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Prinz der Düsternis

Prinz der Düsternis

Titel: Prinz der Düsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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heißt, er sei vor vielen Sommern nahe der Düsterzone mit anderen Kriegern in einen Hinterhalt geraten. Niemand weiß zu sagen, wie er es fertigbrachte, zurückzukehren. Er war der einzige, der überlebte. Fortan tat er sich als Krieger und Befehlshaber hervor, und mein Vater ließ ihn immer häufiger zu sich kommen.« Shezad lächelte schwach, wie entschuldigend. »Wir Töchter des großen Shallad erfahren so manches, was im Palast vorgeht, Mythor. Und ich weiß, dass Garram es war, der meinem Vater dazu riet, einen Frieden mit Prinz Odam zu schließen. Er wirkte bei allen Entscheidungen mit, die nach der Niederlage unserer Krieger dazu führten, dass zunächst Magier zum Prinzen der Finsternis geschickt wurden und nach ihrem Ausbleiben…« Sie zuckte die Schultern und wandte das Gesicht ab. Von draußen waren Geräusche wie das Bersten von Holz zu hören, das Aufplatzen von Pilzhäuten und die stampfenden Schritte großer Laufvögel, die sich alles niederwalzend durch den Pilzwald schoben.
    »Du meinst«, fragte Mythor benommen, »dass Garram… dass dein Vater nicht ohne Grund den Schattenturm als Treffpunkt bestimmt hat?«
    Er erschauerte bei den Gedanken, die sich ihm aufdrängten. Alles in ihm versteifte sich. Einerseits drängte es ihn, die Sänfte zu verlassen, um dem verhängnisvollen Ritt Einhalt zu gebieten, zum anderen schlugen ihn Shezads Andeutungen in ihren Bann.
    Sie lachte bitter. »Du weißt dich gewählt und vorsichtig auszudrücken. Ich denke, dass Garram den Auftrag hat, mit Odam zu verhandeln, bevor wir nach Logghard ziehen. Deshalb glaubte ich daran, dass Jehaddad versuchen würde, uns zu warnen, denn er ist mir treu ergeben. Ich rettete einmal seinen Kopf, als er in Ungnade gefallen war. Und deshalb will ich auch zum Schattenturm, obwohl sich alles in mir dagegen sträubt. Mythor, wenn wir in Logghard nicht einen aussichtslosen Kampf führen wollen, so müssen wir wissen, welche Ränke zwischen Garram und Prinz Odam geschmiedet werden!«
    Mythor schwieg. Sie sprach nicht aus, wer der eigentliche Ränkeschmied im Hintergrund war. Dennoch schien sie weitaus weniger von der Unfehlbarkeit ihres Vaters überzeugt zu sein als Hrobon. Durfte er ihr dann die ganze Wahrheit über den falschen Shallad eröffnen? Er sah sie wieder vor sich, wie sie von ihm verlangt hatte, sich Hadamur zu unterwerfen. Nein, entschied er. Es war zu gefährlich, solange er nicht wusste, was wirklich hinter ihrer Stirn vorging.
    »Aber du bringst dich dabei in Gefahr!« beschwor er sie. »In größere Gefahr vielleicht, als du ahnen magst! Gib Hrobon den Befehl zur Umkehr. Du musst, wir müssen auf schnellstem Weg nach Logghard.«
    »O ja!« sagte Shezad mit spöttischem Lächeln. »Die Tochter des Shallad und der Sohn des Kometen, ein köstliches Gespann.«
    Mythor schüttelte verzweifelt den Kopf und richtete den Blick wie in stillem Flehen zum Himmel. Sollte er ihr sagen, was er wirklich dachte? Hrobon hatte sie also über ihn, den »Frevler«, aufgeklärt. Sie schien es gelassen hinzunehmen.
    »Nun komm, mein wackerer Pirat«, hauchte die Prinzessin. »Gräme dich nicht. Mein Wunsch, zur Ewigen Stadt zu gelangen, ist ebenso stark wie der deine. Doch vorher will ich über einige Dinge Gewissheit haben.«
    Wieder fragte sich Mythor, wie es um ihr Verhältnis zu Hadamur wirklich stand. Sie durchkreuzte durch ihre Hartnäckigkeit vielleicht dessen Pläne, und sie wusste es. Sie war alles andere als die ergebene Tochter und kein verhätscheltes Fürstenkind. Vielleicht hatte Hadamur sie aus diesem Grund nach Logghard geschickt, um sie, die ihm zu neugierig wurde, loszuwerden. Dies passte ebenso gut in jenes andere Bild, das Mythor zu verdrängen suchte.
    »Selbst falls ich den Befehl zur Umkehr gäbe, wüsste ich nicht, ob Hrobon ihn befolgte. Er vergöttert meinen Vater, nicht mich. Und da ist noch etwas, von dem du noch nichts wissen kannst, denn es geschah, während du ohne Bewusstsein lagst.«
    »Was, Prinzessin?«
    »Hagad, unser einziger ortskundiger Führer, kehrte nicht von seinem Erkundungsritt in den Pilzwald zurück. Hrobons Männer fanden ihn in einem Netz hoch zwischen den Pilzen.«
    »Er ist tot?« fragte Mythor bestürzt.
    »Abgenagt bis auf die Knochen.« Shezad schüttelte sich. »Du siehst, wir könnten nicht umkehren, selbst wenn wir wollten. In der Bresche, die die Laufvögel in den Dschungel trampelten, sind längst neue Pilze nachgewachsen, und schreckliches Getier hat sich dort eingefunden. Unsere

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