Prinz der Düsternis
so, wie die Prinzessin es sagte«, sprach er. »Meinen Kampf habe ich hier auszufechten. Ihr aber sollt nach Logghard gehen und den Verteidigern der Ewigen Stadt die Kunde überbringen, dass ich meine Krieger nicht gegen sie führen werde. Unser Handschlag mag dies besiegeln.«
Mythor erwiderte den festen Druck. »Also sind wir nicht länger deine Gefangenen?«
»Ihr seid frei«, antwortete der Prinz. »Sagt mir, wohin ihr zu gehen begehrt, und meine Krieger werden euch in sicherem Geleit an den Ort eurer Wahl bringen.«
Mythor brauchte nicht lange zu überlegen, um diesen Ort zu nennen. »Die Ruinen von Erham«, sagte er. Dort wusste er den Sitz eines Großen, der ihn mittels des Hohen Rufes direkt nach Logghard bringen konnte – falls ihn nicht bereits das gleiche grausame Schicksal ereilt hatte wie die Großen in Horai.
»So sei es«, bestätigte Odam, drückte Mythor noch einmal die Hand und ließ sie los. Er blieb vor ihm stehen, als ob er zögerte, noch etwas zu sagen. Mythor fühlte seinen Blick prüfend auf sich gerichtet. Er hielt ihm stand und fragte sich, ob es einmal eine Zeit geben würde, in welcher dieser vom Schicksal so schwer geschlagene Mann an seiner Seite für das Licht kämpfen würde.
»Du sollst noch etwas wissen«, sagte Odam. »Die Mächte aus der Schattenzone werden all ihre Kräfte aufbieten, um in diesem 250. Jahr der Belagerung die Ewige Stadt zu überrennen. Ich weiß es von Guuron selbst, meinem Dämon. Auch mich und meine Krieger trachteten sie in diese furchtbare letzte Schlacht zu schicken. Du hast mein Wort darauf, es wird dazu nicht kommen. Dennoch hütet euch vor falschen Hoffnungen. Ich glaube, dass die Dunklen Mächte auch ohne mich stark genug sein werden, den letzten Sieg davonzutragen. Schrecken, wie keines Menschen Vorstellungskraft sie sich auszumalen vermag, harren euer. Nur eine Rettung, eine Hoffnung gibt es für die Stadt, dass nämlich der Sohn des Kometen mit dem Vermächtnis des Lichtboten auf den Plan tritt. Dieses Ereignis wird von den Verteidigern der Stadt im gleichen Maße herbeigesehnt wie von den Mächten aus der Schattenzone und ihren Handlangern gefürchtet.«
»Ich bin der Sohn des Kometen«, hörte Mythor sich flüstern. Hätte Mythor Odams Gesicht sehen können -er hätte schwören können, dass es ein wissendes Lächeln zeigte.
»Wenn dem so ist, besteht wahrhaftig noch Hoffnung für Logghard. Doch ich sehe deine Waffen nicht.«
Mythor schwieg, doch seine Gedanken waren in wildem Aufruhr. Voller Groll dachte er an Luxon, den Dieb aus Sarphand, den Glücksritter und Abenteurer, der ihm all das genommen hatte, was er sich so gefahrvoll angeeignet hatte. Luxon besaß das Vermächtnis des Lichtboten, das nur ihm, Mythor, zustand. Wenn er als Sohn des Kometen zur Ewigen Stadt kam, dann mit leeren Händen.
Odam drang nicht weiter in ihn. Er mochte spüren, was in ihm vorging. »Geht jetzt«, sagte der Prinz. »Meine Krieger werden Anweisung erhalten, euch sicher zum Ziel zu bringen. Meine…«, Odam nahm Shezads Hand, »… unsere guten Wünsche begleiten euch.«
Dann reichte er Mythor einen Kristall, schwarz und von der Größe einer Fingerkuppe, und ließ ihn sein Gesicht damit berühren. »Reiche ihn an deine Freunde weiter, wenn ihr gegangen seid.«
Mythor rang die Gefühle nieder, die ihn ergriffen. Noch einmal drückte er Odams Hand, dann die der Prinzessin. Als er ihren Blick erwiderte, sagte er leise: »Auch du sollst etwas wissen, Prinzessin. Nicht Hadamur ist der rechtmäßige Shallad. Durch verbrecherische Machenschaften sorgte er dafür, dass jener, dem dieser Thron ist, beiseite geschafft wurde. Er sollte als Kind sterben, doch er lebt und ist jener, der meine Waffen besitzt. Er nennt sich Luxon, Arruf und…« Mythor winkte ab. Der Zorn schnürte ihm die Kehle zu.
Shezad nahm die Nachricht gefasst auf, fast so, als hätte sie ihre eigenen Gedanken bestätigt.
Ohne sich noch einmal umzusehen, verließ Mythor den Raum, gefolgt von Sadagar und No-Ango. Sie fanden Hrobon und seine beiden Krieger im Vorhof. Prinz Odam aber erschien auf einer Brüstung hoch über ihren Köpfen und rief seinen Kriegern Befehle zu. Wenig später schob sich ein Yarl seitlich heran.
Als Mythor, Sadagar, No-Ango und die drei Vogelreiter auf ihn überwechselten, wurden sie von Kriegern erwartet, die ihnen ihre Waffen zurückgaben. Sadagar stürzte sich förmlich auf die heißgeliebten Messer. Hrobon nahm schweigend sein Schwert entgegen. Mythor steckte das
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