Prinz der Düsternis
Krieger, die als Wachen für sie abgestellt worden waren, und in seinem Rücken stak eines der steinernen Schwerter. Sein Kamerad lag nur wenige Schritte entfernt. Noch ein Stück . weiter beschienen die Fackeln der Unheimlichen die Kadaver der Karawanentiere und die Leichen der bei ihnen zurückgebliebenen Männer.
Da wusste die Prinzessin, dass nicht Garrams Krieger auf der Mauer standen. Sie war unfähig, noch einen klaren Gedanken zu fassen, und als kräftige Hände ihre Arme packten und sie in die Höhe zogen, ließ sie es mit sich geschehen. Sie sah in verknöcherte Gesichter, in denen dunkle Augen hinter Schlackewucherungen blitzten, und ließ sich führen, durch den Torbogen und ein Stück um die Mauer herum.
Als sie die riesigen Leiber erblickte, die in der Dunkelheit warteten, dämmerte in ihr das Begreifen. Plötzlich gab es keinen Zweifel mehr daran, wessen Krieger die Nacht ausgespien hatte – und wem die Yarls gehörten, die gewaltiger waren als alle, die sie in Horai und anderswo zu Gesicht bekommen hatte.
*
Es war die Stimme eines Menschen, hohl und heiser zwar, aber… Unendlich langsam drehte Mythor den Kopf. Die Klinge rutschte an seinem Hals entlang, bis ihre Spitze auf die Kehle drückte. Noch ehe Mythor an der Kleidung erkannte, wen er vor sich hatte, stieß Hrobon einen Laut der Überraschung aus.
»Aber das ist…! Beim Shallad, Garram!«
Mythor sah ein halbes Dutzend Krieger mit blanken Schwertern. In der Dunkelheit des Ganges mochten weitere lauern. Der mit Garram Angesprochene aber wechselte mit den anderen einige unsichere Blicke.
»Ich… kenne dich«, sagte er endlich zu Hrobon. Er sprach so, als bereitete ihm jedes Wort unsägliche Schmerzen, obwohl sein Gesicht wie das seiner Männer nur geringe Steinbildungen aufwies. »Du bist…«
»Hrobon!« rief der Heymal schnell. »Hrobon, der vom großmächtigen Shallad selbst den Auftrag erhielt, die Prinzessin Shezad nach Logghard zu geleiten, vorher aber hier dich und deine zweihundert…«
»Shezad!« entfuhr es Garram. »Dann ist sie also hier?«
»Im Turm«, antwortete Hrobon schnell. »Aber nehmt die Klingen fort! Was hat das zu bedeuten? Wir sind nicht eure Feinde!«
Garram wirkte unentschlossen. Er blickte auf Mythor, Sadagar und No-Ango. »Wer sind diese?«
Hrobon bedachte Mythor mit einem Blick, der den Sohn des Kometen fürchten ließ, seine letzte Stunde hätte geschlagen. Er spannte alle Muskeln an, hatte den Schrei auf den Lippen, um Sadagar und dem Rafher zuzurufen, um den letzten Tropfen Blut zu kämpfen, doch Hrobons Miene entspannte sich, und der Heymal sagte mit seltsamer Ruhe: »Sie begleiten unsere Karawane. Es sind Krieger aus dem Norden und ein Rafher. Du kannst ihnen vertrauen.«
Garram nahm das Schwert fort und steckte es sich in den Gürtel. Die übrigen Männer folgten seinem Beispiel. Mythor stand auf und musterte den Staffelführer, von dem Shezad ihm wenig Gutes berichtet hatte. Garram trug einen schmutzigen Burnus, in dessen Falten sich Staub angesammelt hatte, und glich in vieler Hinsicht Hrobon, nur war seine Haut dunkler und sein Gesicht noch verschlossener. Die dichten Brauen schienen über der Nasenwurzel zusammengewachsen zu sein, der Mund war ein schmaler Spalt. Nur auf der Stirn, dem Kinn und der rechten, narbenüberzogenen Wange klebten Schlackegebilde. Ähnlich sahen seine Krieger aus.
Garram nahm Mythor das Feuer aus der Hand, verschwand im Verlies, dessen Tür auf dem Boden lag, und zündete drei in Wandhalterungen steckende Fackeln an. Die plötzliche Helligkeit schmerzte die Augen. Als Mythor wieder klar seine Umgebung erkennen konnte, stand Garram im Eingang des Kerkers und bedeutete den Ankömmlingen durch Gesten, an ihm vorbeizutreten. Sein Blick war stechend und erinnerte Mythor unwillkürlich an Drudins Dämonenpriester.
Wortlos folgte er der Aufforderung. Der Raum wies keinerlei Einrichtung auf. Der Staub war in eine Ecke gewischt und mit Tüchern bedeckt worden. Andere Tücher waren auf dem Boden ausgebreitet, was darauf schließen ließ, dass die Krieger sich schon für Tage hier unten aufhielten. Sie waren abgemagert. Wie um sie zu verteidigen, postierte sich einer von ihnen sogleich vor einigen noch mit Wasser gefüllten Schläuchen. Ein anderer blieb im Eingang stehen, als seine Kameraden hinter Hrobon, dessen Männern, Sadagar und No-Ango hindurch waren und sich niedersetzten. Sadagar blickte Mythor fragend an, der heftig erschrak, als er erkannte, wie weit die
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