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Prinz der Düsternis

Prinz der Düsternis

Titel: Prinz der Düsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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wo waren diese Männer?
    Mythor musste gegen das Grauen ankämpfen, das sich in sein Herz schlich. Plötzlich fühlte er sich von allen Seiten beobachtet. Hrobon brachte Kusswind vor einem riesigen Torbogen zum Stehen, der durch die Mauer führte, und wartete, bis sich seine Krieger um ihn gesammelt hatten. Nichts im starren Gesicht des Vogelreiters ließ darauf schließen, was in diesen Augenblicken hinter seiner Stirn vorging. Er hustete, und kurz blitzte es in seinen Augen auf, als er die Hand über die Stirn führte und die steinernen Adern auf seiner Haut fühlte.
    »Und nun?« fragte Mythor. »Wo ist Garram mit seinem Trupp, Hrobon?«
    Der Heymal brauchte nicht zu antworten. Jene, mit denen sie sich hier zusammentun sollten, traten aus den Schatten heraus, erschienen auf der Mauer oder stiegen aus Sandgruben, in denen sie versteckt gelegen hatten – Männer, deren Häupter bis auf die Augen und den Mund von einem aus Stein gewachsenen Helm fingerdick überzogen waren. Es war eine Armee des Schreckens, in zerrissenen Burnussen und glitzernd vom Goldenen Staub, der auf den Männern lag, unheimliche Gestalten, wie einem Alptraum entstiegen.
    Mythors Herz schlug bis zum Hals. Männer schrien und sprangen von ihren Laufvögeln, rannten ziellos in die Wüste und warfen sich mit dem Gesicht in den Sand, um nur nichts mehr sehen zu müssen. Sie, die bisher so tapfer gegen das Ungeheuerliche angekämpft hatten, Hrobon und dem Shallad blind vertrauten, erlagen dem Wahnsinn, der nach ihnen griff.
    Schweigend rückten die Halbversteinerten heran. Sie griffen nicht an, wie Mythor erwartet hatte, sondern sie streckten den Ankömmlingen abwehrend die Hände entgegen und bedeuteten ihnen durch Gesten, auf der Stelle umzukehren. Der Anblick dieser Verlorenen ließ Mythor allen Abscheu vergessen und tiefes Mitleid für sie empfinden. Sie wussten, dass nichts und niemand ihnen noch helfen konnte, und hatten nur das eine im Sinn: Hrobons Trupp das gleiche schreckliche Schicksal zu ersparen. Vielleicht war einer von ihnen sogar Garram selbst, der teuer für sein Vorhaben, den Pakt mit Dunklen Mächten zu suchen, bezahlen musste. Niemand konnte es sagen. Kein Wort kam über die verknöcherten Lippen. Die Gestalten schoben sich bis auf wenige Mannslängen heran, dann blieben sie stehen. Unsägliches Entsetzen lag in den Blicken der schlackeumwachsenen Augen, Entsetzen, das übersprang auf Vögel und Reiter. Immer mehr von ihnen jagten in die Wüste hinaus. Hrobon sah sich unsicher um. Nur eine Handvoll entschlossener Männer blieb an seiner Seite. Shezad zeigte sich nicht, doch Spinnenglanz rührte sich nicht von der Stelle. Mythors Bewunderung für den Mut der Prinzessin steigerte sich ins Unermessliche .
    »Bleibt, ihr Narren!« schrie endlich Hrobon den Fliehenden hinterher. »Wohin wollt ihr denn?«
    Sie hörten ihn nicht und verschwanden in den Staubwolken. Hrobon fuhr herum, sprang voller Zorn von Kusswinds Rücken und stürzte sich auf einen der Versteinerten. Der Mann wich zurück, doch nicht schnell genug. Hrobon packte ihn an den Schultern und schrie ihn an: »Wer von euch ist Garram? Bringt mir Garram, damit er…!«
    »Sie können nicht sprechen!« Mythor hatte sich ebenfalls zu Boden gleiten lassen und riss den Heymal zurück. »Sei vernünftig, Hrobon! Keiner von ihnen wird dir eine Antwort geben!«
    Der Vogelreiter schüttelte Mythors Hand ab und griff nach dem Schwert. Für zwei, drei Herzschläge lang standen sie sich gegenüber wie schon einmal, bereit, um Leben und Tod zu kämpfen.
    Mythor stieß eine Verwünschung aus, riss blitzschnell das Schwert aus dem Gürtel und schleuderte es Hrobon vor die Füße. »Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um unsere Fehde auszutragen!« rief er. »Bis hierher kamen wir! Vielleicht ist es unser Los, hier unser Leben zu beenden! Soll das umsonst geschehen?«
    Hrobons Augen funkelten ihn zornig an. Endlich ließ er die Klinge los und fuhr ihn an: »Es ist nicht die Sache eines Frevlers, sich in die Angelegenheiten des Shallad zu mischen!«
    »Bei Quyl, es geht nicht um Hadamur und um das, was er ist oder nicht, Hrobon! Noch leben wir, haben Augen, um zu sehen, und Münder, um anderen Zeugnis zu geben von dem, was hier geschieht. Verschließe dich nicht länger davor. Später lass uns gegeneinander kämpfen. Doch jetzt mag es sein, dass jeder Arm gebraucht wird, der ein Schwert führen kann!«
    »Du willst in den Turm?«
    Mythors Blick strich über das finstere Gemäuer aus großen,

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