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Prinz der Düsternis

Prinz der Düsternis

Titel: Prinz der Düsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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aus der Teile von Gesichtsmasken herausstachen. Als Mythor sich nach einer solchen bückte, erschien ihm die Innenseite im Licht der Fackel wie eine Totenmaske. Er fand ein zweites Stück, das sich nahtlos ans erste anfügen ließ und mit diesem zusammen einen Helm ergab. Seine tastende Hand fühlte etwas Hartes im knöcheltiefen Staub, und als er es herauszuziehen versuchte, zerbröckelte ein Knochen zwischen seinen Fingern.
    Er erschauerte und reichte Hrobon seinen Fund. Der Heymal betrachtete den Helm. Unsicher blickte er Mythor an.
    Der Sohn des Kometen zögerte mit einer Antwort, bis er mit dem Fuß weitere menschliche Gebeine aus dem Staub geholt hatte. Ein leichter Tritt darauf ließ sie ebenfalls zu Staub zerfallen. »Das allein blieb von jenen, die einstmals diese Bastion gegen die Heerscharen der Finsternis verteidigten, bis der Goldene Staub über sie kam«, sagte er schließlich tonlos. »Nur Staub und die Totenmasken.«
    »Die Helme fielen erst nach dem Tod von ihnen ab«, sagte Hrobon. »Aber wie lange lebten sie damit?«
    Mythor zuckte die Schultern. Ohne dass er es bemerkt hätte, hatte er das Schwert aus dem Gürtel gezogen. Er starrte zur Decke empor und suchte nach dem Durchgang in höher gelegene Teile des Turms. Nur eine einzige schwarze Öffnung klaffte in der von den Fackeln kärglich beleuchteten Decke, viel zu hoch für ihn. Selbst wenn sich einige Männer aufeinanderstellten, konnten sie sie nicht erreichen. Die Leiter, die einstmals dort hinaufgeführt hatte, war ebenso dem Wirken der Zeiten zum Opfer gefallen wie alles, was einmal dieses Gewölbe ausgefüllt hatte.
    Draußen kam Wind auf und blies eine schaurige Melodie durch die Scharten. Sadagar schrak zusammen. So tapfer der Steinmann sich auch nach außen hin gab – seine Blicke verrieten den einen Wunsch, diesen finsteren Ort des Todes und des Moders schnell wieder zu verlassen.
    »Wir sehen uns weiter unten um«, sagte Hrobon. »Vielleicht finden wir in den Verliesen etwas. Garram muss uns wenigstens eine Botschaft hinterlassen haben.«
    »Und wenn es ihm genügte, uns hierherzulocken?« fragte Mythor.
    »Was hätte er von uns gehabt?«
    Hrobon ahnte es wirklich nicht! So blind in seinem Glauben an den Shallad war er, dass er die Augen vor dem allen verschloss, was allein einen Sinn in diesem undurchschaubar erscheinenden, grausamen Spiel ergab!
    Sie gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Mythor und Hrobon überzeugten sich davon, dass Shezad den bewachten Raum nicht verlassen hatte. Dann erst folgten sie der Treppe, die tiefer in den Turm hineinführte.
    Sie gelangten in finstere Gänge und Gewölbe, stiegen weitere Treppen hinab, bis die Wände nicht länger aus Mauersteinen bestanden, sondern in den Fels selbst getrieben worden waren, auf dem die Bastion errichtet war. Zu beiden Seiten befanden sich eiserne Türen, die zum Teil schräg in verrosteten Angeln hingen. Auch hier war der Boden von Schlackegebilden bedeckt, doch glitzerte der Staub im Fackelschein nicht mehr golden. Wer immer in der Vergangenheit Schutz vor den verhängnisvollen Kristallen gesucht hatte, mochte ihn in dieser Tiefe am ehesten gefunden haben. Und doch hatte das Schicksal die hierher Geflüchteten ereilt.
    Schweigend setzten die Männer ihren Weg fort, durchsuchten Verliese und immer weitere Gänge, schweigend und mit unsicheren, weithin hallenden Schritten.
    Vor einer weiteren aus den Angeln gefallenen Eisentür, hinter der dunkel ein Kerker gähnte, blieb Mythor stehen. Hrobon, der mit Sadagar neben ihm ging, blickte ihn missmutig an.
    »Dort!« Mythor deutete mit der Schwertspitze auf etwas Mattes, das an einer der verrosteten Angeln hing.
    Hrobon stieß einen ersticken Schrei aus und bückte sich schnell nach dem Stofffetzen. Mythor ging neben ihm in die Hocke, als er plötzlich kalten Stahl in seinem Nacken fühlte. »Dreht euch… um!« schnarrte heiser eine Stimme, die Mythor das Blut in den Adern gefrieren ließ. Hinter sich hörte er schnelle Schritte und die entsetzten Schreie der Krieger, in deren Rücken sich dunkle Gestalten aus den Schatten geschält hatten und ihnen ihre Klingen ans Genick setzten. »Dreht euch um, aber langsam und keine falsche Bewegung, oder es war eure letzte!«
    *
    Währenddessen schritt Shezad unruhig in ihrem Quartier auf und ab. Eine einzige Fackel erhellte den Raum, der gut fünf mal fünf Mannslängen im Quadrat messen mochte. Von der niedrigen Decke hingen Spinnweben herab. Der Boden war weitgehend frei

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