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Prinz der Düsternis

Prinz der Düsternis

Titel: Prinz der Düsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Ein Schritt weiter, und sie würde ihm die Haare versengen, die Lungen ausbrennen und…
    Es ist nicht so! hämmerte er in sein Bewusstsein. Trugbilder und Zauber! Mythor taumelte weiter. Shezad war plötzlich ein erdrückend schweres Gewicht auf seinen Armen. Hinein in die Wand aus Feuer! Seine Lungen schmerzten, Schweiß brach aus allen Poren und rann in Strömen die Wangen herab. Die Feuerwand nahm ihn auf. Flammen schlugen in sein Gesicht. Er konnte nicht mehr länger atmen. Zu stark war das, was nun mit aller Gewalt nach seinem Geist griff. Aus dem Brausen wurde das Tosen eines Gewittersturms. Mythor sah nichts mehr, taumelte blind und blieb stehen. Die Feuer waren in ihm, und die tanzenden Flammen nahmen Gestalten an, Gestalten von wunderschönen Wesen, die ihm lockend ihre Hände entgegenstreckten, ihm zuflüsterten, ihn mit sich fortziehen wollten.
    Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Körper. Mythor schrie auf, schnappte nach Luft und sah etwas Schwarzes an seiner rechten Wade. Für einen Augenblick riss die Feuerwand auf, ließ das Tosen in seinem Schädel nach. Mythor versuchte, das Tier an seinem Bein abzuschütteln, und verlor das Gleichgewicht. Shezad rutschte aus seinen Armen. Mythor schlug neben ihr zu Boden, was ihn endgültig zur Besinnung brachte. Sein Schwert leuchtete blutrot im Widerschein der Flammen, als er sich von seinem Peiniger befreite. Fassungslos sah er, wie die Flammen von ihm ließen und in den Leib des toten Tieres fuhren. Mythor schob die Hände unter Shezads Körper, lud sie sich über die Schulter und nahm das abgelegte Schwert. So gut ihn seine Beine trugen, machte er sich erneut auf den Weg, immer der Schneise nach. Sein Mund war trocken, und funkelnde Sterne tanzten vor seinen Augen. Seine Bewegungen wurden marionettenhaft. Immer schwerer wurde ihm seine Last, bis er erneut stehenblieb und in die Knie sank.
    Als der riesige Schatten vor ihm auftauchte, glaubte er, den Trugbildern aufs neue zu erliegen. Doch die Hand, die ihn wenige Atemzüge später roh nach hinten stieß, gehörte zu keinem Trugbild.
    »Komm her!«
    Mythor lag noch auf dem Rücken, das Schwert in der Hand und bereit, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Hrobons Bewegungen machten ihm deutlich, dass der Heymal ebenfalls geschwächt war. Nur mit viel Mühe hatte er Shezad auf den Rücken seines Orhakos legen können. Nun stand er wieder vor Mythor, in der Rechten sein Krummschwert. Doch anstatt den tödlichen Streich zu führen, streckte er ihm die andere Hand entgegen.
    »Nun komm schon!« herrschte er ihn an. »Ich könnte unsere Rechnung jetzt auf der Stelle begleichen. Doch ich bin keiner, der sich mit dem Blut eines Hilflosen befleckt. Kusswind wird uns alle drei tragen!«
    Wortlos ließ Mythor sich aufhelfen, steckte das eigene Schwert in den Gürtel zurück und ließ sich mehr auf den Rücken des Laufvogels schieben, als dass er kletterte. Hrobon stieg vor ihm auf, überzeugte sich davon, dass die Prinzessin Halt hatte, und presste die Schenkel leicht in Kusswinds Seiten. Das Orhako richtete sich auf und lief.
    »Danke«, presste Mythor hervor, die Arme um Hrobons Leib geschlungen.
    »Warte damit!« rief der Krieger. »Die Zeit wird kommen, um alle Schulden zu begleichen!«
    Endlich teilte sich der Wald. Knapp hundert Vogelreiter standen dicht beieinander und brachen in Jubelgeschrei aus, als sie ihren Anführer mit der Prinzessin erscheinen sahen. Hrobon brachte Kusswind zum Stehen, drehte sich zu Mythor um, lächelte grimmig und stieß ihn zu Boden. Ohne sich weiter um ihn zu kümmern, ritt er mit Shezad zu Spinnenglanz, auf dem das Zelt wieder so gut wie eben möglich hergerichtet worden war.
    »Mythor! Bei Erain, du lebst!«
    Steinmann Sadagars Gesicht tauchte über ihm auf. Dann griffen Hände unter seine Schultern und halfen ihm in die Höhe. Mythor stand noch unsicher, doch die kühle Luft, die er jetzt einatmete, brachte ihm bald seine Lebensgeister zurück. Er sah an sich hinab und klopfte Pilzstaub von seiner Kleidung. Dort, wo sich das Tier festgebissen hatte, war das Bein geschwollen. Willig ließ er sich von Sadagar zu No-Ango führen, der auf dem Rücken des Diromos auf sie wartete.
    »Die Finsternis soll diesen Schinder verschlingen!« schimpfte Sadagar und schüttelte die Faust, als er sah, wie Hrobon die Prinzessin in ihre Sänfte trug.
    »Lass gut sein«, sagte Mythor matt. »Er hat mir vermutlich das Leben gerettet.« Er sah sich um. »Ich denke, wir warten hier den Morgen

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