Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prinz der Düsternis

Prinz der Düsternis

Titel: Prinz der Düsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
sie herumlenken konnten, wurden in hohem Bogen abgeworfen. Die Nacht war von Schreien der Entsetzten erfüllt, und das Dämonengeheul antwortete ihnen. Flammensäulen schossen aus dem Boden bis zu den höchsten Pilzdächern hinauf. Die Nacht wurde zum Tag.
    Mythor krallte sich verzweifelt fest. Das Diromo stürmte voran und walzte alles nieder, was ihm im Weg war. Plötzlich erschien Spinnenglanz in Mythors Sichtweite, und voller Entsetzen sah der Sohn des Kometen, wie Shezads Körper halb aus der Sänfte heraushing. Ihre schrillen Schreie zerrissen das Heulen. Von Hrobon war nichts zu sehen. Männer, die der Prinzessin zu Hilfe eilen wollten, hatten keine Gewalt über ihre Tiere. Mythor sah, wie ein mächtiger Stamm sich vor Spinnenglanz zur Seite neigte. Sporenstaub kam in einer dichten Wolke herab und nahm für Augenblicke die Sicht. Shezads Entsetzensschrei riss jäh ab. Mythor sah schemenhaft die Sänfte, doch da war keine Prinzessin mehr, die sich an den Tüchern festklammerte. Wieder war Shezads Schreien durch das Stampfen, Heulen und Kreischen zu hören, doch nun kam es aus der rückwärtigen Richtung. Mythor handelte, ohne lange zu überlegen. Sadagars Entsetzensschrei im Ohr, richtete er sich auf dem Diromo auf, ging in die Hocke und sprang ab, mitten hinein in eine Feuersäule, die lodernde Finger ausbildete, als hätte sie nur darauf gewartet, ihr Opfer zu bekommen.
    *
    Hrobon lag flach auf dem Rücken seines Orhakos, die Arme halb um Kusswinds Hals geschlungen und den Kopf in seinem Gefieder tief vergraben. Das Geheul kam von allen Seiten. Lichter hüllten ihn ein und schienen ihn zu sich herabzerren zu wollen. Hrobon sah sie nicht, er sah nichts mehr, spürte nur das heftige Auf und Ab, unter dem sein Körper geschüttelt wurde, und kämpfte gegen den aufkommenden Schwindel und die grauenvolle Angst, die nach ihm griff. Immer weiter ging es in stürmischem Lauf, über Hindernisse und durch Netze hindurch, die sich zwischen den Pilzen spannten und von Kusswinds ungestümem Lauf zerrissen wurden.
    Dann irgendwann teilten sich die Pilze, und freies Land lag vor ihm. Das Heulen wurde schwächer. Die tanzenden Lichter verloren sich hinter ihm. Es dauerte eine Weile, bis Hrobon sich dessen bewusst wurde, dass Kusswind stand.
    Mühsam und zitternd richtete er sich im Sattel auf und zwang sich dazu, sich umzublicken. Dutzende von Orhaken und Diromen brachen aus dem Pilzwald, einige ohne Reiter. Die Krieger brachten ihre Tiere zum Stehen, soweit sie dazu in der Lage waren. Jene, die vor Entsetzen schrien, wurden weit hinaus in die Wüste getragen, die sich hinter dem Dschungel ausbreitete. Die anderen sammelten sich um Hrobon, dessen Herz für einen Schlag aussetzte, als er Spinnenglanz mit seitlich herabhängender Sänfte zwischen den Riesengewächsen auftauchen sah. Das Diromo der Prinzessin rannte an ihm vorbei, völlig außer Kontrolle geraten.
    »Sammelt euch und wartet hier auf mich!« schrie der Heymal seinen Kriegern zu, indem er Kusswind auch schon wieder antrieb und dem Diromo nachsetzte. Zwei Krieger ritten mit ihm, blieben jedoch hoffnungslos zurück. Noch immer rannte Spinnenglanz in die Wüste hinein, auf die ferne Wand zu, die dunkler war als die Nacht. Mit wild klopfendem Herzen jagte Hrobon ihm nach, erreichte es endlich und brachte Kusswind so nahe heran, dass er nach den Zügeln greifen konnte. Dennoch musste er noch eine gute Strecke reiten, bis Spinnenglanz zum Stehen kam.
    Die Sänfte hing seitlich an ihm herunter, nur durch die ledernen Gurte der Befestigungen gehalten. Durch Schläge gegen Pilzstämme war sie arg mitgenommen. Hrobons bange Ahnungen bestätigten sich, als er auf Spinnenglanz’ Rücken stieg und das Zelt leer fand.
    *
    Als der Heymal den Sammelplatz erreichte, erhielt er die Meldung, dass mittlerweile fast alle Laufvögel den Wald verlassen hatten. Über das Schicksal der anderen vermieden die Krieger zu reden, ebenso wie über das gute Dutzend Reiter, das nicht den Weg aus dem Dschungel herausgefunden hatte.
    Hrobon hörte sich den Bericht mit finsterer, verschlossener Miene an. Er sah das Diromo mit No-Ango und Sadagar etwas abseits stehen. Ein Schatten huschte über sein Gesicht, als er vergeblich nach Mythor Ausschau hielt. »Die Prinzessin«, brachte er zerknirscht hervor. »Sie ist zurückgeblieben. Ich werde sie suchen.«
    »Aber… du wirst ihr in den Tod folgen!« rief einer der Krieger entsetzt.
    »Wer sagt, dass sie tot ist?« fuhr Hrobon ihn an. »Ihr wartet

Weitere Kostenlose Bücher