Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prinz der Düsternis

Prinz der Düsternis

Titel: Prinz der Düsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
ab, oder?«
    »Ich… weiß es nicht«, meinte der Steinmann. »Ehrlich gesagt, ich folgte Hrobon, als er in den Pilzwald zurückkehrte. Glaube mir, ich hatte keine Angst vor den Stimmen, aber…« Sadagar schnitt eine Grimasse und fuhr sich durch die Haare. »Was soll man gegen Geister ausrichten, wenn man selbst keinen Schutzgeist mehr hat oder vielmehr doch einen, der sich aber mit Dämonenpriestern einlässt und…!«
    Mythor lächelte schwach und legte dem Schimpfenden eine Hand auf die Schulter. »Rege dich nicht auf, Sadagar. Niemand versteht besser als ich, dass du umgekehrt bist.«
    Der Steinmann sah ihn zweifelnd an. »So? Meinst du?«
    »Lamir würde deinen Mut besingen, wäre er hier«, sagte Mythor.
    »Erain verhindere das!« entfuhr es dem Steinmann. »Aber was ist mit deinem Bein? Ich fürchte, wir werden die Wunde ausbrennen müssen.«
    Die Nacht verging ohne weiteren Zwischenfall. Die Reiter hatten ihren Tieren die Hauben angelegt und Feuer entfacht. Mythors Bein war mit Tüchern umwickelt. Jeder Schritt schmerzte, doch schien die Entzündung sich nicht weiter auszubreiten. Als der Morgen graute, rief Hrobon zum Aufbruch.
    Mythor saß hinter No-Ango und Sadagar auf. Die Karawane setzte sich in Bewegung. Vor ihr lag eine sich scheinbar endlos erstreckende Wüste. Der Pilzwald blieb zurück, doch schien er das unfruchtbare Land weiträumig zu umschließen. Unangefochten kam der Zug voran. Shezad zeigte sich kurz im Eingang des Zeltes und winkte zu Mythor und seinen Freunden herüber. Mythor machte keinen Hehl aus seiner Erleichterung, hatte er doch die Befürchtung gehegt, die Prinzessin würde vielleicht nie wieder aus ihrer Besinnungslosigkeit erwachen.
    »Seht euch die Luft an«, sagte plötzlich No-Ango. »Hier beginnt die Zone des Goldenen Staubes.«
    Mythor sah es. Als ein Sonnenstrahl kurz durch die sich auftürmende Düsternis fiel, war die Luft erfüllt von golden flirrenden Teilchen, die an winzige Kristalle erinnerten. Hrobon musste es auch bemerkt haben, denn er ließ die Karawane halten und beriet sich mit einigen seiner Krieger.
    »Es ist erst der Anfang«, prophezeite der junge Rafher. »Der Staub wird so dicht werden, dass wir uns wieder durch Tücher schützen müssen. Auch das wird nicht verhindern, dass wir das Schicksal jener teilen, die ihm zum Opfer fielen. Sie warten auf uns beim Schattenturm.«
    »Hu-Gona?« fragte Mythor nur.
    No-Ango nickte zur Bestätigung. Er schien mit sich zu ringen, bevor er sagte: »Eine weitaus schrecklichere Gefahr lauert beim Schattenturm.«
    Zu weiteren Auskünften war der Rafher nicht zu bewegen. Sadagar blieb seltsam ruhig. Mythor überlegte, ob es wohl Sinn hatte, Hrobon nochmals zu warnen. Doch hinter der Karawane lag der Pilzwald, der die Wüste und den Schattenturm womöglich ringförmig umschloss. Nein, Mythors Sinn stand nicht länger danach, die Gefahr zu fliehen. Eine seltsame Erregung bemächtigte sich seiner bei dem Gedanken an jenen legendenumwobenen Mann, den man Prinz der Düsternis nannte. Stimmte das, was man sich über ihn erzählte, so würde er ohnehin spätestens bei Logghard auf ihn treffen. Vielleicht war es dann besser, vorher zu wissen, mit wem man es zu tun hatte.
    Die Karawane setzte sich wieder in Marsch. Hrobon ließ sich von ihrer Spitze zurückfallen und schien jedem einzelnen seiner Krieger Mut zusprechen zu wollen. Unwillkürlich musste Mythor diesen Mann für seinen unerschütterlichen Glauben bewundern. Er hätte es in der Hand gehabt, ihn zu töten. Wenn er Hrobon einmal als Freund gewinnen könnte…
    Das war reines Wunschdenken. Mythor richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf den Goldenen Staub, der sich jetzt bereits auf ihn legte und in die Atemwege drang. Er ließ sich von Sadagar das Tuch reichen und band es vor das Gesicht, so dass nur die Augen frei blieben. Die Vogelreiter taten das gleiche.
    Als die Sonne wieder am Himmel erschien, brachte Hrobon die Karawane erneut zum Stehen. Er deutete mit ausgestrecktem Arm voraus. No-Ango trieb das Diromo voran, bis sie auf gleicher Höhe mit Hrobon auf einem Hügel standen und in der Ferne die Mauern einer mächtigen Bastion sahen.
    »Der Schattenturm«, rief Hrobon aus. Mythor sah seinen Gegenspieler an und erschrak. Hrobons Stirn war dick von Staub bedeckt, und wie dicke Adern zogen sich graue Linien eines feinen Netzes über seine Haut. Mythor lockerte das Tuch und betastete das eigene Gesicht mit den Fingern. Er fühlte eine harte Kruste, und die Haut spannte,

Weitere Kostenlose Bücher