Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prinz der Düsternis

Prinz der Düsternis

Titel: Prinz der Düsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
ihnen neue Befehle gegeben. Er konnte und wollte nicht das geringste Risiko eingehen.
    Kräftige Arme rissen die Tür nach außen auf. Knirschend schleifte Stein auf Stein. Drei große Gestalten zeichneten sich dunkel gegen den aus dem Gang kommenden Fackelschein ab.
    Mythor, zum Sprung bereit auf dem Boden kauernd, erschauerte. Vergeblich versuchte er, gegen das Licht etwas von den Kriegern zu erkennen. War einer von ihnen gar Odam selbst? Er atmete auf, als ein weiterer Krieger erschien und das Verlies mit einem großen Bottich betrat. Er brachte Wasser. Mythor sah aus den Augenwinkeln, wie Hrobon und seine beiden Männer sich eng an die Wand drückten, Schatten nur. Er legte Sadagar wieder die Hand auf die Schulter, um ihn am Boden zu halten. No-Ango saß wie zu Stein erstarrt. Waren die Augen der Krieger so gut an Dunkelheit gewöhnt, dass sie erkannten, dass nur drei ihrer Gefangenen vor ihnen waren?
    Mythor wagte nicht zu atmen. Alle Muskeln gespannt, wartete er, bis der, der mit beiden Händen den Bottich trug, bis auf drei, vier Fuß an ihn heran war und sich bückte, um den schweren Behälter abzusetzen. Was, wenn nun Dutzende von Kriegern noch draußen standen? Mythor zauderte nur einen Herzschlag lang. Dann richtete die dunkle Gestalt vor ihm sich auf, als ein Geräusch von dort zu hören war, wo die Vogelreiter sich verbargen.
    Mythor schnellte sich in die Höhe. Mit einem Satz erreichte er den Krieger, stieß ihm die Beine unter dem Leib weg, während er ihm gleichzeitig die Arme um den Hals schlang. Der Mann fiel schwer. Mythor presste ihm die Hand vor den Mund und zerrte ihn tiefer ins Verlies hinein. Sadagar und No-Ango sprangen auf, wie um die drei zu empfangen, die jetzt vorstürmten, um ihrem Kameraden beizustehen. Die beiden ließen sie ins Leere laufen, und Hrobon löste sich mit seinen Männern aus den Schatten. Bevor auch nur ein Schrei ertönte, verfuhren sie mit ihren Gegnern so wie Mythor mit dem seinen. Durch Faustschläge waren sie nicht zu betäuben, doch Mythors Finger fanden des Kriegers Kehle und drückten ihm den Atem ab, bis er schlaff in seinem Griff zu Boden sank. Sadagar und No-Ango standen im Eingang des Verlieses und winkten, dass der Gang verlassen sei.
    Hrobon hielt seinen Gegner in eiserner Umklammerung. Der Mann schlug um sich und trat, doch schließlich sank auch er bewusstlos zu Boden, gleich darauf gefolgt von den beiden übrigen. Mythor, Hrobon und No-Ango entwaffneten sie und verteilten die steinernen Schwerter.
    »Kommt endlich!« flüsterte Sadagar erregt. Er schwitzte, wo die Poren noch offen waren. Mythor ließ die Vogelreiter an sich vorbei auf den Gang laufen, warf den Bewusstlosen einen letzten Blick zu und verließ als letzter den Kerker. Zusammen mit Hrobon stieß er die Steintür zu und legte den Riegel vor. »Die vier schlafen eine Weile«, flüsterte er. »Dort entlang!«
    Sie hatten sich den Weg gemerkt, jede Treppe und jede Biegung, um die sie geführt worden waren. Die schweren Steinschwerter in den Fäusten, bewegten sie sich so leise wie möglich, hinter jedem Winkel konnten Feinde lauern. Niemand stellte sich ihnen entgegen. Unangefochten erreichten sie den Ausgang des gewachsenen Bauwerks und spähten hinaus auf den riesigen Rücken des Yarls.
    »Deshalb also«, flüsterte Hrobon. »Darum waren die Gänge verlassen.«
    Mythor, der bereits geargwöhnt hatte, in eine Falle zu laufen, nickte grimmig, als er die Krieger um ein großes Feuer herum sitzen sah, trinkend und eine schaurige Melodie summend, als ob sie ein finsteres Ritual vollzögen. Die versteinerten Gesichter der Männer schienen im Schein der brennenden Scheite zu glühen. Ihre Schatten wanderten über die mannshohen Mauern, die den Rücken des Yarls begrenzten. Mythor zog Hrobon in den Schatten des Eingangs zurück, als der Heymal den Kopf zu weit vorstreckte. Schweigend deutete er auf den Yarl, der nur einen guten Steinwurf entfernt durch die Nacht stampfte.
    »Der Palast«, flüsterte Hrobon fast ehrfürchtig.
    »Unser Ziel.« Mythor schätzte, dass alle Bewohner dieser wandernden Festung, auf der sie selbst sich befanden, um das Feuer versammelt waren – ausgenommen jene im Verlies. Es blieb die Frage, wie man ungesehen an ihnen vorbei und über die Mauer kam. Erst dann konnte er sich Gedanken darüber machen, wie der Palast zu erreichen war.
    »Sie erwarten die vier zurück«, flüsterte er den Gefährten zu. »Hrobon, du, deine Krieger und ich haben in etwa ihre Statur. Wir gehen

Weitere Kostenlose Bücher