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Prinz der Düsternis

Prinz der Düsternis

Titel: Prinz der Düsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Krieger haben alle Mühe, die Kreaturen von uns fernzuhalten.«
    »Wie lange war ich ohne Bewusstsein?« fragte Mythor.
    »Du wirst es sehen, sobald du zu deinen Freunden gehst. Es ist besser, du tust es bald.«
    »Schon verstanden«, murmelte Mythor, stand auf und wandte sich dem Ausgang zu. »Aber du begehst einen furchtbaren Fehler, Shezad.«
    »Dann sage mir, was du mir verschweigst.«
    Mythor teilte die Tücher mit beiden Händen, blickte hinaus und erschrak, als er sah, dass die Dunkelheit bereits hereinbrach. »Erlaube deinem Piraten, dass er seine Gedanken für sich behält, Blume des Südens«, murmelte er. »Und bete darum, dass er sich irrt.«
    *
    Sadagar runzelte die Stirn, als No-Ango das Diromo halten ließ, um Mythor in den Sattel klettern zu lassen. Erst als der Laufvogel wieder zu den anderen aufschloss, schüttelte er vorwurfsvoll den Kopf. »Irgendwann wirst du die Sänfte erst gar nicht mehr verlassen«, schimpfte er. »Mythor, ich sorge mich um dich.«
    »Sorge dich um Shezad«, sagte Mythor geistesabwesend. Sie ritten fast am Ende der Karawane. Mythor blickte sich um, doch nichts war zu sehen von den Kreaturen dieses Waldes, von denen Shezad sprach. Voraus ließ Hrobon sich mit seinem Orhako bis zu Spinnenglanz zurückfallen, als hätte er nur darauf gewartet, dass der verhasste Gegenspieler die Sänfte verließ. Die Diromen brachen eine gewaltige Schneise in das Pilzdickicht, trampelten junge Pilze nieder und drückten größere Exemplare einfach um. Sporen erfüllten die Luft. Die Vogelreiter hatten sich Tücher vor Mund und Nase gebunden, um sich vor den Sporen zu schützen. Sadagar und No-Ango waren ihrem Beispiel gefolgt, und nun reichte der Steinmann Mythor ebenfalls ein Tuch.
    »Was ist mit dem Goldenen Staub?« fragte der Sohn des Kometen.
    »No-Ango sagt, dass wir ihn bald erreichen. Störe ihn nicht. Ich glaube, er sucht wieder die Verbindung zu seinem Volk.«
    Die Nacht senkte sich über den Pilzwald und die Karawane herab. Keiner der Vogelreiter sprach ein überflüssiges Wort. Mythor sah Angst in ihren Blicken, Angst vor diesem Ort, in dem nun, mit der Dunkelheit, gespenstisches Leben zu erwachen schien, und Angst vor dem Ziel. Mehr als einmal hörte Mythor den Namen »Odam« flüstern. Allein Hrobon schien davon überzeugt zu sein, dass der Shallad seine Krieger keiner Gefahr aussetzen würde.
    Ab und an war zwischen Pilzdächern hindurch das Glühen im Süden zu sehen und die feurigen Bahnen von Himmelssteinen. Immer noch war es schwülwarm, doch Mythor spürte Eiseskälte in sich, als nun überall längs des Weges Lichter über den Boden zu huschen begannen. Sie entstanden aus dem Nichts heraus. Die Reiter streiften ihren Orhaken die Hauben über und versuchten selbst, das, was da erwachte, durch den Schein ihrer Fackeln zu bannen. Selbst die mächtigen Stämme schienen von innen heraus zu leuchten. Es war ein prächtiges und doch unheimliches Farbenspiel, das die Karawane geleitete. Das Schlagen mächtiger Schwingen war zu hören. Irgendwo in der Ferne schrien Tiere. Dann erscholl ein Heulen wie von tausend Dämonen. Doch kein Wind blies durch den Pilzwald, der diese Laute hätte erzeugen können. Trotz ihrer Hauben wurden die Orhaken und Diromen immer unruhiger.
    »Wa… was ist das?« flüsterte Sadagar.
    Das Heulen schwoll auf und ab, schien näher zu kommen und verwandelte sich in schadenfrohes Gelächter. Mythor musste an sich halten, um ruhig sitzen zu bleiben. Seine Finger waren klamm. Die Kälte griff nach seinem Herzen. Die über den Boden tanzenden Lichter flackerten zunehmend heftiger. Mythors Hand lag auf dem Griff des Schwertes. Das Diromo lief schneller. Irgendwo voraus schrie ein Mann in höchster Todesangst. Und als ob er dadurch ein Zeichen gegeben hätte, brachen die Orhaken aus.
    Männer schrien. Hrobons Stimme war schrill zu hören, obwohl Mythor kein Wort verstand. Gleich einer alles niederwalzenden Flutwelle aus gefiederten, riesigen Leibern rannten die Vögel davon, den Leittieren nach. Mythor wurde heftig durchgeschüttelt, legte sich flach über den Sattel und vergrub die Hände im Gefieder des Diromos. Sadagar wippte schreiend mit den Beinen, während No-Ango verzweifelt versuchte, das Tier zu zügeln. Mythor sah die Sänfte der Prinzessin bedrohlich schwanken. Orhaken warfen ihre Reiter ab und rammten Pilzstämme, die sich langsam zur Seite neigten und sich mit puffenden und mahlenden Geräuschen in den Weg legten. Vogelreiter, die ihre Tiere nicht um

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