Prinz Charming
Laden.«
»Also hast du keine Familie?«
»Nein. Wissen Sie - jetzt fürchte ich mich nicht mehr vor Ihnen, nachdem sie mir das erzählt hat.« Der Junge zeigte auf Taylor und schaute Hunter anbetend an.
»Was denn?«
»Sie sagte, Sie beide würden zwar gefährlich aussehen, aber das sei Absicht. Und Sie würden in allen möglichen Gestalten erscheinen.«
Beide Männer starrten Taylor an. Offensichtlich warteten sie auf eine Erklärung, aber sie schwieg und lächelte sanft.
»Und wer erscheint in allen möglichen Gestalten?« fragte Lucas neugierig.
»Die Schutzengel«, antwortete der kleine Junge prompt.
Etwas betreten wich Taylor den durchdringenden Blicken ihres Mannes und seines Freundes aus, tätschelte den Kopf des Jungen und wollte das Gespräch wieder auf einen passenden Namen für ihn bringen.
Aber ihr Lucas räusperte sich, um seine Belustigung zu verbergen, und Hunter murmelte: »Wir sind keine Engel.«
»Sie hat gesagt, daß Sie’s abstreiten würden!« rief der Junge triumphierend.
»Hör mal, mein Sohn ...«, begann Lucas, aber Taylor unterbrach ihn.
»Mir sind zwei wunderbare Namen für dich eingefallen«,
verkündete sie, zu dem kleinen Jungen gewandt. »Daniel und David.«
»Daniel und David«, wiederholte er langsam.
»Du mußt dir einen aussuchen. Das ist eine sehr wichtige Entscheidung, und du mußt dir’s gut überlegen, weil du diesen Namen dein Leben lang tragen wirst. Ich helfe dir sehr gern, deine Wahl zu treffen.«
»Wie denn?«
»Nun, ich werde dir Geschichten von den tapferen Abenteurern und Pionieren David Crockett und Daniel Boone erzählen.«
»Werden diese Männer nicht böse sein, wenn ich mir einfach einen ihrer Vornamen aneigne?«
»Natürlich nicht. Beide sind schon tot, also macht’s ihnen nichts aus. Und dein Nachname wird Ross lauten ...« Taylor berichtete von den berühmten Männern, die man so bewundert hatte, daß Bücher über sie geschrieben worden waren.
Fasziniert hörte der kleine Junge zu, und sie hoffte, er würde die Welt, in der diese Geschichten spielten, ebenso liebenlernen wie sie selbst. Im Augenblick zählte nur eins -sie wollte ihn von der Angst ablenken, die ihn so lange gequält hatte. »Eine Familie entsteht nicht nur durch Blutsbande«, betonte sie. »Vor allem muß der eine zum anderen halten. Das ist am wichtigsten.«
Was sie ihm damit sagen wollte, verstand er nicht. Und sie versuchte es auch nicht zu erklären. Sie selbst wußte jedenfalls, was sie anstrebte, und nur darauf kam es an.
Im Hamilton House nahm David Daniel ein Bad, und seine Kleidung wurde in der Hotelwäscherei gereinigt, ebenso wie die völlig verschmutzten Sachen der Zwillinge. Taylor kniete gerade am Boden und wusch die kleinen Mädchen, als Victoria ihre Aufmerksamkeit erforderte.
Sie hatte sich erneut übergeben. Deshalb wurden Lucas und Hunter mit der Aufgabe betraut, die beiden Kinder zu schrubben, während Taylor ihrer Freundin in deren Badezimmer beistand.
Kichernd tobten die Zweijährigen in der Wanne herum, als sie eingeseift wurden. Bald waren die Männer genauso naß wie ihre Schützlinge. Sie trockneten die Kinder ab, zogen ihnen die Nachthemden an, die Victoria in Boston gekauft hatte, und setzten sie im Alkoven aufs Bett.
Trotz ihrer Erschöpfung beantworteten Lucas und Hunter geduldig alle Fragen, die ihnen die lebhaften Mädchen stellten. Die beiden nannten einander Georgie und Allie. Im Gegensatz zu seinem Freund konnte Lucas sie bereits auseinanderhalten.
Inzwischen ließ Taylor ein Kinderbettchen für den kleinen Jungen ins Nebenzimmer bringen. Victoria quartierte sich in einem anderen Raum auf demselben Flur ein.
David Daniel wurde ins Bett gebracht und bekam noch eine Geschichte über die ruhmreichen Abenteurer zu hören. Als Taylor ihm einen Gutenachtkuß gab, schlief er tief und fest. Mittlerweile wurden auch die Zwillinge müde und schlummerten auf dem Bett im Alkoven ein, zwischen Lucas und Hunter.
»Hast du das gehört?« flüsterte Hunter, um die Kinder nicht zu wecken. »Sie sagte dem Jungen, er würde Ross heißen.«
»Natürlich hab’ ich’s gehört«, erwiderte Lucas und hielt Georgies Füßchen fest, ehe sie in seinen Bauch treten konnte.
»Weiß sie, worauf sie sich da einläßt?«
Lucas gähnte. »Offensichtlich.«
»Den Jungen wird niemand beanspruchen. Aber die Zwillinge ... Gibt’s da keine Verwandten, die sie bei sich aufnehmen wollen?«
Gerade wollte Lucas diese Frage beantworten, als Taylor ins Zimmer kam,
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