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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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ging sie rastlos auf und ab. Dann versuchte sie, sich von ihren Sorgen abzulenken, indem sie ein Bad nahm, ihr Haar wusch und ihre Sachen auspackte. In ihrem Morgenmantel sank sie aufs Bett, um ein wenig auszuruhen und sich dann wieder anzukleiden.
    Doch sie schlief fast fünf Stunden.
    Als sie erwachte, dauerte es eine volle Minute, bis sie erkannte, wo sie sich befand. Ihre Umgebung sah fast genauso aus, wie das Hotelzimmer in Boston, aber man hatte andere Farben gewählt - Goldgelb und Weiß. Und es gab noch einen Unterschied, nämlich zwei Türen statt einer. Die erste führte ins Bad, die zweite zum Zimmer, das für Victoria reserviert war. Darin stand ein großes Vierpfostenbett mit königsblauer Decke, ein Sessel, eine Kommode und ein Schrank.
    Plötzlich knurrte Taylors Magen. Sie hatte schon lange nichts mehr gegessen, glaubte aber, sie würde keinen Bissen hinunterbringen. Wieder begann sie umherzuwandern, und jede Minute erschien ihr wie eine halbe Ewigkeit. Inzwischen war es acht Uhr geworden. Vor sieben Stunden hatten sich Lucas und Hunter auf den Weg gemacht. Erschöpft stützte sie sich aufs Fensterbrett und blickte in die schwarze Nacht hinaus. Regenwolken verhüllten den Mond.
    Wo mochten Lucas und Hunter jetzt sein? Hatten sie die Babys schon gefunden? Inständig hoffte Taylor, dieser brennende Wunsch würde sich erfüllen.
    Ein paar Stunden später kamen die beiden Männer ins Hotel zurück, mit leeren Händen. Sie sahen todmüde aus, und Taylor widerstand der Versuchung, sie mit Fragen zu bestürmen. »Da drüben findest du ein Bett«, erklärte Lucas seinem Freund und zeigte auf die Tür zum Nebenraum. Wortlos nickte Hunter und verschwand.
    Taylor folgte ihrem Mann, der in den Alkoven ging und seinen Waffengurt ablegte. Er hängte ihn über einen Bettpfosten, dann begann er, sein Hemd aufzuknöpfen. Sofort roch sie den Gestank des Schießpulvers, der seinen Kleidern entströmte. »Du hast deine Pistole abgefeuert.«
    Diese Bemerkung wurde ignoriert. »Morgen früh brechen Hunter und ich wieder auf. Es gibt immer noch einige Möglichkeiten, die wir überprüfen müssen.«
    »Glaubst du, die Kinder sind immer noch in Cincinnati?« Angstvoll preßte sie die Hände zusammen, und er verschwieg ihr, daß alle bisherigen Spuren in Sackgassen geführt hatten.
    »Wir werden sie finden.«
    Bedrückt setzte sie sich auf den Bettrand, während Lucas ins Bad ging. Ein paar Minuten später kam er zurück. Jetzt , duftete er nach Seife, aber der Geruch des Schießpulvers haftete ihm immer noch an.
    »Mußtest du jemanden töten?« fragte Taylor.
    »Nein«, erwiderte er kurz angebunden.
    »Aber du hast geschossen.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich wollte nur ein bißchen Aufmerksamkeit erregen.«
    Diese nichtssagenden Antworten ärgerten sie, aber sie wollte nicht mit ihm streiten. Er war erschöpft, und er brauchte seine Ruhe, um neue Kräfte zu sammeln und wieder nach den Babys zu suchen.
    »Du wirst doch nicht aufgeben?« platzte sie heraus. Sofort bereute sie die Frage, als er ihr einen vernichtenden Blick zuwarf. Offenbar hatte sie ihn schon wieder beleidigt. »Verzeih mir«, wisperte sie, »das hätte ich nicht sagen dürfen.«
    Wortlos schlug er die Bettdecke zurück und legte sich hin. Etwas später streckte sie sich neben ihm aus, fand aber keinen Schlaf. Auch Lucas war immer noch wach. Auf einen
    Ellbogen gestützt, schaute er sie prüfend an. »Du willst zwar glauben, daß ich die Suche nicht aufgeben werde, aber du hegst gewisse Zweifel. Habe ich recht?«
    »Wenn du mir versprichst, dein Bestes zu tun, um die Babys zu finden, vertraue ich dir.«
    Sanft strich er ihr das Haar aus der Stirn. »Ich werde dir eine Gutenachtgeschichte erzählen.«
    Verwundert hob sie die Brauen. »Du brauchst deine Ruhe, Lucas. Und du mußt nicht versuchen, mir meine Angst zu nehmen.«
    Da neigte er sich herab und küßte sie, dann sank er ins Kissen zurück und nahm Taylor in die Arme. »Es war einmal ...«, begann er leise.
    Die Geschichte handelte von einem kleinen Jungen, dem ein Indianer sein einziges Hab und Gut gestohlen hatte - ein Jagdmesser mit stumpfer Klinge. Auf der Suche nach diesem kostbaren Schatz folgte er den Indianern in ihr Winterlager, dann von den Kentucky-Bergen ins Zentrum des Ohio Valley. Taylor war überzeugt, daß Lucas diese Geschichte erfand, denn niemand - schon gar nicht ein unerfahrener kleiner Junge - würde anderthalb Jahre lang einem wertlosen Messer nachlaufen.
    Aber Lucas verstand es

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