zu staunen, mochten sie auch noch so unsinnig anmuten. Er wollte lachen, doch das wagte er nicht, denn inzwischen wußte er, wie verletzlich ihre Gefühle waren. »Wieso ist die Ehe wie eine Schwangerschaft?«
»Man ist verheiratet - oder man ist’s nicht«, antwortete sie leichthin.
»Taylor...«
»Es ist gibt nur Weiß oder Schwarz«, unterbrach sie ihn, »aber kein Grau. Und bis die Scheidungsurkunde rechtskräftig ist, sollten wir beide unser Gelübde respektieren. Wir müßten uns...«
»Die Treue halten?« vollendete er den Satz, nachdem sie verstummt war.
»Ja, das wäre ein Gebot des Anstands.« Rasch senkte sie den Kopf, damit er ihre Verlegenheit nicht bemerkte, während sie ein so intimes Thema erörterten.
Lucas starrte auf ihren Scheitel, und weil sie seine Miene nicht sehen konnte, gestattete er sich ein Lächeln. »Also soll ich enthaltsam leben?«
»Ich tu’s ja auch.«
»Das ist nicht dasselbe.«
»Warum nicht?«
Mühsam suchte er nach Worten. »Ja - eine Frau hegt zwar ähnliche Wünsche wie ein Mann, aber für sie steht die Liebe an erster Stelle. Für ihn nicht.«
»Willst du damit sagen, die meisten Frauen würden tugendhafte Zurückhaltung üben, während die Männer - und das gilt auch für dich - ihre Triebe befriedigen, wann immer sich eine Gelegenheit ergibt?«
»Ja, so ungefähr«, stimmte er zu, nur um sie zu ärgern.
Aber Taylor bezwang ihren Zorn. Sie wollte nicht mit ihm streiten, und sie hatte ohnehin schon mehr als genug gesagt Falls er tatsächlich zu den Männern gehörte, vor denen ihre Großmutter sie gewarnt hatte, mußte sie das möglichst bald herausfinden.
Glücklicherweise konnte er ihr nicht weh tun, denn sie liebte ihn nicht - wenn sie sich auch auf seltsame Weise zu ihm hingezogen fühlte und kaum noch klar zu denken vermochte, sobald er sie anschaute. In seiner Nähe stockte ihr Atem, und sie wünschte, er würde sie wieder so küssen wie in jener Nacht. War das vielleicht doch Liebe? Wie auch immer, sie mußte diese gefährlichen Gefühle bekämpfen, denn sie beruhten nicht auf Gegenseitigkeit, und sie wolltet sich nicht in hoffnungsloser Sehnsucht verzehren.
Und das alles nur, weil dieser Dummkopf lieber am Galgen baumeln würde, als seine Ehe fortzusetzen ...
Belle. Wie sie allein schon diesen Namen haßte! Und so beschloß sie, Lucas einen Denkzettel zu verpassen, ehe er zu seinem Flittchen ging. »Damen
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